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Energieland Saarland

IHK stellt neue Branchenstudie vor

06.07.2001

Das Saarland ist ein Energieland. Und dies gleich in zweifacher Hinsicht: Zum einen wird hier wesentlich mehr Energie produziert als verbraucht wird. Zum anderen liegt der Primär-Energieverbrauch bezogen auf die Einwohner auf Grund der hohen Industriedichte deutlich höher als im übrigen Bundesgebiet. Zu diesem Ergebnis kommt die Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK) in einer aktuellen Branchenstudie. Allein die Stahlindustrie hat danach einen höheren Anteil am saarländischen Endenergieverbrauch als alle Privathaushalte und Kleinverbraucher zusammen. Ohne den Bergbau beschäftigt die Energiewirtschaft im Saarland rund 3.600 Arbeitnehmer.

Herausgestellt wird in der Studie vor allem die hohe Bedeutung der Energieerzeugung für den saarländischen Steinkohlenbergbau: Nahezu alleinige Basis der saarländischen Energie-Erzeugung ist nach wie vor die heimische Steinkohle; sämtliche Großkraftwerke im Saarland sind Steinkohlenkraftwerke. Von den gut 5,7 Millionen Tonnen geförderter Steinkohle aus saarländischen DSK-Gruben wurden im vergangenen Jahr 60 Prozent von saarländischen Kraftwerken zu Strom veredelt. Weitere 20 Prozent gehen an Kraftwerke im übrigen Bundesgebiet, das restliche fünftel im Wesentlichen an die Kokereien.

Nach dem „Saarländischen Energiekonzept“ von 1996 soll als Ersatz für die Stilllegung von Kohlenkraftwerken ein neues Großkraftwerk auf Steinkohlenbasis in Ensdorf errichtet werden. Ob diese Planung angesichts der veränderten Rahmenbedingungen auf den Energiemärkten (Überkapazitäten und sinkende Verbräuche) tatsächlich umgesetzt wird, ist heute aber mehr als fraglich. Tatsächlich wurden bisher noch keine konkreten Schritte zur Verwirklichung dieses neuen Kraftwerkes unternommen. Statt dessen sind mit umfangreichen Investitionen in den letzten beiden Jahren im bestehenden Kraftwerk Ensdorf die Voraussetzungen dafür geschaffen worden, die beiden vorhandenen Blöcke mindestens bis 2010 weiter betreiben zu können.

Energieexperten sehen aber für das Saarland nach wie vor gute Chancen für Nachfolgeinvestitionen im Kraftswerksbereich, zumindest mittel- bis langfristig: Bei der Standortsuche für neue Kraftwerke dürften die „Altstandorte“ eine gute Ausgangsposition haben – jedenfalls dann, wenn überhaupt neue Kohlekraftwerke gebaut werden und dann deren Versorgung mit heimischer Kohle gesichert ist.

Nach Einschätzung der IHK ist die saarländische Energieerzeugung in ihrer heutigen Struktur noch für lange Zeit vom saarländischen Kohlenbergbau abhängig. Die Kraftwerkstechnik ist speziell auf die Verbrennung dieser Kohle ausgelegt. Ein Umstellen auf andere Kohle – beispielsweise Importkohle – ist nicht ohne weiteres möglich. Vor diesem Hintergrund fordert die IHK möglichst bald konkrete Vorgaben wie und wie lange es mit dem saarländischen Steinkohlenbergbau weiter geht.

Nach der Kohle ist Mineralöl der bedeutendste Energieträger im Saarland. Allerdings hat in den letzten 25 Jahren der Energieträger Erdgas seinen Anteil am saarländischen Primär-Energieverbrauch von fünf auf 13 Prozent deutlich ausweiten können. Der Anteil alternativer Energien am saarländischen Energieverbrauch ist trotz sehr deutlicher Zuwachsraten nach wie vor sehr gering. Lediglich 0,9 Prozent des saarländischen Energieverbrauches konnten durch alternative Energien gedeckt werden; im Bundesdurchschnitt sind das immerhin 2,5 Prozent.

Die Liberalisierung auf dem Energiemarkt hat deutlich gemacht: Für das Überleben ist nicht allein die Unternehmensgröße maßgebend. Es kommt darauf an schneller und besser zu sein als die Konkurrenten. Dies ist der saarländischen Energiewirtschaft nach Einschätzung der IHK gelungen: Das von vielen prognostizierte Stadtwerke-Sterben ist nicht eingetreten – auch im Saarland nicht. Der anhaltende Wettbewerb hat bereits zu starken Veränderungen in den Unternehmen und in den energiewirtschaftlichen Strukturen geführt. Zahlreiche Stadtwerke im Saarland haben sich einen strategischen Partner gesucht, mit dem gemeinsam Synergien genutzt werden sollen. Da der Kostendruck wohl auch in Zukunft hoch bleiben wird, ist dieser Prozess noch nicht abgeschlossen. Es wird sicher zu weiteren Kooperationen und Zusammenschlüssen – vor allem aber zu weiteren Rationalisierungen kommen. Neben Einsparungen bei den Sachkosten ist dabei ein kräftiger Personalabbau unvermeidbar.

Für die künftige Energiepolitik fordert die IHK klare Rahmenbedingungen und eine Begrenzung und zeitliche Befristungen von Subventionen. Dies muss auch für alternative Energieträger gelten.

Die Branchenstudie 'Energieland Saarland' als pdf-Datei.