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AnschlussDirekt - Pilotprojekt leistet Beitrag zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses

Minister Heiko Maas und IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch präsentierten Ergebnisse und Erfahrungen aus dem 2. Projektjahr

16.08.2012

Der Minister für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, Heiko Maas, hat zusammen mit dem Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes, Volker Giersch, eine Zwischenbilanz nach Abschluss des 2. Modelljahres des Pilotprojekts AnschlussDirekt gezogen. Dabei besuchten sie Micha Becker, der bei der Firma DILEB Maschinenbau in Lebach eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker absolviert. Um sich vor Ort ein Bild vom Projekterfolg zu machen, sprachen sie auch mit dem Geschäftsführer, Pierre Muller.

Das Projekt AnschlussDirekt verzeichnet ein erfolgreiches 2. Projektjahr. Insgesamt haben 79 von 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bis Ende Juli einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen. Damit ist die Vermittlungsquote im Vergleich zum Vorjahr um 13 % auf 52 % gestiegen“, so Maas. „Über eine Fortsetzung des Projekts über die zum Schuljahresende 2012/13 auslaufende Pilotphase hinaus, werden wir spätestens Anfang 2013 entscheiden“, kündigt Minister Maas an. Bis dahin werden im Rahmen einer externen Evaluierung die Vermittlungsquoten der Projektschulen mit anderen Schulen verglichen. Maas: „Das Beispiel von Micha Becker zeigt, dass Jugendlichen mit Hauptschulabschluss bei geeigneten Rahmenbedingungen viele verschiedene Berufe in der Industrie, im Handel oder im Handwerk offen stehen. Die aktuelle Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt erhöht zudem ihre Chancen.“

Giersch: „Immer noch beginnen zu wenige Schülerinnen und Schüler direkt nach ihrem Hauptschulabschluss eine duale Ausbildung. AnschlussDirekt trägt wirksam dazu bei, diesen Anteil zu vergrößern. Das ist wichtig. Denn es gilt: Je weniger Jugendliche unnötige Warteschleifen drehen, desto besser – für die Jugendlichen selbst, aber auch für die Wirtschaft. Denn geeignete Bewerber werden zunehmend knapp. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen spüren das bereits. Gerade ihnen wollen wir mit dem Pilotprojekt helfen, ihre Ausbildungsplätze passend zu besetzen und so ihren Fachkräftenachwuchs zu sichern.“

Maas: „Die demografische Entwicklung stellt Politik und Wirtschaft vor eine große Herausforderung. Daher beabsichtige ich, auf saarländischer Ebene gemeinsam mit Gewerkschaften, Unternehmen, Verbänden und Kammern auf Basis der Strategie zur Sicherung des saarländischen Fachkräftebedarfs, der „Allianz für Fachkräftesicherung“ – der auch die IHK Saarland angehört - einen „Masterplan Fachkräftesicherung“ zu entwickeln.

Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der beruflichen Ausbildung. AnschlussDirekt ist ein wichtiges Projekt, um den Übergang Schule-Beruf weiter zu verbessern und leistet somit einen Beitrag zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses“, so Maas.

Das Alleinstellungsmerkmal der Wirtschaftspatenschaften spielt hier eine entscheidende Rolle: Rund 120 Unternehmer aus dem Saarland konnten gewonnen werden, die Ausbildungssuchenden mit ihrem Knowhow zu unterstützen. „Jedem Jugendlichen wird ein Pate zur Seite gestellt, der ihn individuell berät“, erklärt Volker Giersch. Konkret bedeutet dies, dass Ansprechpartner aus mittelständischen und Großbetrieben die Jugendlichen im Hinblick auf die Berufswahl sowie die Anforderungen eines Bewerbungs- und Auswahlverfahrens coachen. Zudem bieten einige Paten Praktika in ihrem Unternehmen an. So wird sich die Zahl der Ausbildungsabbrecher ebenfalls reduzieren, da die Schüler bereits vor Abschluss des Ausbildungsvertrages Einblicke in die praktischen Anforderungen ihres Wunschberufes erhalten.

