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IHK: Frankreich wichtigster Wirtschaftspartner für das Saarland

Auch als Exportmarkt jetzt wieder Nummer 1 –
Enge Kapitalverflechtung der Unternehmen beiderseits der
Grenze

05.08.2005

Im Jahr 2004 verzeichnete die saarländische Wirtschaft im Exportgeschäft nach Frankreich eine deutliche Steigerung. Wie die IHK Saarland mitteilt, erhöhten sich die Exporte um 29 Prozent auf ein Volumen von 2,2 Milliarden Euro. „Mehr als ein Fünftel aller saarländischen Ausfuhren geht jetzt nach Frankreich. Damit löst unser Nachbarland Großbritannien als wichtigsten Exportmarkt wieder ab“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch. Exportschlager im Handel mit Frankreich sind Automobile und Fahrzeugteile. Die engen Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Saarland und Frankreich zeigen sich auch an der engen Kapitalverflechtung und den hohen gegenseitigen Direktinvestitionen. Nach Angaben der IHK ist Frankreich mit einem Anteil von fast einem Drittel das mit Abstand wichtigste Ziel saarländischer Auslandsinvestitionen.

Frankreich ist traditionell der wichtigste Wirtschaftspartner für das Saarland. Nicht nur wegen der langen gemeinsamen Grenze, sondern auch wegen der politischen Geschichte und der vormals engen Verflechtung von Gruben und Hütten diesseits und jenseits der Grenze. Seit der wirtschaftlichen Rückgliederung des Saarlandes vor fast 50 Jahren ist die Republik Frankreich wichtigster Kunde für unser Land, seit 1968 durchgehend auch wichtigster Lieferant.

Nur zwei Jahre lang – 2002 und 2003 – konnte Großbritannien Frankreich vom Platz als größter Abnehmer verdrängen. Grund dafür war vor allem die hohe Nachfrage nach dem Ford „Focus“ auf dem britischen Markt. Nach einem Anstieg der Saarexporte nach Frankreich um fast 30 Prozent im letzten Jahr rangiert die „Grande Nation“ wieder unangefochten auf Platz 1 als bester Kunde: Waren im Wert von fast 2,2 Milliarden Euro konnten saarländische Unternehmen 2004 in das westliche Nachbarland absetzen; damit entfällt auf Frankreich mehr als ein Fünftel aller saarländischen Exporte.

Exportschlager Fahrzeuge und Fahrzeugteile

Zu den „Exportschlagern“ des Saarlandes zählen mit fast der Hälfte des Warenwertes Automobile und Fahrzeugteile – neben dem Ford „Focus“ vor allem Motorblöcke, Dieseleinspritz- und Abgasreinigungstechnik. So liefert etwa ZF Automatikgetriebe und das Homburger Bosch-Werk Diesel-Einspritzpumpen an die PSA Gruppe (Peugeot/Citroen). Für den deutlichen Zuwachs im vergangenen Jahr war aber in erster Linie die hohe Nachfrage nach Eisen und Stahlerzeugnissen verantwortlich – darunter auch fast 43.000 Tonnen an Spezialblechen der Dillinger Hütte für die zweieinhalb Kilometer lange und 350 Meter hohe Autobahnbrücke über den Tarn (Viaduc de Millau).

Bei den Importen führt Frankreich schon seit langem und mit weitem Abstand die Statistik an: Im letzten Jahr hat das Saarland Waren im Wert von 3,8 Milliarden Euro aus Frankreich eingeführt – das entspricht rund 55 Prozent aller saarländischen Importe. Drei Viertel der Einfuhren aus Frankreich (knapp drei Milliarden Euro) entfallen auf Kraftfahrzeuge und -teile. Dies liegt allerdings (nur) zu einem geringen Teil an der nach wie vor ausgeprägten Vorliebe der Saarländer für französische Automobile. Ausschlaggebend ist vor allem, dass die Peugeot-Automo­bile Deutschland ihren Sitz in Saarbrücken hat und die Statistik alle für den deutschen Markt bestimmten Fahrzeuge dieser Marke dem saarländischen Import zuordnet.

Gleich nach den Fahrzeugen stehen aber französische Lebensmittel ganz oben auf dem Einkaufszettel der Saarländer: Fast 200 Millionen Euro wurden im letzten Jahr für Wein und Spirituosen, Käse und Fleisch sowie andere Köstlichkeiten „Made in France“ ausgegeben. Allein ein Viertel davon entfällt – nach einem deutlichen Anstieg im vergangenen Jahr – auf den Kauf französischer Weine. Dabei finden die beliebten Einkäufe vieler Saarländer in den grenznahen französischen Supermärkten nicht einmal Niederschlag in der Außenhandelsstatistik.

Hohe Direktinvestitionen – starke Pendlerströme

Die engen Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Saarland und Frankreich zeigen sich auch an der engen Kapitalverflechtung und den hohen gegenseitigen Direktinvestitionen: Mit einem Anteil von fast einem Drittel ist Frankreich das mit Abstand wichtigste Ziel saarländischer Auslandsinvestitionen. Mit weitem Abstand folgen Luxemburg und Großbritannien mit sechs bzw. knapp vier Prozent sowie die Niederlande, Schweden und Belgien mit jeweils über zwei Prozent. Umgekehrt investieren französische Unternehmen mit Vorliebe im Saarland: Mit zuletzt über 350 Millionen Euro pro Jahr ist Frankreich auch der mit Abstand bedeutendste Investor an der Saar. Wie wichtig die beiden Wirtschaftspartner füreinander sind, zeigt sich auch an einem Vergleich mit der Bundesrepublik insgesamt; hier nehmen die beiden Nachbarländer füreinander nur jeweils den 5. Platz ein.

Auch der Arbeitsmarkt zwischen Frankreich und dem Saarland ist eng verflochten. Über 22.000 Menschen aus dem grenznahen Lothringen pendeln täglich über die Grenze, um ihrer Arbeit im Saarland nachzugehen. Selbst wenn man davon die rund 6.000 Saarländer abzieht, die inzwischen ihren Wohnsitz jenseits der Grenze haben, aber weiterhin im Saarland arbeiten, bleibt festzuhalten, dass unser Land netto rund 15.000 Arbeitsplätze für Mitbürger aus dem Nachbarland bereitstellt. Es liegt wohl am Lohngefälle, dass umgekehrt nur wenige Saarländer in Frankreich arbeiten. Wer dagegen im Saarland arbeitet und in Frankreich wohnt, profitiert von den günstigeren Immobilienpreisen und der niedrigeren Einkommenssteuer im Nachbarland.

Sowohl eine Liste als auch eine kartografische Darstellung saarländischer Niederlassungen in Frankreich stehen auf der Webseite der IHK zum Download bereit. Dort finden sich auch Übersichten über französische Niederlassungen im Saarland.

Medienkontakt:
Dr. Mathias Hafner
(06 81) 95 20-3 00