Forderung nach Ausbildungsplatzabgabe kontraproduktiv
IHK enttäuscht über Verhalten der Arbeitnehmerseite in der
Ausbildungskonferenz
04.06.2003
Die IHK verweist darauf, dass gerade die Saarwirtschaft in der beruflichen Ausbildung in den letzten Jahren Bemerkenswertes geleistet hat. So liege das Saarland bei der Ausbildungsplatzdichte seit zwei Jahren an der Spitze der westdeutschen Flächenländer. „Die IHK lehnt die Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe strikt ab. Eine solche Abgabe wird das genaue Gegenteil dessen bewirken, was sie bezweckt. Bereits die Diskussion darüber ist schädlich“ kommentierte Klaus Heller, Vizepräsident der IHK. „Sie veranlasst die Betriebe, bei der Ausbildung zurückhaltend zu agieren. Es ist in dieser Phase kontraproduktiv, durch die Ankündigung einer solchen Abgabe einen unnötigen Attentismus zu fördern. Die Ausbildungssituation kann sich bei einer solchen Diskussion dadurch in diesem Jahr weiter verschlechtern.“ so Heller weiter. Zudem würde eine Ausbildungsplatzabgabe nach Auffassung der IHK vor allem mittelständische Betriebe aus Handel und Dienstleistungen treffen, die oft nicht die erforderlichen Voraussetzungen für eine betriebliche Ausbildung bieten könnten. Ein solcher Schritt würde außerdem zu Unrecht solche Betriebe belasten, die Ausbildungsplätze mangels geeigneter Bewerber nicht besetzen könnten. In den letzten Jahren seien einige hundert angebotene Lehrstellen unbesetzt geblieben. Heller: „Unternehmen dürfen schließlich nicht für das Desinteresse an einzelnen Ausbildungsberufen oder die fehlende schulische Qualifikation von Jugendlichen verantwortlich gemacht werden.“
Mittelfristig sei durch die Ausbildungsplatzabgabe zu befürchten, dass es zu einer Verstaatlichung der Berufsbildung komme. Die Verantwortung für die Berufsausbildung ginge von der Wirtschaft auf den Staat über. Damit sinke auch das Engagement der Wirtschaft in diesem Bereich. Viele Unternehmen würden sich wie schon bei der Schwerbehindertenabgabe durch eine Ausbildungsplatzabgabe von der Ausbildungsverpflichtung „ freikaufen“. Mehr außerbetriebliche und weniger betriebliche Ausbildungsverhältnisse wären die Folge.
Heller: „Unsere Forderung geht daher an alle in der Region verantwortlichen Organisationen: Schluss mit dieser ideologisch verbrämten Debatte um eine Ausbildungsplatzabgabe und engagiert mitarbeiten an der Verbesserung der aktuellen Ausbildungssituation. Die IHK Saarland konzentriert sich in den nächsten Wochen auf die Mobilisierung aller Ausbildungspotenziale, damit möglichst vielen Jugendlichen ein Ausbildungsangebot gemacht werden kann. Diese Aufgabe hat Priorität. Gedankenspiele um Finanzierungsmodelle hingegen dienen niemandem. Sie schaden dem gemeinsamen Anliegen.“
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