Aktuelles

Kennzahl: 17.3197

Forderung nach Ausbildungsplatzabgabe kontraproduktiv

IHK enttäuscht über Verhalten der Arbeitnehmerseite in der
Ausbildungs­konferenz

04.06.2003

Mit großer Verwunderung und Enttäuschung reagiert die IHK Saarland auf die Entscheidung der Arbeit­nehmerorganisationen, den Appell der saar­län­dischen Ausbildungskonferenz vom 3. Juni 2003 nicht mitzutragen. Unter dem Motto „Gemeinsam können wir es schaffen!“ hatte die Konferenz zur Mobilisierung zusätzlicher Ausbildungsplätze im Saarland aufgerufen. Vertreter von DGB und Arbeitskammer wollen den Appell nicht mittragen und fordern statt dessen die Einfüh­rung einer Ausbildungsplatzabgabe.

Die IHK verweist darauf, dass gerade die Saarwirtschaft in der beruflichen Ausbildung in den letzten Jahren Bemerkenswertes geleistet hat. So liege das Saarland bei der Ausbildungsplatzdichte seit zwei Jahren an der Spitze der westdeutschen Flächenländer. „Die IHK lehnt die Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe strikt ab. Eine solche Abgabe wird das genaue Gegenteil dessen bewirken, was sie bezweckt. Bereits die Diskussion darüber ist schädlich“ kommentierte Klaus Heller, Vizepräsident der IHK. „Sie veranlasst die Betriebe, bei der Ausbildung zurückhaltend zu agieren. Es ist in dieser Phase kontraproduktiv, durch die Ankündigung einer solchen Abgabe einen unnötigen Atten­tismus zu fördern. Die Ausbildungs­situation kann sich bei einer solchen Diskussion dadurch in diesem Jahr weiter verschlechtern.“ so Heller weiter. Zudem würde eine Ausbildungsplatzabgabe nach Auffassung der IHK vor allem mittelständische Betriebe aus Handel und Dienstleistungen treffen, die oft nicht die erforderlichen Voraussetzungen für eine betriebliche Ausbildung bieten könnten. Ein solcher Schritt würde außerdem zu Unrecht solche Betriebe belasten, die Ausbildungsplätze mangels geeigneter Bewerber nicht besetzen könnten. In den letzten Jahren seien einige hundert angebotene Lehr­stellen unbesetzt geblieben. Heller: „Unternehmen dürfen schließlich nicht für das Desinteresse an einzelnen Ausbildungsberufen oder die feh­lende schulische Qualifikation von Jugendlichen verantwortlich gemacht werden.“

Mittelfristig sei durch die Ausbildungs­platzabgabe zu befürchten, dass es zu einer Verstaatli­chung der Berufsbildung komme. Die Verantwortung für die Berufsausbildung ginge von der Wirtschaft auf den Staat über. Damit sinke auch das Engagement der Wirtschaft in diesem Bereich. Viele Unter­nehmen würden sich wie schon bei der Schwerbehin­dertenabgabe durch eine Ausbildungsplatzabgabe von der Ausbildungsverpflichtung „ freikaufen“. Mehr außerbetriebli­che und weniger betriebliche Ausbildungsverhältnisse wären die Folge.

Heller: „Unsere Forderung geht daher an alle in der Region verantwortlichen Organisationen: Schluss mit dieser ideologisch verbrämten Debatte um eine Ausbildungsplatzabgabe und engagiert mit­arbeiten an der Verbesserung der aktuellen Ausbildungssituation. Die IHK Saarland konzentriert sich in den nächsten Wochen auf die Mobi­lisierung aller Ausbildungs­potenziale, damit möglichst vielen Jugendlichen ein Ausbil­dungsangebot gemacht werden kann. Diese Aufgabe hat Priorität. Gedankenspiele um Finanzierungsmodelle hingegen dienen niemandem. Sie schaden dem gemeinsamen Anliegen.“

Ansprechpartner:
Peter Nagel
(06 81) 95 20-7 00