Aufstieg im Länder-RankingWeitere Fortschritte in der Standortaufwertung
IHK zieht Bilanz der wirtschaftlichen Entwicklung und der
Standortpolitik im Saarland
18.05.2004
Wirtschaftsindikatoren weisen nach oben
Bei fast allen wichtigen Wirtschaftsindikatoren habe sich das Saarland seit Beginn des Jahrtausends verbessern können, so die IHK. Bei einigen nehme es inzwischen sogar einen Spitzenplatz unter allen Bundesländern ein:
- Beim Wachstum fällt die Bilanz für die Zeitspanne zwischen 2000 und 2003 trotz des Einbruchs im vergangenen Jahr immer noch positiv aus: Real wuchs das Bruttoinlandsprodukt an der Saar in diesen vier Jahren um über fünf Prozent, bundesweit nur um 3,8 Prozent. Damit erreichte das Saarland im Wachstumsranking der Bundesländer einen guten vierten Platz. Nur Bayern, Hessen und Baden-Württemberg sind in dieser Zeit stärker gewachsen.
- Auch die Beschäftigtenentwicklung verlief in den vergangenen Jahren günstiger. Zwar gingen im Saarland von Januar 2000 bis Januar 2004 rund 2.700 Beschäftigungsverhältnisse verloren; dies entspricht einem Rückgang um 0,8 Prozent. Bundesweit war der Arbeitsplatzverlust mit einem Minus von vier Prozent aber fünf Mal so hoch. „Wäre die Entwicklung im Saarland parallel zum Bund verlaufen, dann hätten wir an der Saar nicht 2.700, sondern 13.500 Arbeitsplätze verloren“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch.
- Auch auf dem Arbeitsmarkt konnte sich das Saarland im Vergleich zu den anderen Bundesländern verbessern. Die Arbeitslosenquote liegt inzwischen um 1,7 Punkte unter dem Bundesdurchschnitt. Damit rangiert das Saarland auf dem fünften Platz unter allen 16 Bundesländern. Das ist eine Verbesserung um vier Plätze seit September 1999.
- Die Insolvenzquote (Zahl der Unternehmensinsolvenzen je eine Million Einwohner) liegt im Saarland mit einem Wert von 120 immer noch weit unter dem Bundesdurchschnitt von 135 – und dies trotz des kräftigen Anstiegs im vergangenen Jahr. „Das spricht für unsere Unternehmen, die die Herausforderung der Globalisierung angenommen und sich dem schwierigen Marktumfeld der letzten Jahre im Ganzen gut behauptet haben“, so Giersch.
- Besonders erfreulich verlief die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt; hier kann das Saarland seit Jahren Spitzenergebnisse erzielen. Bei der Ausbildungsplatzdichte (neue Ausbildungsverträge je Einwohner) steht das Land auf Platz eins der westdeutschen Flächenländer und auf dem vierten Platz unter allen Bundesländern – 1990 musste es sich hier noch mit dem sechsten Platz begnügen.
Das Saarland hält Schritt
Die positive wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre habe das Saarland vornehmlich seinen industriellen Kernbereichen zu verdanken: der Stahlindustrie, dem Fahrzeugbau, dem Maschinenbau und den Gießereien. Auch die saarländischen Dienstleister hätten mit der Bundesentwicklung voll mithalten können. Den Einbruch im vergangenen Jahr sieht die IHK eher als „ Delle“ denn als Trendwende. Ausschlaggebend seien neben der europaweiten Flaute im Fahrzeugbau die Sonderentwicklung bei einigen Unternehmen, der starke Anstieg des Euro und damit verbunden Einbußen bei der preislichen Wettbewerbsfähigkeit gewesen. All diese Faktoren hätten sich inzwischen abgeschwächt oder sogar wieder in ihr Gegenteil verkehrt, so die IHK.
„Wir gehen also davon aus, dass wir im Saarland in diesem Jahr mit der Bundesentwicklung mindestens werden Schritt halten können“ , so Dr. Weber. Zuversichtlich stimmten die gute Auftragsentwicklung und die Tatsache, dass die Saarunternehmen weiter versuchten, ihren Beschäftigtenstand so stabil wie möglich zu halten. Auch der IHK-Klimaindikator weise in diese Richtung. Die Entwicklung beim Export, die anhaltend hohe Stahlnachfrage und die Erholung der Automobilkonjunktur ließen sogar hoffen, dass das Saarland bald wieder überdurchschnittliche Ergebnisse erreichen könne.