Volker Giersch: „Wir begrüßen ausdrücklich das ehrenamtliche Engagement und die soziale Verantwortung, die unsere Wirtschaftspartner übernehmen. Gemeinsam mobilisieren und bündeln wir die Kräfte, um die Fachkräftesicherung weiter voran zu treiben.“

Hintergrund:
Das Pilotprojekt AnschlussDirekt richtet sich an Jugendliche, die voraussichtlich einen mittleren bis guten Hauptschulabschluss erreichen werden. Es verfolgt das Ziel, möglichst viele ausbildungsfähige und motivierte Jugendliche direkt nach ihrem Hauptschulabschluss ohne Umwege in die duale Ausbildung zu bringen. Das Projekt wurde zum Schuljahr 2010/2011 an zunächst 18 Schulen gestartet und ist vorerst auf drei Jahre befristet.

Zur Umsetzung des Projektes wurde eine 3,5 Mitarbeiter umfassende Koordinierungsstelle bei der Zentrale für Produktivität und Technologie Saar e.V. (ZPT), der gemeinsamen Tochter von IHK Saarland und Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, eingerichtet. Die Schülerinnen und Schüler erhalten professionelle Unterstützung im Rahmen der beruflichen Orientierung, bei der Entscheidung für einen Beruf und der Ausbildungsplatzsuche. Eine gezielte Vorbereitung auf Bewerbungs- und Auswahlverfahren rundet das Angebot ab.
Projektpartner des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr sind die IHK Saarland, die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit, das Ministerium für Bildung und Kultur, die Handwerkskammer des Saarlandes und die Vereinigung Saarländischer Unternehmensverbände.

3 Schüler, die im 1. Projektjahr erfolgreich in die Ausbildung gestartet sind:

Tobias Heib, Auszubildender zum Kaufmann im Einzelhandel bei Kaufland, Völklingen
Einzelhandelskaufmann war von Anfang an der Wunschberuf des sympathischen  jungen Mannes. Er besuchte 2010 die 9. Klasse der Gesamtschule Ludweiler und meldete sich für das Projekt AnschlussDirekt an. Tobias erarbeitete mit seiner Projektberaterin Bewerbungsunterlagen, erhielt Vermittlungsvorschläge und wurde gezielt auf jedes Vorstellungsgespräch sowie die Auswahltests vorbereitet. Zudem wurde der Schüler intensiv durch Personalverantwortliche von Globus und Kaufland gecoacht. Diese Patenschaften waren der Schlüssel zum Erfolg. Tobias erhielt nach einem Praktikum die Zusage für die Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel bei Kaufland in Völklingen.

Marvin Lamest, Auszubildender Elektroniker Maschinen und Antriebstechnik bei der Peter Fischer GmbH, Dillingen
Marvin hatte zunächst die Ausbildung zum Elektroniker Betriebstechnik ins Auge gefasst. Er besuchte 2010 die 9. Klasse der Gesamtschule Orscholz. Im Rahmen der Beratungen durch die Projektmitarbeiterin ließ er sich überzeugen, dass es sinnvoll ist, weitere Fachrichtungen im Bereich der Elektronikerausbildungen in seine Bewerbungsbemühungen mit einzubeziehen.
Motivierende Begleitung und gezieltes Training im Hinblick auf Bewerbungs- und Auswahlverfahren in Kooperation mit dem Paten Herrn Scherschel, Arbeitgeberverband Saarländisches Handwerk, haben schließlich zum Erfolg geführt. Marvin hat nach einem erfolgreich absolvierten Praktikum einen Ausbildungsvertrag als Elektroniker Maschinen – und Antriebstechnik bei der Peter Fischer GmbH in Dillingen unterschrieben.

Dennis Buchta, Auszubildender zum Anlagenmechaniker bei der Firma Leffer, Sulzbach
Dennis hatte sich ursprünglich für eine Ausbildung zum Industriemechaniker begeistert. Er war Schüler der Gesamtschule Sulzbachtal und nahm im Schuljahr 2010 / 2011 am Projekt AnschlussDirekt teil. Im Laufe der Beratungen seitens der Projektmitarbeiterin in Kooperation mit Herrn Wolf, Geschäftsführer der Gemeinschaftsausbildungsstätte Saarbrücken - Halberg e.V. als Paten, lernte Dennis das Spektrum der Industrieberufe kennen. Er entschied, sich auch als Anlagenmechaniker zu bewerben. Über seinen Paten erhielt er auch die Chance, an einem Einstellungstest  bei der GSH e.V. teilzunehmen. Er arbeitete mit der Projektmitarbeiterin an seinen Bewerbungsunterlagen und wurde individuell auf die verschiedenen Bausteine eines Auswahlverfahrens vorbereitet. So gewappnet gelang es dem motivierten, jungen Mann die Firma Leffer von seinen Fähigkeiten zu überzeugen.