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Aufstieg im Länder-RankingWeitere Fortschritte in der Standortaufwertung

IHK zieht Bilanz der wirtschaftlichen Entwicklung und der
Standortpolitik im Saarland

18.05.2004

„Unser Land ist beim Strukturwandel in den letzten Jahren nochmals ein Stück vorangekommen. Und es hat sich im Ranking der Bundesländer weiter verbessert.“ Mit diesen Worten zogen IHK-Präsident Dr. Richard Weber und IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch eine Bilanz der saarländischen Wirtschaftsentwicklung seit der Jahrtau­sendwende. Zu dieser Entwicklung habe auch die Politik der saarländi­schen Landesregierung positiv beigetragen: Deutliche Fort­schritte bei der Standortaufwertung hätten die Unternehmen entlastet und für ein wirtschaftsfreundlicheres Klima im Lande gesorgt. Im lau­fenden Jahr werde das Saarland mit der Bundesentwicklung voraussichtlich Schritt halten können. Auf mittlere Sicht habe das Land gute Chancen, seine Position weiter zu verbessern.

Wirtschaftsindikatoren weisen nach oben

Bei fast allen wichtigen Wirtschaftsindikatoren habe sich das Saarland seit Beginn des Jahrtausends verbessern können, so die IHK. Bei einigen nehme es inzwischen sogar einen Spitzenplatz unter allen Bun­desländern ein:

  • Beim Wachstum fällt die Bilanz für die Zeitspanne zwischen 2000 und 2003 trotz des Einbruchs im vergangenen Jahr immer noch positiv aus: Real wuchs das Bruttoinlandsprodukt an der Saar in diesen vier Jahren um über fünf Prozent, bundesweit nur um 3,8 Prozent. Damit erreichte das Saarland im Wachstumsranking der Bundesländer einen guten vierten Platz. Nur Bayern, Hessen und Baden-Württemberg sind in dieser Zeit stärker gewachsen.
  • Auch die Beschäftigtenentwicklung verlief in den vergangenen Jahren günstiger. Zwar gingen im Saarland von Januar 2000 bis Januar 2004 rund 2.700 Beschäftigungsverhältnisse verloren; dies entspricht einem Rückgang um 0,8 Prozent. Bundesweit war der Arbeitsplatzverlust mit einem Minus von vier Prozent aber fünf Mal so hoch. „Wäre die Entwicklung im Saarland parallel zum Bund verlaufen, dann hätten wir an der Saar nicht 2.700, sondern 13.500 Arbeitsplätze verloren“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch.
  • Auch auf dem Arbeitsmarkt konnte sich das Saarland im Ver­gleich zu den anderen Bundesländern verbessern. Die Arbeitslo­senquote liegt inzwischen um 1,7 Punkte unter dem Bundesdurch­schnitt. Damit rangiert das Saarland auf dem fünften Platz unter allen 16 Bundesländern. Das ist eine Verbesserung um vier Plätze seit September 1999.
  • Die Insolvenzquote (Zahl der Unternehmensinsolvenzen je eine Million Einwohner) liegt im Saarland mit einem Wert von 120 im­mer noch weit unter dem Bundesdurchschnitt von 135 – und dies trotz des kräftigen Anstiegs im vergangenen Jahr. „Das spricht für unsere Unternehmen, die die Herausforderung der Globalisierung angenommen und sich dem schwierigen Marktumfeld der letzten Jahre im Ganzen gut behauptet haben“, so Giersch.
  • Besonders erfreulich verlief die Entwicklung auf dem Ausbildungs­markt; hier kann das Saarland seit Jahren Spitzen­ergebnisse erzielen. Bei der Ausbildungsplatzdichte (neue Ausbil­dungsverträge je Einwohner) steht das Land auf Platz eins der westdeutschen Flächenländer und auf dem vierten Platz unter al­len Bundesländern – 1990 musste es sich hier noch mit dem sechsten Platz begnügen.
„Das Saarland hat sich in den zurückliegenden vier Jahren gut geschla­gen. Bei entscheidenden ökonomischen Kriterien haben wir uns besser entwickelt als der Bundesdurchschnitt. Im Ranking der Bundesländer konnten wir in wichtigen Punkten nach vorne kommen“, fasste IHK-Prä­sident Dr. Richard Weber zusammen. Dies mache Mut für die Zukunft.

Das Saarland hält Schritt

Die positive wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre habe das Saarland vornehmlich seinen industriellen Kernbereichen zu verdanken: der Stahlindustrie, dem Fahrzeugbau, dem Maschinenbau und den Gießereien. Auch die saarländischen Dienstleister hätten mit der Bun­desentwicklung voll mithalten können. Den Einbruch im vergangenen Jahr sieht die IHK eher als „ Delle“ denn als Trendwende. Ausschlagge­bend seien neben der europaweiten Flaute im Fahrzeugbau die Son­derentwicklung bei einigen Unternehmen, der starke Anstieg des Euro und damit verbunden Einbußen bei der preislichen Wettbewerbsfähigkeit gewesen. All diese Faktoren hätten sich inzwischen abge­schwächt oder sogar wieder in ihr Gegenteil verkehrt, so die IHK.

„Wir gehen also davon aus, dass wir im Saarland in diesem Jahr mit der Bundesentwicklung mindestens werden Schritt halten können“ , so Dr. Weber. Zuversichtlich stimmten die gute Auftragsentwicklung und die Tatsache, dass die Saarunternehmen weiter versuchten, ihren Be­schäftigtenstand so stabil wie möglich zu halten. Auch der IHK-Klimain­dikator weise in diese Richtung. Die Entwicklung beim Export, die an­haltend hohe Stahlnachfrage und die Erholung der Automobilkonjunktur ließen sogar hoffen, dass das Saarland bald wieder überdurchschnittli­che Ergebnisse erreichen könne.

