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Alles Gute zum Geburtstag!

IHK-Präsident Dr. Richard Weber zum fünfzigjährigen Bestehen des Saarlandes als deutsches Bundesland
Kolumne

01.01.2007

Mit dem Silvesterfeuerwerk und den Neujahrsglocken konnten die Saarländer vor wenigen Tagen auch den 50. Geburtstag ihres Bundeslandes feiern. Der Zeugungsakt liegt noch ein Stück weiter zurück: Im Oktober 1957 hatten sich die Saarländer – nach einem harten, oft erbittert geführten Abstimmungskampf – sehr bewusst und mit großer Mehrheit für Deutschland entschieden.

Wer 50 Jahre alt wird, blickt gerne zurück, zieht Zwischenbilanz. Für das Saarland fällt diese Bilanz der ersten fünf Jahrzehnte eindeutig positiv aus. Das jüngste unter den alten und älteste unter den neuen Bundesländern belegt heute bei wichtigen Wirtschaftsindikatoren fast durchweg Plätze im oberen Drittel der Länderskala. Das zeugt von Energie und einem guten Gesundheitszustand. Die schwierige „Umschulung“ vom Montanland zum Autoland und Forschungs- und Dienstleistungsstandort hat der Jubilar erfolgreich gemeistert. Dazu kann man wirklich herzlich gratulieren.

Der Erfolg war dem Jubilar nicht in die Wiege gelegt. Schon früh begann mit der Montanindustrie die über zwei Jahrhunderte wichtigste Lebensgrundlage zu bröckeln: In den zehn Jahren nach der wirtschaftlichen Rückgliederung verlor der Bergbau mehr als die Hälfte der Beschäftigten, im Jahrzehnt darauf die Stahlindustrie fast ein Drittel. In dieser Situation konnte sich das bündische Prinzip erstmals bewähren. Dank umfangreicher Strukturhilfen des Bundes vollzog sich an der Saar ein beispielloser Strukturwandel. Entscheidend für dieses Wunder waren damals – neben den Investitionszuschüssen des Bundes – vor allem drei Dinge: die hohe Verfügbarkeit qualifizierter, industrieerfahrender Arbeitskräfte, die Bereitstellung attraktiver Industrie- und Gewerbeflächen und nicht zuletzt hochattraktive Standortbedingungen und damit ein anhaltender Wirtschaftsaufschwung mit hohen Wachstumsraten in der gesamten Bundesrepublik.

Für das Saarland war dies ein Segen: In den wirtschaftlichen Zentren war der Arbeitsmarkt leer gefegt, die Fabriken voll ausgelastet. Expandierende Unternehmen wie Ford, Bosch und ZF Getriebe suchten dringend zukunftsträchtige Standorte und passende Arbeitskräfte – und fanden sie im Saarland. Die Erinnerung erzeugt Wehmut: Wo könnten wir wohl heute stehen, wenn Deutschland seinen Vorteil in der Standortgunst. nachdrücklicher verteidigt hätte?

Mit dem Ende des deutschen Wirtschaftswunders wurde der weitere Strukturwandel auch für das Saarland deutlich beschwerlicher: Die Stahlkrise der achtziger Jahre traf das Saarland mit voller Wucht. Inzwischen ist unser Land erwachsen geworden. Es hat gelernt, auch mit einem widrigen Umfeld klarzukommen. Gerade im letzten Jahrfünft, als sich Deutschland insgesamt immer wieder in den hinteren Wagons des europäischen Wachstumszuges wiederfand, konnte unser Land relativ aufholen.

Was wünschen wir dem Jubilar für die Zukunft?
  • Erstens, dass er noch lange jung und fit bleibt. Mit anderen Worten: Dass sich unser Land früher und besser auf die Herausforderungen des demographischen Wandels einstellt, attraktiv bleibt für junge Familien, den Nachwuchs bestmöglich ausbildet und Antworten darauf findet, ältere Arbeitnehmer möglichst lange produktiv zu halten und in den Arbeitsprozess zu integrieren.
  • Zweitens, dass unser Land noch lange alleine „gehen“ kann. Mit anderen Worten: Dass wir durch eine intelligente Politik und sparsames Wirtschaften die Voraussetzungen schaffen und erhalten, dauerhaft ein eigenständiges Bundesland bleiben zu können.
Die saarländischen Unternehmen haben nicht erst in den letzten fünf Jahrzehnten bewiesen, dass sie im Sinne der Evolution anpassungsfähig und „fit“ genug sind, um im Wettbewerb zu bestehen. Ähnliches gilt auch für die Saarländer insgesamt. Mit unserem Selbstbehauptungswillen haben wir gute Chancen, auch die nächsten 50 Jahre erfolgreich zu sein. In diesem Sinne: Ad multos annos!