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Taxi fahren! Eine Anmerkung zur Lehrstellenbilanz 2013

Kolumne
Von IHK-Vizepräsident Wolfgang Herges

01.11.2013

Das Gespräch könnte sich so überall ereignet haben: ein junger Mann wird gefragt, was er nach dem Abitur machen will. Seine Antwort: „Germanistik studieren“. Auf die Frage, wie er sich seine berufliche Zukunft nach dem Studium vorstellt: „arbeitslos oder Taxi fahren“.
Wäre die Sache nicht so ernst, könnteman darüber lachen.Doch die Kehrseite dieser Einstellung zeigt sich in den Bilanzen der beruflichen Berufsausbildung. Der Drang an die Hochschulen (Studienanfängerquote 2012: 55%!) und sinkende Schülerzahlen bewirken, dass Unternehmer immer schwerer ihre Ausbildungsplätze besetzen können. Eine wesentliche Säule des deutschen Wirtschaftserfolgs droht schwächer und schwächer zu werden.
Leider ist das Saarland bei diesem Trend nicht nur dabei, sondern mitten drin.Die Bilanz zum Start des neuen Ausbildungsjahres weist eine deutlich geringere Zahl von Ausbildungsverträgen als im letzten Jahr aus. Wurden 2012 noch über 5.000 Ausbildungsverträge eingetragen, waren es 2013rund 200 weniger. Die Lehrstellenbörse verzeichnet gegenwärtig noch freie Stellen – das ist aber nur die elektronisch erfasste Spitze des Berges an freien Ausbildungsplätzen. Viele Betriebe klagen, dass sie ihre Stellen nicht mehr besetzen können. Dies betrifft zumeist die Gastronomie, den Handel, aber auch gewerbliche Berufe.
So frustrierend die Suche nach Auszubildenden ist. Unternehmer dürfen hier nicht resignieren. Sie können es letztlich auch gar nicht. Die betriebliche Ausbildung ist ein Gebot der Selbsterhaltung. Der Auszubildende von heute ist die Fachkraft von morgen. Es gilt daher, neue Strategien zu entwickeln, um im Wettbewerb um Nachwuchszu punkten.
Unsere IHK ist auch auf diesem Feld allen Mitgliedsbetrieben ein Partner. Gemäß unserem Motto: „Gemeinsam die Zukunft gestalten“ bieten wir zahlreiche Informationsveranstaltungen und vielfältige Beratungsangebotezum Thema Nachwuchssicherung an. Unsere Ausbildungsberater informieren Schülerüber Berufsbilder und berufliche Perspektiven. Im Rahmen des Programms „AnschlussDirekt“ werden Jugendliche vermittelt und qualifiziert. Die Gewinnung ausländischer Jugendlicher für die berufliche Bildung ist ein weiteres wichtiges Thema.Dazu wurde in diesem Jahr gezielt die Fachstelle für grenzüberschreitende Ausbildung errichtet, die von uns mitfinanziert wird. Die Liste der Maßnahmen ließe sich noch lange fortsetzen.
Die Wirtschaft tut, was sie kann. Doch die Politik ist ebenfalls gefragt: Als sie mehr Ausbildungsplätze forderte, haben die Unternehmen in einem großen Kraftakt geliefert.
Nun, wo es um die Besetzung vorhandener Stellen geht, muss die Politik ihre Anstrengungen auch intensivieren. Dabei ist zu allererst die Ausbildungsreife der Jugendlichen zu verbessern. Der jüngste Ländervergleich zeigt es deutlich: die Leistungen saarländischer Schüler in Mathematik sind unterdurchschnittlich! Die Landesregierung muss hier zügig und entschlossen handeln.
Die Betreuung von Ausbildungs- und Studienabbrecher ist ein weiteres wichtiges Handlungsfeld. Dabei gilt es, durch gezielte Beratung und spezielle Angebote der beruflichen Aus- und Weiterbildung die Studienabbrecher bei der Suche nach einer beruflichen Perspektive zu unterstützen. Schließlich sind wir alle gefordert, der dualen Ausbildung eine neue Wertigkeit zu verschaffen. Ein neuer Ausbildungspakt wäre ein wichtiges Signal. Das Studium allein darf nicht als der Königsweg zum beruflichen Erfolg angesehen werden.Informationsveranstaltungen wie die „Lange Nacht der Industrie“ leisten hierbei einen wichtigen Beitrag.
Vielleichthilft es aber auch, dass der ein oder andere Schulabgänger mal mit dem Taxi fährt.