Go east!
EU-Osterweiterung bietet neue Chancen – Auslandstraining
hält fit
Von Franz Josef Juchem, Vizepräsident IHK Saarland
Kolumne
01.06.2004
Das gilt in besonderem Maße für das Saarland. Die saarländische Wirtschaft ist traditionell überdurchschnittlich stark exportorientiert. Dazu tragen nicht nur einige wenige große Unternehmen bei; auch die kleineren und mittelständischen Unternehmen haben gezeigt, dass sie sich auf ausländischen Märkten gut behaupten können. Die Erfahrungen und Erfolge auf ausländischen Märkten haben unsere Unternehmen auch insgesamt fitter gemacht: Wer sich erfolgreich auf ausländischen Märkten durchsetzen kann, gewinnt in der Regel auch an Wettbewerbsfähigkeit im eigenen Heimatmarkt. Auch Sportler haben die Erfahrung gemacht: Auslandstraining hilft der eigenen Kondition auf die Sprünge!
„Coaching“ durch die IHK
Dies ist auch der Grund dafür, warum unsere IHK, im Verbund mit Wirtschaftsministerium und ZPT, ihre Mitgliedsunternehmen immer wieder ermuntert, sich verstärkt im Ausland zu engagieren. Durch ein breites Angebot an Information, Beratung, Veranstaltungen, gemeinsame Delegationsreisen und Messebeteiligungen. Auf die bevorstehende Osterweiterung haben wir unsere Unternehmen besonders intensiv vorbereitet. Bereits seit 1996 hatten saarländische Unternehmen die Gelegenheit, die Chancen in diesen Ländern aktiv zu sondieren: auf insgesamt sechs Messen und 20 Delegationsreisen. In jüngster Zeit haben wir unser Angebot noch einmal ausgeweitet. Hier nur ein paar Beispiele aus den letzten zwölf Monaten:
- Vor über 200 saarländischen Unternehmensvertretern konnte EU-Kommissar Günter Verheugen in der IHK die historische Dimension, die Hintergründe und die Chancen der EU-Osterweiterung erläutern.
- Ebenso viele Unternehmen nutzten die Gelegenheit, sich bei dem „IHK-Forum EU-Erweiterung“ aus erster Hand über die neuen Mitgliedsländer, ihre Märkte, ihre Wirtschaftsstruktur und ihre Handels- und Investitions-bedingungen zu informieren.
- Im Februar veranstaltete die IHK eine Expertenrunde zum letzten Stand der Beitrittsveranstaltungen und beteiligte sich im Mai gemeinsam mit der ZPT am Rheinland-Pfälzischen Forum „ Enter the New Europe“ in Trier.
- Auf Markterkundungsreisen in die Beitrittsländer Litauen, Bulgarien, Ungarn konnten sich Unternehmen vor Ort ein eigenes Bild über die wirtschaftliche Dynamik in diesen Ländern verschaffen. In wenigen Wochen ist wieder eine saarländische Delegation in Lettland und Litauen unterwegs.
Kein Wunder also, dass die Saarwirtschaft gegenüber den meisten Beitrittsländern eine positive Handelsbilanz vorweisen kann. In nicht wenige Länder liefern wir sogar deutlich mehr Güter als wir von dort beziehen. Und die Intensität des Warenaustauschs wächst weiter; erste Zahlen für das Handelsjahr 2003 bestätigen den Aufwärtstrend. Im Außenhandel mit den neuen Mitgliedsländern haben sowohl der Export als auch der Import in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Innerhalb von sechs Jahren hat sich die Bedeutung dieser Märkte für den saarländischen Außenhandel verdoppelt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Bei Wachstumsraten zwischen fünf und zehn Prozent eröffnen die Beitrittsländer Chancen, die die deutsche und westeuropäische Wirtschaft schon lange nicht mehr zu bieten hat.
Dass dadurch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden, liegt auf der Hand. Weniger offenkundig ist, dass das Engagement im Ausland auch im Inland Arbeit sichern hilft. Denn Auslandsinvestitionen verbessern im Erfolgsfall die Rentabilität von Unternehmen, festigen deren Existenz und helfen unter anderem durch günstigen Eigenbezug, Kapazitäten der Weiterverarbeitung in der Heimat zu erhalten. Dies dient letztlich auch den Interessen der saarländischen Arbeitnehmer.
Basis Saarland, Spielfeld Europa!
Unsere Unternehmen werden die Chance der Osterweiterung nutzen. Wenn dabei ein Gewinn für den Standort Deutschland insgesamt herauskommen soll – mehr Wachstum und mehr Arbeitsplätze –, dann müssen wir Deutschland einer Fitnesskur unterziehen. Wir brauchen eine Tarifpolitik, die globale Änderungen zur Kenntnis nimmt. Und wir brauchen eine Steuerpolitik, die unsere Unternehmen entlastet, damit sie im Wettbewerb bestehen können. Andernfalls werden die Wohlstandsgewinne des wachsenden Handels vornehmlich anderenorts anfallen An den Unternehmen liegt es nicht. Sie sind bereit für den Aufstieg aus der Regionalliga in die Champions League. Die Erfahrung hat gezeigt: Es gibt genügend Saarunternehmen, die das Zeug zum „International Player“ haben!