Europa mitgestalten!
Franz Josef Juchem, Ökonomierat und IHK-Vizepräsident, zum
Jahresthema der IHK-Organisation
01.02.2006
Chancen nutzen ...
Das ist der Hintergrund, vor dem die IHK-Organisation im Jahr 2006 ihr Jahresthema Europa angeht: Wir sehen Europa als einmalige Chance für die Unternehmen in Deutschland und wollen deshalb das Thema Europa stärker in die Unternehmen hinein tragen. Der gemeinsame Binnenmarkt bietet viele Vorteile: Größere Märkte für mehr Arbeitsplätze, eine gemeinsame Währung mit mehr Geldstabilität und nicht zuletzt Raum für mehr Investitionen in Bildung und Forschung. Gerade in den neuen Beitrittsländern im Osten Europas sehen viele Saar-Unternehmen ihre Chance, neue Kunden zu gewinnen oder neue, preiswertere Zulieferer zu finden: IHK und ZPT unterstützen diese Unternehmen – durch Information, Beratung, Ländersprechtage und die Organisation von Reisen, Kooperationsbörsen oder Gemeinschaftsständen auf ausländischen Messen.
Auch die Bürger müssen jedoch auf dem Weg zu einem wettbewerbsfähigen und zukunftsfähigen Europa besser mitgenommen werden, damit sie die Herausforderungen der Globalisierung und den notwendigen Ausbau des EU-Binnenmarktes annehmen. Dazu müssen auch wir als IHK-Organisation vermitteln, dass sich Europa nicht allein im fernen Brüssel abspielt, sondern ganz konkret vor unserer eigenen Haustür. Gerade das Saarland als Grenzland im Herzen Europas profitiert von der europäischen Integration: Ohne die Exporterfolge seiner Industrieunternehmen wären die überdurchschnittlichen Wachstumsraten der letzten Jahre nicht möglich gewesen.
... Einfluss nehmen!
Als Unternehmer sollten Sie zudem alle Möglichkeiten wahrnehmen, über die IHK-Organisation die europäische Politik mit zu gestalten. In vielen Bereichen wird der Rechtsrahmen der Wirtschaft durch die EU vorgegeben und dann – manchmal erst Jahre später – für und in Deutschland verbindlich umgesetzt. Daher ist es wichtig, die Abläufe und Entscheidungsträger zu kennen und schon heute aktiv europäische Politik mitzugestalten. Über unsere Vollversammlung und unsere Ausschüsse bringen wir die Erfahrungen und Anliegen der saarländischen Unternehmen gemeinsam mit dem DIHK in den politischen Willensbildungsprozess in Brüssel ein. Ich möchte Sie ermuntern, sich aktiv an diesem Prozess zu beteiligen.
Ein großes Reformthema bleiben die EU-Institutionen. Wenn Europa demokratischer, weniger bürokratisch und verständlicher werden soll, was ich nach 25 jähriger Arbeit in Brüssel bestätigen kann, muss Brüssel effektiv, effizient und transparent arbeiten und vor allem das Subsidiaritätsprinzip wahren. Es muss klar sein, welche Themen auf der europäischen, der nationalen oder der regionalen Ebene behandelt werden. Die IHK-Organisation will auch hier notwendige Reformen in Europa nicht nur einfordern, sondern soweit wie möglich auch mitgestalten.
Unternehmerische Freiheit statt Bürokratie
Unternehmen brauchen unternehmensfreundliche Wirtschaftsbedingungen. Eine zentrale Aufgabe ist, die Befreiung von der Bürokratie. Die EU-Kommission hat mit ihrer Initiative „ Bessere Rechtssetzung“ begonnen, die für Unternehmen belastenden Vorschriften und Regelungen durchzuforsten und zu vereinfachen. Die Mitgliedstaaten müssen ihre Reformen für Wachstum und Beschäftigung vorantreiben, um die in Brüssel gemeinsam vereinbarten Ziele zu erreichen.
Die beste Antwort Europas auf die Herausforderungen einer globalisierten Welt, besteht darin, das Potenzial seiner Unternehmen voll auszuschöpfen. Die IHK-Organisation lädt alle Mitgliedsunternehmen ein, unter dem Jahresmotto: „Mehr Wissen, mehr Wettbewerb, mehr Wohlstand – Unternehmen Europa“ gemeinsam für ein wettbewerbsfähiges, dynamisches und wissensbasiertes Europa einzutreten.