Einige gute Vorschläge, aber kein großer Wurf
IHK zum Bericht der Hartz-Kommission
16.08.2002
Die Umsetzung der Hartz-Vorschläge kann dazu beitragen, bestehende offene Stellen schneller und in größerer Zahl zu besetzen. Dadurch lässt sich die Arbeitslosigkeit aber bestenfalls um einige Hundert Tausend reduzieren. Eine Halbierung der Arbeitslosigkeit ist nur dann möglich, wenn es im Rahmen einer wachstumsorientierten Wirtschafts-, Steuer-, Sozial- und Tarifpolitik gelingt, zusätzliche wettbewerbsfähige Arbeitsplätze zu schaffen. Dazu bedarf es insbesondere
- einer beschäftigungsorientierten Tarifpolitik insbesondere im unteren Lohnsegment,
- der Rückführung der gesetzlichen Lohnnebenkosten durch grundlegende Strukturreformen in der sozialen Sicherung
- der Liberalisierung des Arbeitsmarktes und
- einer mittelstandsfreundlicheren Steuerpolitik.
Zu begrüßen sind auch die Vorschläge zur Verbesserung des Vermittlungsprozesses, so etwa die Ausweitung des Vermittlungspersonals, die Schaffung von Branchenteams und die Einführung moderner Formen der Mitarbeiterführung. Wichtig sind auch die Maßnahmen, die darauf zielen, die Kommunikation mit den Unternehmen zu verbessern und auf dieser Basis die Zusammenarbeit erfolgreicher zu gestalten. Nur so können die Arbeitsämter zu echten Maklern zwischen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt werden.
Die Vorschläge „Job-Floater“ und „Ich-AG“ erscheinen aus Sicht der IHK bisher noch unausgegoren. Der Job-Floater erinnert an die Konjunkturprogramme der 70er Jahre, die vor allem eines bewirkt haben: einen deutlichen Anstieg der Staatsverschuldung.
Unausgegoren erscheint auch die Idee eines Ausbildungszeit-Wertpapiers als Form der Ausbildungsversicherung für alle Jugendlichen. Es kommt nicht auf eine neue Finanzierungsgrundlage, sondern auf strukturelle Veränderungen an: Von zentraler Bedeutung ist daher die auch von der Kommission angemahnte Schaffung schlanker, theoriegeminderter Berufe – auf denen gestaffelt weitere Qualifikationen aufgebaut werden könnten.
Zu bedauern ist, dass im Hartz-Konzept die Forderung fehlt, endlich aus den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen auszusteigen.
Weitere Informationen:
Volker
Giersch
(06 81)
95 20-1 00