Deutliche Standortaufwertung
Dafür sprächen auch die Fortschritte, die das Saarland in den letzten Jahren bei der Standortaufwertung erreicht habe. Hier nannte Dr. Weber insbesondere:
- das Landesprogramm zur Absenkung der Gewerbesteuerhebesätze
- die Novellierung der Landesbauordnung
- die verstärkte Förderung von Unternehmensgründungen und die Weiterentwicklung und Bündelung der Förderprogramme in der Mittelstandsförderung
- die Novellierung des Weiterbildungs-Urlaubsgesetzes
- die Veränderung der Entscheidungsstruktur beim EVS, die eine konstruktive Diskussion über den Weg zur mehr Wirtschaftlichkeit ausgelöst habe und
- die Novellierung des KSVG, die der ausufernden wirtschaftlichen Betätigung der Kommunen engere Grenzen setzen soll.
„Einige dieser Schritte waren durchaus mutig,“ so Dr. Weber, „ denn nicht wenige dieser Veränderungen mussten gegen mächtige Interessengruppen durchgesetzt werden. Und mit einigen Vorhaben war die Landesregierung bundesweit Vorreiter.“ Dass sich die IHK auf manchen Gebieten – auch in der Bildungspolitik – etwas mehr Mut und eine schnellere Gangart gewünscht hätte, dürfe niemanden überraschen. Auf jeden Fall sei die wirtschaftliche Bilanz der Landesregierung „ohne Frage positiv“. Das Saarland habe weiter an Standortattraktivität gewonnen. Die Stimmung im Land habe sich spürbar verbessert und das Image des Saarlandes habe sich deutlich aufgehellt. „Das spürt jeder, der immer wieder außerhalb der Landesgrenzen unterwegs ist“, so Dr. Weber.
Politik bleibt auch künftig gefordert
Trotz der unbestreitbaren Erfolge bleibe die Landespolitik auch künftig gefordert. Auch andere Bundesländer hätten mit einer Politik der Standortaufwertung begonnen. Erst recht ließe der internationale Standortwettbewerb keine Ruhepause zu. „Deshalb dürfen auch wir uns keinen Stillstand erlauben – Stillstand wäre Rückschritt“, so der IHK-Präsident.
Für die Zukunft empfahl Dr. Weber der Landesregierung, sich auf drei strategische Ziele zu konzentrieren.
- Das Saarland müsse zum Land mit den besten Schulen und Hochschulen und zur Nummer eins bei PISA werden. Angesichts der demografischen Entwicklung sei es ein Gebot der ökonomischen Vernunft, den knappen Nachwuchs so gut wie möglich auszubilden und die Ausbildungszeiten so kurz wie möglich zu halten. Insbesondere gehe es darum, den Schulen und Hochschulen noch mehr Eigenverantwortung zu übertragen und einen echten Wettbewerb zwischen ihnen zu entfachen.
- Das Saarland müsse zum Vorreiter für mehr wirtschaftliche Freiheit werden. Hier seien die Spielräume derzeit zwar sehr begrenzt. Doch könnten sie durch eine Föderalismusreform deutlich ausgeweitet werden. Dass sich der saarländische Ministerpräsident in dieser Sache besonders engagiere, sei aus Sicht der IHK sehr zu begrüßen. Das Saarland solle aber schon vorher versuchen, beim Bund Öffnungs- und Experimentierklauseln zu erreichen, um etwa beim Arbeits- und Tarifrecht und bei der beruflichen Bildung eigene Wege gehen zu können.
- Das Saarland müsse seine Spitzenposition in ausgesuchten Nischen der Forschung und Lehre ausbauen und ergänzen. Hier sei man bereits ein gutes Stück vorangekommen. Wünschenswert sei – nach IT und NanoBio – ein weiterer Schwerpunkt „ Innovative Produktion“. „Wir müssen deutlich mehr junge Menschen als bisher für naturwissenschaftliche und ingenieurwissenschaftliche Studiengänge begeistern. Ingenieure werden bald zu den knappsten Arbeitskräften überhaupt gehören. Wer in den nächsten Jahren über ein gutes Angebot an qualifizierten Fachkräften verfügt, wird im Standortwettbewerb einen enormen Vorteil haben“, so Dr. Weber.
Weitere Informationen:
Volker
Giersch
(06 81)
95 20-1 01