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Alle Potentiale heben!

Volker Giersch: „Neue Angebote für theorieschwächere Jugendliche erforderlich“ - IHK Hauptgeschäftsführer für Qualifizierungsoffensive

06.08.2012

Zur Milderung des drohenden Fachkräftemangels hat der Hauptgeschäftsführer der IHK Saarland, Volker Giersch, neue Angebote für Theorieschwächere gefordert. Giersch betont in seinem Beitrag für die jetzt erscheinende Augustausgabe des IHK-Magazins „Saarwirtschaft“ die Notwendigkeit, auch bedingt ausbildungsfähigen Jugendlichen, eine berufliche Perspektive zu bieten. Giersch: „Jedes Jahr verbleibt eine nicht geringe Zahl von Jugendlichen, die es trotz aller Stützungsmaßnahmen nicht schaffen (können), eine duale Ausbildung mit Erfolg abzuschließen“. Für diese eher praktisch begabten Jugendliche seien – gerade auch in den Kernbereichen der Industrie – mehr theorieentfrachtete Qualifizierungsangebote notwendig, die gleichwohl mit einem anerkannten Abschluss enden. Dies dürfe allerdings keine Sackgasse sein: „Wer später den Nachweis vertiefter theoretischer Kenntnisse erbringt, muss die Möglichkeit haben, dann auch den höherwertigen Abschluss zu erreichen“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Zugleich komme es aber auch darauf an, die Qualität der Schulen weiter zu verbessern und gerade auch leistungsschwächere Schüler stärker zu fördern. Giersch: „Wir können es uns künftig nicht mehr leisten, dass fünf bis sechs Prozent eines Jugendlichen-Jahrgangs die Schulen ohne Abschluss verlassen, und dass ein beträchtlicher Teil der Hauptschulabsolventen nicht ausbildungsfähig ist“. Eine bessere Schulbildung hätte laut IHK für den Ausbildungsmarkt eine beachtliche positive Wirkung. Giersch: „Würden wir es bis Ende des Jahrzehnts schaffen, dass 95 Prozent aller Jugendlichen die Schulen ausbildungsreif verlassen (statt bislang 80 Prozent), dann hätten wir den demografisch bedingten Schüler-Rückgang bereits gut zur Hälfte wettgemacht. Die Zahl der ausbildungsfähigen Bewerber würde dann bis 2020 nur noch um ein Zehntel sinken. Ein beachtlicher Teil des Problems wäre gelöst“. Zur Schließung der verbleibenden Lücke könne nicht zuletzt die Herabsetzung des Einschulungsalters beitragen. Hier liege Deutschland gegenüber den europäischen Nachbarländern um rund ein Jahr zurück und das Saarland im Ranking der Bundesländer auf einem hinteren Rang. Giersch: „Unsere IHK hat deshalb wiederholt vorgeschlagen, innerhalb der nächsten Schuljahre in jedem Jahr die Altersgrenze der Schulpflicht um einen Monat nach vorne zu verlegen. Bislang leider ohne Erfolg“.

Berufsorientierung verbessern!


Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld liegt laut Giersch darin, die Berufsorientierung weiter zu verbessern, um unnötige Warteschleifen zu vermeiden und die Zahl der Ausbildungsabbrecher deutlich zu reduzieren. Die IHK habe ihr Engagement in der Berufsorientierung deshalb Schritt für Schritt ausgeweitet. Giersch: „Unsere Ausbildungsberater informieren in den Schulen über Berufsbilder und berufliche Perspektiven. Wir bieten Schülern und Bewerbern Eignungstests an. Wir vermitteln Schülerpraktika. Wir organisieren gemeinsam mit anderen jährlich ca. 20 Ausbildungsmessen und führen für einzelne Branchen Aktionstage durch – etwa den Aktionstag Handel und Tourismus. Und wir bieten, gemeinsam mit ME Saar, 800 bis 1.000 jungen Menschen Jahr für Jahr die Möglichkeit, sich in der ‚Langen Nacht der Industrie‘ vor Ort in den Unternehmen zu informieren. Die IHK sei zudem beteiligt an gemeinsamen Initiativen wie ALWIS und „Zukunft konkret“ sowie an Modellprojekten wie „AnschlussDirekt“. In diesem Projekt werden Hauptschüler während des letzten Schuljahres durch Paten betreut, eingehend über Berufsbilder informiert, die ihren Fähigkeiten und Neigungen entsprechen und gezielt an Ausbildungsbetriebe vermittelt. Giersch: „Der Erfolg kann sich sehen lassen: Der Anteil der Jugendlichen, die unmittelbar nach der Schule eine berufliche Ausbildung beginnen, ist bei den betreuten Schülern von rund 40 auf etwa 60 Prozent gestiegen“.

Ausbildung in Teilzeit – ideal für junge Eltern

Potenzial für zusätzliche Qualifizierung gebe es aber auch bei jungen Eltern, die noch keine Berufsausbildung abgeschlossen haben. Im Saarland liege die Zahl der 18- bis 30jährigen mit Kindern, aber ohne Ausbildung, bei fast 400. Für diese potenziellen Nachwuchskräfte sei eine Ausbildung in Teilzeit ein ideales Instrument. Giersch: „Jährlich nutzen bereits fast 80 junge Väter und Mütter dieses flexible Instrument, das Familie und berufliche Ausbildung miteinander zu vereinbaren hilft. Doch auch hier gibt es noch Spielraum nach oben“.