Deutliche Standortaufwertung

Dafür sprächen auch die Fortschritte, die das Saarland in den letzten Jahren bei der Standortaufwertung erreicht habe. Hier nannte Dr. Weber insbeson­dere:

  • das Landesprogramm zur Absenkung der Gewerbesteuerhebe­sätze
  • die Novellierung der Landesbauordnung
  • die verstärkte Förderung von Unternehmensgründungen und die Weiter­entwicklung und Bündelung der Förderprogramme in der Mit­telstandsförderung
  • die Novellierung des Weiterbildungs-Urlaubsgesetzes
  • die Veränderung der Entscheidungsstruktur beim EVS, die eine konstruktive Diskussion über den Weg zur mehr Wirtschaftlichkeit ausgelöst habe und
  • die Novellierung des KSVG, die der ausufernden wirtschaftlichen Betätigung der Kommunen engere Grenzen setzen soll.
Als zukunftsweisendes Reformvorhaben der Landes­regierung lobte Dr. Weber auch die Qualitätsoffensive in der Bil­dungspolitik. Mit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums habe die Landesregierung ein bundesweit beachtetes Signal gegeben. Die Einführung landesweit einheitlicher Prüfungen für den mittleren Bildungs­abschluss, landesweiter Leistungstests, zusätzlicher Unterrichtsstunden in der Grundschule, eines früheren und intensiveren Fremdsprachen­unterrichts sowie zusätzliche Angebote zur Ganztagsbetreuung seien entscheidende Beiträge, wieder zu einem höhern Niveau der Ab­schlüsse zu kommen und die richtige Antwort auf Pisa, TIMMS und IGLU. Auch habe man damit begonnen, Berufsschulen und Hochschulen mehr Autonomie zu übertragen.

„Einige dieser Schritte waren durchaus mutig,“ so Dr. Weber, „ denn nicht wenige dieser Veränderungen mussten gegen mächtige Interessen­gruppen durchgesetzt werden. Und mit einigen Vorhaben war die Lan­desregierung bundesweit Vorreiter.“ Dass sich die IHK auf manchen Gebieten – auch in der Bildungspolitik – etwas mehr Mut und eine schnellere Gangart gewünscht hätte, dürfe niemanden überra­schen. Auf jeden Fall sei die wirtschaftliche Bilanz der Landesregierung „ohne Frage positiv“. Das Saarland habe weiter an Standortattraktivität gewonnen. Die Stimmung im Land habe sich spürbar verbessert und das Image des Saarlandes habe sich deutlich aufgehellt. „Das spürt jeder, der immer wieder außerhalb der Landesgrenzen unterwegs ist“, so Dr. Weber.

Politik bleibt auch künftig gefordert

Trotz der unbestreitbaren Erfolge bleibe die Landespolitik auch künftig gefordert. Auch andere Bundesländer hätten mit einer Politik der Standortaufwertung begonnen. Erst recht ließe der internationale Standortwettbewerb keine Ruhepause zu. „Deshalb dürfen auch wir uns keinen Stillstand erlauben – Stillstand wäre Rückschritt“, so der IHK-Präsident.

Für die Zukunft empfahl Dr. Weber der Landesregierung, sich auf drei strategische Ziele zu konzentrieren.

  1. Das Saarland müsse zum Land mit den besten Schulen und Hoch­schulen und zur Nummer eins bei PISA werden. Angesichts der demografischen Entwicklung sei es ein Gebot der ökonomischen Vernunft, den knappen Nachwuchs so gut wie möglich auszubilden und die Ausbildungszeiten so kurz wie möglich zu halten. Insbesondere gehe es darum, den Schulen und Hochschulen noch mehr Eigenverantwortung zu übertragen und einen echten Wettbewerb zwischen ihnen zu entfachen.
  2. Das Saarland müsse zum Vorreiter für mehr wirtschaftliche Frei­heit werden. Hier seien die Spielräume derzeit zwar sehr begrenzt. Doch könnten sie durch eine Föderalismusreform deutlich ausgeweitet werden. Dass sich der saarländische Ministerpräsident in dieser Sa­che besonders engagiere, sei aus Sicht der IHK sehr zu begrüßen. Das Saarland solle aber schon vorher versuchen, beim Bund Öffnungs- und Experimentierklauseln zu erreichen, um etwa beim Arbeits- und Tarifrecht und bei der beruflichen Bildung ei­gene Wege gehen zu können.
  3. Das Saarland müsse seine Spitzenposition in ausgesuchten Nischen der For­schung und Lehre ausbauen und ergänzen. Hier sei man bereits ein gutes Stück vo­rangekommen. Wünschenswert sei – nach IT und NanoBio – ein weiterer Schwerpunkt „ Innovative Produktion“. „Wir müs­sen deutlich mehr junge Menschen als bisher für naturwissen­schaftliche und ingenieurwissenschaftliche Studiengänge be­geistern. Ingenieure werden bald zu den knappsten Arbeitskräf­ten überhaupt gehören. Wer in den nächsten Jahren über ein gutes Angebot an qualifizierten Fachkräften verfügt, wird im Standortwettbewerb einen enormen Vorteil haben“, so Dr. We­ber.
Die IHK werde jede künftige Landesregierung unterstützen, die auf diesem Weg einer weiteren Standortaufwertung voranschreiten wolle.

Rede von IHK-Präsident Dr. Richard Weber anlässig der Frühjahrspressekonferenz der IHK Saarland am 18. Mai 2004

Weitere Informationen:
Volker Giersch
(06 81) 95 20-1 01