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IHK-Gründerreport: Zahl der Existenzgründungen im Saarland rückläufig – Lücke zum Bund wieder größer

Thomé: „Erheblicher Handlungsbedarf für die neue Landesregierung“

21.03.2022



Im Saarland haben 2021 weniger Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Die Zahl der Existenzgründungen im gewerblichen Bereich ist im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Prozent auf 2.301 gesunken, wie aus dem IHK-Gründerreport hervorgeht. Bundesweit stieg dagegen die Zahl der Firmengründungen um 1,8 Prozent an. Dadurch hat sich die langjährige „Gründungslücke“ des Saarlandes gegenüber dem Bund vergrößert: Je eine Million Einwohner wurden hierzulande 2.341 Unternehmen gegründet, im Bund waren es 2.879. Die Lücke vergrößerte sich damit von 471 auf 538.

„Der Rückgang des Gründungsgeschehens im Saarland zeigt, wie groß der Handlungsbedarf für die künftige Landesregierung ist. Das Saarland braucht daher eine neue Gründungsdynamik, damit die Lücke gegenüber dem Bund kleiner wird“, fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé als Konsequenz aus den Ergebnissen des aktuellen Gründerreports. Ohne eine Trendwende „fehlt dem Saarland das Potenzial innovativer unternehmerischer Lösungen, die es für das Gelingen der strukturellen und digitalen Transformation dringend braucht“, sagt Thomé. „Voraussetzung für mehr Existenzgründungen ist ein Klima, das jungen Menschen Lust auf Selbstständigkeit und Unternehmertum macht und Gründungen befördert. Der Unternehmerfunke muss nun endlich zünden, damit sich das Saarland tatsächlich zu einem Hotspot für innovative Gründungen entwickeln kann – so wie es Anspruch der bisherigen Regierungsparteien in ihrem Koalitionsvertrag für die laufende Legislaturperiode war. Dazu müssen sich die Rahmenbedingungen substanziell verbessern.“

Gründungssaldo erneut im positiven Bereich, aber deutlich unter dem Bund

Das Saarland schneidet auch beim „Gründungssaldo“ im Vergleich zum Bund schlechter ab. Dieser für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region wichtige Indikator errechnet sich als Differenz aus der Zahl der Existenzgründungen und der Zahl der Firmenauflösungen. Die IHK verzeichnet zwar für das Saarland eine Verbesserung, doch das Land bleibt hinter der bundesweiten Entwicklung zurück. Während von 2010 bis 2019 der Gründungssaldo im Saarland negativ war und damit mehr Unternehmen aus dem Markt ausschieden, als neue gegründet wurden, lag dieser Wert 2020 erstmals wieder im Plus. Auch 2021 – dem zweiten Corona-Jahr, in dem das Insolvenzrecht vorübergehend gelockert war – überstieg die Zahl der Existenzgründungen die der Betriebsschließungen um 97 und lag damit sogar höher als im Vorjahr (70). Wie viel besser die Situation im Bund ist, verdeutlicht der einwohnerbereinigte Gründungssaldo. Während sich dieser Wert je eine Million Einwohner Saarland auf 99 beläuft, erzielte der Bund mit 279 den besten Gründungssaldo seit 2010.

Deutlich positive Werte zeigt der IHK-Gründerreport bei der Gründung von wirtschaftlich relevanten Unternehmen, das heißt, von Betrieben, die etwa im Handelsregister eingetragen sind oder außer dem Gründer selbst mindestens einen weiteren Mitarbeiter haben. In diesem Segment stehen 799 Neugründungen nur 603 Betriebsaufgaben gegenüber. Der Saldo von 196 liegt deutlich im grünen Bereich. Eine wichtige Funktion für das Gründungsgeschehen spielen zudem die Nebenerwerbsgründungen. Auch wenn diese gemäß der von der IHK angewendeten Systematik des Instituts für Mittelstandsforschung IfM Bonn nicht zu den Existenzgründungen gezählt werden, zeigt ihr hoher Anteil an den Gewerbeanmeldungen (51 Prozent), dass ein Angestelltenverhältnis den Weg in die Selbstständigkeit nicht verhindert. Im Gegenteil: Viele angehende Selbstständige gründen zwar zunächst im Nebenerwerb, streben aber an, später hauptberuflich ihren Betrieb zu führen.

IHK-Appell: Rahmenbedingungen für Gründer verbessern

Angesichts der schwachen Entwicklung im Saarland sieht die IHK Verbesserungspotenzial bei der Stärkung der Gründerkultur und bei den Rahmenbedingungen für Existenzgründer. „Um den Gründergeist zu wecken und Gründungen anzuregen, braucht es vor allem eine positive Einstellung zu den Themen Unternehmertum, Selbstständigkeit und Gründung. Hierzu können die Schulen und Hochschulen wertvolle Beiträge liefern, denn unternehmerisches Denken und Handeln sind Schlüsselkompetenzen“, sagt Thomé. Die IHK spricht sich deshalb dafür aus, den Aufbau von Fachwissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für eine erfolgreiche Unternehmensgründung und Unternehmensführung notwendig sind – etwa die Vermittlung digitaler und ökonomischer Kompetenzen –, in den Lehrplänen der Schulen und Studienordnungen der Hochschulen zu verankern. Des Weiteren sollten aus Sicht der IHK mehr Anreize für Professoren geschaffen werden, die Gründungsvorhaben unterstützen, und Gründungsaktivitäten der Studierenden sollten auf deren Studienleistungen angerechnet werden.

Junge innovative Unternehmen sind für ihren Erfolg darauf angewiesen, dass ihre spezifischen Bedürfnisse auch in Gesetzen und Verordnungen Berücksichtigung finden. Die IHK regt daher für das Saarland einen standardmäßigen Start-up-Check mit dem Ziel an, dass der Gesetzgeber die Belange von Gründern und Start-ups bereits bei der Ausgestaltung neuer Normen sowie bei Novellierungen von Gesetzen und Verordnungen stärker in den Blick nimmt. Würden Existenzgründer und junge Unternehmen zudem für die Dauer von drei Jahren von landesbezogenen Statistik- und Meldepflichten befreit, würde dies die Rahmenbedingungen nochmals verbessern. Und schließlich wird mehr Wagniskapital benötigt – bei öffentlich und privat gespeisten Gründerfonds. „Den Gründergeist wecken, das Unternehmerbild stärken und Freiräume für Kreativität schaffen – dies sollte die Devise für mehr erfolgreiche Unternehmensgründungen im Saarland sein. Nur so kann es langfristig gelingen, die Gründungslücke gegenüber dem Bund zu schließen“, betonte Thomé.

Der IHK-Gründerreport steht hier zum Download bereit.

Gründungssaldo 2008 -2022
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