Ausbilden ohne Zwang!
IHK: Ausbildungsplatzabgabe ist kontraproduktiv
19.02.2004
Die IHK Saarland hat die Pläne der Bundesregierung zur
Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe erneut scharf kritisiert.
„Wer die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen weiter steigern
will“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch, „muss bei der
Verbesserung der Standortbedingungen für Unternehmen in
Deutschland ansetzen – Zwang und Bürokratie wirken
kontraproduktiv “.
Eine Ausbildungsabgabe hätte nach Ansicht der IHK in vielerlei Hinsicht fatale Konsequenzen:
- Insolvenzrisiko steigt: Zahlreiche Unternehmen stehen bereits jetzt mit dem Rücken zur Wand. In einer Zeit von Rekordinsolvenzen (rund 40.000 im letzen Jahr) können sich viele kleine und mittlere Unternehmen Ausbildung schlicht nicht mehr leisten. Eine zusätzliche finanzielle Belastung und zusätzlicher Verwaltungsaufwand würden das Insolvenzrisiko noch verschärfen. Damit würden weitere Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze gefährdet.
- Ausbildungsbereitschaft sinkt: Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ginge zurück. Betriebe würden sich von der Ausbildung freikaufen, weil dies kurzfristig rationaler erschiene. Sie würden darauf vertrauen, dass nun andere ausbilden.
- Ausbildung am Bedarf vorbei: Die derzeitige Ausbildung im dualen System ist bedarfsorientiert: Betriebe bilden aus, wo zukünftig Fachkräfte benötigt werden. Ein Modell, das sich an der Nachfrage der Schulabgänger orientiert, läuft am Bedarf vorbei und führt zu planwirtschaftlichem Denken.
- Praxisferne und perspektivlose Ausbildung: Es würden mehr außerbetriebliche Ausbildungsplätze entstehen, die kaum Beschäftigungschancen bieten. Die enge Verbindung von Bildungs- und Beschäftigungssystem - der besondere Vorteil des deutschen Ausbildungssystems - würde aufgehoben.
- Steigende Ungerechtigkeit: Eine Ausbildungsabgabe würde nicht mehr, sondern weniger Gerechtigkeit bringen. Denn viele Betriebe bieten Ausbildungsplätze an, finden aber keine geeigneten Bewerber. Andere Betriebe können aufgrund ihrer Spezialisierung nicht ausbilden. Die Ausbildungskosten, aber auch der Nutzen der Ausbildung variieren zudem nach Beruf, Branche und Region erheblich.
- Immenser bürokratischer Aufwand: Eine Ausbildungsabgabe erhöht den Verwaltungsaufwand ausbildender Betriebe erheblich. Anstatt Bürokratie abzubauen, würden neue Strukturen für die Umlageerhebung, -verwaltung und -verwendung geschaffen. Das Ergebnis wäre eine planwirtschaftliche Ausrichtung und Steuerung des Berufsbildungssystems.
Weitere Informationen:
Peter Nagel
0681 / 9520 – 700