Dienstleistungen rund ums Auto
IHK legt Teil 1 des neuesten Branchenreports vor
09.09.2002
Wie groß das Marktpotential für diese Dienstleistungen gerade im Saarland ist, zeigt schon ein Blick auf die amtliche Statistik. Im Saarland kommen auf 1.000 Einwohner rund 700 Kfz, das sind rund 7 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt (650 Kfz je 1000 Einwohner). Im Pkw-Bereich ist der Abstand mit gut 9 Prozent sogar noch größer.
- Handel im Saarland gut vertreten – Druck durch Konjunkturflaute und neue GVO
Alle namhaften in- und ausländischen PKW-Hersteller sind im Saarland mit Niederlassungen oder Vertragshändlern vertreten. Besonders hervorzuheben ist die Deutschland-Zentrale von Peugeot in Saarbrücken, die mit rund 400 Mitarbeitern den gesamten Import für das Bundesgebiet abwickelt.
Sorgen bereitet dem Handel gegenwärtig das bereits in den vergangenen Jahren bundesweit zu beobachtende Ausdünnen des Händlernetzes aller großen Marken. Die immer noch recht flaue Autokonjunktur gibt zudem Anlass zu der Prognose, dass dieser Prozess noch keineswegs abgeschlossen ist. Im Saarland sanken die Umsätze in den ersten fünf Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum inflationsbereinigt um gut 8 Prozent. Ob die wieder gestiegenen Zahlen im Juni und Juli bereits die erhoffte Wende darstellen, bleibt abzuwarten, so die IHK.
Zusätzlicher Druck auf den Handel kommt aus Brüssel mit der neuen Gruppenfreistellungsverordnung (GVO), die am 1. Oktober 2002 in Kraft tritt. Zwar dürfen die Hersteller weiterhin Qualitätsvorgaben für Verkauf, Wartung und Reparatur machen. Die exklusiven Verkaufsgebiete und die ausschließliche Bindung der Händler an nur eine Marke gehören dann aber der Vergangenheit an. Etliche Hersteller haben inzwischen reagiert und die Verträge mit ihren Händlern gekündigt, um sie den neuen rechtliche Gegebenheiten anpassen zu können. Die neue Marktordnung für den Automobilhandel wird den Wettbewerb deutlich verschärfen. Freuen werden sich hierüber die freien Kfz-Importeure. Sie profitieren von den nach wie vor hohen Preisdifferenzen in der EU - kaufen günstig im Ausland ein und geben den Großteil des Preisvorteils an ihre Kunden weiter. Preisabschläge von bis zu 30 Prozent gegenüber dem Listenpreis sind dabei keine Seltenheit. Ihr Marktanteil beträgt bundesweit inzwischen gut 15 Prozent, mit steigender Tendenz.
Die Lage auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist zur Zeit in doppelter Hinsicht schwierig. Einerseits sind Fahrzeuge bis etwa 1,5 Liter Hubraum stark gefragt und entsprechend teuer, andererseits sind die Preise großvolumiger Fahrzeuge weiterhin unter Druck, hier fehlt einfach die Nachfrage.
Schwere Zeiten auch für Werkstätten
Die Veränderungen beim Kfz-Handel bleiben wegen der engen Verzahnung der Vertragswerkstätten mit dem Handel nicht ohne Einfluss auf die Servicestrategien. Auch die neue GVO greift in die Strukturen der Reparaturwerkstätten ein. Künftig werden getrennte Betriebe für Verkauf und Service möglich sein. Das eröffnet Unternehmen bei entsprechender Qualifikation die Möglichkeit, Fahrzeuge der Markenhersteller zu warten und zu reparieren, ohne gleichzeitig deren Neuwagen verkaufen zu müssen. Passend dazu wird auch die Ersatzteilbeschaffung erleichtert. Die Zulieferindustrie darf demnächst die sogenannten „ Original-Ersatzteile“ selbst anbieten und verkaufen, was ihr bislang nicht erlaubt war. Die neuen Vorgaben aus Brüssel dürften zu mehr Wettbewerb führen, so dass tendenziell die Preise für Reparaturen und Ersatzteile sinken; ohne dass ein weiteres Marktwachstum zu erwarten wäre.
Insgesamt waren im Jahre 2001 im Bereich Kfz-Handel und Reparatur rund 6.700 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zu verzeichnen. Dabei stellt diese Zahl sicherlich die untere Grenze der Erwerbstätigkeit dar, da bei einigen Unternehmen lediglich die Firmeninhaber/innen erwerbstätig sind. Der Saarländische Kfz-Verband vertritt als Kfz-Innung ca. 600 Kfz-Betriebe mit ca. 7.000 Mitarbeitern, davon rund 1.000 Auszubildende.
Technische Überwachung – Liberalisierung erfolgreich
Die Liberalisierung und Deregulierung, die den Vertragshändlern und Werkstätten durch die neue GVO ins Haus steht, haben die Technischen Überwachungsvereine bereits hinter sich. Seit der Marktliberalisierung 1989 wird die sogenannte 'Hauptuntersuchung' neben dem TÜV auch von Dekra, GTÜ und anderen Organisationen angeboten. Die Befürchtungen, dass dies auf Kosten der Sicherheit im Straßenverkehr gehen würde, haben sich nicht bewahrheitet. Die offizielle Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes beweist das Gegenteil.
Heute gibt es neben TÜV, DEKRA, KÜS, GTÜ und GFU noch ca. 75 weitere unabhängige Kfz-Sachverständige, die ihre Gutachter- und Prüftätigkeiten freiberuflich im Saarland ausüben. Hinter vielen dieser Sachverständigen stehen oft ganze Büros mit einer beträchtlichen Anzahl von Mitarbeitern.
Die Aufhebung des Prüfmonopols hat insgesamt positive Auswirkungen auf den ganzen Bereich der technischen Überwachung und Begutachtung gezeigt. Der Wettbewerb unter den Sachverständigen hat Kräfte freigesetzt, die nicht zuletzt den Kunden zu Gute gekommen sind und damit ein Beispiel für eine gelungene Liberalisierung und Deregulierung einer Branche darstellen. Obwohl die Autos immer sicherer werden und die Zahl der schweren Unfälle immer weiter zurückgeht, wird die große Zahl an Bagatellschäden weiterhin für Beschäftigung sorgen. Ein Wachstumsboom ist in Zukunft aber kaum zu erwarten, eher ein verschärfter Kampf um Marktanteile, so die IHK.
Der vollständige Branchenbericht “Dienstleistungen Rund ums Auto, Teil1“ kann auf der Homepage der IHK Saarland unter Branchenberichte eingesehen werden.
Weitere Informationen:
Dr. Uwe
Rentmeister
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