Existenzgründer in der Finanzierungsklemme?
Von Max Häring, Vizepräsident IHK Saarland
Kolumne
01.06.2003
Breites Netzwerk
Diese 'Gründerbewegung' als Alternative zur abhängigen Beschäftigung kann sich zwischenzeitlich auf ein breites Netzwerk stützen. Science Park, das in der IHK angesiedelte Business Angles Netzwerk und Venture Capital Gesellschaften zusammen mit einer Vielzahl von Initiativen und Fördermaßnahmen im Bereich der Mittelstands- und Existenzgründerfinanzierung beschreiben diese Struktur.
Droht die Gründerwelle mangels Finanzierung auszutrocknen? Wenngleich das Scheitern junger Unternehmerexistenzen nach wie vor zumeist in der mangelnden unternehmerischen Erfahrung und Qualifikation begründet ist und nicht den Mangel an Kapital als Ursache hat, einfach ist es für die Firmengründer zur Zeit nicht, Geld zu erhalten. Dies gilt für die Anfangsfinanzierung ebenso wie für die sogenannten zweiten Finanzierungsrunden, die meist entscheidende Weichenstellungen für die Markterschließung darstellen.
Risikokapital ist knapp geworden, da die 'Geldgeber' sparen und die größeren Venture-Capital-Gesellschaften bemüht sind, die schon existierenden Unternehmen durchzubringen. Die jungen Unternehmen müssen zur Zeit schon eine sehr gute Idee und einen soliden Geschäftsplan als Voraussetzung mitbringen, wenn sie Geld von außen erhalten wollen. Vor den stärker differenzierenden Eigenkapitalbestimmungen, die Basel II den Banken auferlegt, sollten sich die Existenzgründer keine allzu großen Sorgen machen. Für ihre Fremdkapitalerfordernisse wird Basel II eher bezüglich der Eigenkapitalunterlegung bei den Banken komfortable Pauschalregelungen vorsehen und im Übrigen steht für die jungen Unternehmer weniger die Kreditaufnahme im Vordergrund als vielmehr die Stärkung ihrer Eigenkapitalausstattung.
Beteiligungskapital für die Region
Für Beteiligungskapital existieren im Saarland zwei überwiegend von regionalen Kreditinstituten getragene Beteiligungsgesellschaften, deren Focus auf Unternehmen in der Region ausgerichtet ist. Die Saarländische Wagnisfinanzierungsgesellschaft (SWG) ist eher auf junge innovative Technologieunternehmen und Existenzgründer ausgerichtet; die Saarländische Kapitalbeteiligungsgesellschaft (KBG) konzentriert sich mehr auf bereits bestehende kleine und mittlere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, die sie durch vom Bund und/oder Land geförderte Programme unterstützt.
Nimmt man die über die Saarländische Investitionskreditbank (SIKB) mögliche Finanzierungsvermittlung mit Programmen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der Deutschen Ausgleichsbank (DtA) sowie die eigenen Mittelstandsförderprogramme der SIKB zur Unterstützung der Schaffung neuer Arbeits- und Ausbildungsplätze hinzu, dann wird die Neugründung und Neuansiedlung von jungen Unternehmen nicht an einer vermeintlichen Finanzierungsklemme scheitern. Sollten Gründer und junge Unternehmer dennoch in dem eng geknüpften Netzwerk keine Bank und finanzielle Unterstützung finden, dürfen sie neuerdings für kleinteilige Investitionsvorhaben auf die direkte Förderung durch die SIKB im Rahmen des Programms Kleindarlehen für Gründer rechnen.
Privates Risikokapital steuerlich fördern!
Und die viel gescholtenen Banken? Sie stellen in Deutschland bereits über ihre Risikokapital- und Beteiligungsgesellschaften ca. 30 Prozent des Risikokapitals im Finanzierungsmarkt bereit (zusammen mit Versicherungsinstituten sogar knapp 50 Prozent!), was in der Diskussion ebenso gerne vergessen wird, wie die Tatsache, dass der Wettbewerb unter den Banken ausreichend Sorge dafür trägt, dass gute Businesspläne auch finanziert werden können.
Die Diskussion um die vermeintliche Finanzierungsklemme für junge innovative Unternehmen sollte sich besser darauf konzentrieren, die Bereitstellung von Risikokapital durch private Geldgeber steuerlich zu fördern. Dies wäre ein wichtiger Schritt, um einen stärker von privaten Finanziers getragenen Markt für Risikokapital zu stimulieren, der die Eigenkapitalbeschaffung für Existenzgründer und junge Unternehmen nachhaltig erleichtern und stützen könnte.