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Ausbildungsplatzabgabe kontraproduktiv

IHK: Arbeitskammer zeichnet ein Zerrbild der
Ausbildungsplatzsituation im Saarland

25.06.2003

Mit Verwunderung und Enttäuschung hat die IHK Saarland auf die Aussagen und Forderungen im jüngsten Jahresbericht der Arbeitskammer reagiert. Von einem „drohenden Fiasko“ könne trotz der angespannten Lage am Lehrstellenmarkt keine Rede sein. Die Schwarzmalerei und die erneute Drohung mit der Ausbildungsplatzabgabe schade den Interessen der Jugendlichen. Die IHK appelliert an die Arbeitnehmerorganisationen, sich konstruktiv an den Initiativen zur Werbung von Ausbildungsplätzen zu beteiligen, statt kontraproduktive ideologische Debatten anzuzetteln.

Die Saarwirtschaft habe gerade in den letzten Jahren in der beruflichen Ausbildung Bemerkenswertes geleistet. Bei der Ausbildungsplatzdichte liege sie seit zwei Jahren an der Spitze der westdeutschen Flächenländer, so die IHK. „Die IHK lehnt die Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe strikt ab. Eine solche Abgabe wird das genaue Gegenteil dessen bewirken, was sie bezweckt. Bereits die Diskussion darüber ist schädlich“, kommentierte Klaus Heller, Vizepräsident der IHK. Es sei gerade in dieser Phase kontraproduktiv, durch die ständige Drohung mit einer solchen Abgabe einen unnötigen Attentismus zu fördern. Die Ausbildungssituation könne sich durch eine solche Diskussion höchstens weiter verschlechtern. Zudem würde eine Ausbildungsplatzabgabe nach Auffassung der IHK vor allem mittelständische Betriebe aus Handel und Dienstleistungen treffen, die oft nicht die erforderlichen Voraussetzungen für eine betriebliche Ausbildung bieten könnten. Vor allem würde sie völlig zu Unrecht solche Betriebe belasten, die Ausbildungsplätze mangels geeigneter Bewerber nicht besetzen könnten. In den letzten Jahren seien einige hundert angebotene Lehrstellen unbesetzt geblieben. Heller: „Unternehmen dürfen schließlich nicht für das Desinteresse an einzelnen Ausbildungsberufen oder die feh­lende schulische Qualifikation von Jugendlichen verantwortlich gemacht werden. Unser Appell geht daher an alle in der Region verantwortlichen Organisationen: Schluss mit dieser ideologisch verbrämten Debatte um eine Ausbildungsplatzabgabe! Stattdessen engagiert mit­arbeiten an der Verbesserung der aktuellen Ausbildungssituation!“

Die IHK Saarland konzentriert sich in den nächsten Wochen auf die Mobi­lisierung aller Ausbildungspotenziale, damit möglichst vielen Jugendlichen ein Ausbildungsangebot gemacht werden kann. Diese Aufgabe habe Priorität. Gedankenspiele um Finanzierungsmodelle, so die IHK, schadeten dem gemeinsamen Anliegen.

Ablehnung theorieentfrachteter Ausbildungsgänge ist unsozial

Gegen die Interessen der Jugendlichen argumentiere die Arbeitskammer auch, wenn sie die Einführung theorieentfrachteter Ausbildungsgänge ablehne. „Wer theorieschwächeren Jugendlichen Ausbildungsgänge verweigert, die sie erfolgreich bewältigen können, der handelt zutiefst unsozial“, so Heller. Rund ein Siebtel der Jugendlichen seien nach Schätzungen der IHK unter den derzeitigen Bedingungen nicht in der Lage, eine Ausbildung im Rahmen des dualen Systems erfolgreich abzuschließen. Eine Ausbildung mit abgespeckten Theorieanforderungen sei allemal besser als gar keine Ausbildung. „Wir alle wissen doch“, so Heller weiter, „dass Jugendliche ohne abgeschlossene Ausbildung unweigerlich im Abseits des Arbeitsmarktes landen. Das können selbst die Arbeitnehmerorganisationen nicht wirklich wollen.“

Weitere Informationen:
Peter Nagel
(06 81) 95 20-7 00