IHK Saarland: Saarwirtschaft setzt auf Innovation
Kräftiger Anstieg bei Patentanmeldungen...
30.07.2001
Im Ländervergleich liegt das Saarland – gemessen an der Zahl der Patente je 100.000 Einwohner – inzwischen auf Rang neun. Es rangiert zurzeit nicht nur vor allen ostdeutschen Ländern, sondern auch vor Schleswig-Holstein und Bremen. Seit 1996 hat es damit kräftig Boden wettgemacht. Damals lag es gemeinsam mit Bremen nur auf Rang 13. Einiges spricht dafür, so die IHK, dass sich der Aufstieg des Saarlandes im Länderranking in den nächsten Jahren weiter fortsetzen wird.
„Der kräftige Zuwachs bei den Patentanmeldungen zeigt“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch, „dass die saarländische Wirtschaft auf die Herausforderungen der Globalisierung mit einem höheren Innovationstempo reagiert hat. Sie setzt verstärkt auf die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren.“ Zugleich spiegele der Anstieg bei den Patenten den Wandel der saarländischen Forschungslandschaft hin zu anwendungsorientierten Technologiefeldern wider.
Dass die Saarwirtschaft an Innovationsdynamik gewinne, ergebe sich, so die IHK, auch aus den Statistiken des Patentinformationszentrums der Zentrale für Produktivität und Technologie Saar (ZPT), die im Wesentlichen vom saarländischen Wirtschaftsministerium und der IHK Saarland getragen wird. Das Zentrum werde zurzeit so stark in Anspruch genommen wie nie zuvor. Die Zahl der für die Unternehmen durchgeführten Patentrecherchen sei im Zeitraum von 1996 bis 2000 um 90 Prozent gestiegen, die Zahl der Kopien von Patentschriften um rund 80 Prozent.
Diese Zuwächse machen nach Auffassung der IHK zugleich deutlich, dass das Patentinformationszentrum der ZPT in der saarländischen Wirtschaft inzwischen eine breite Akzeptanz findet. Es biete heute Zugang zu der Patentliteratur fast aller Länder. Sein Archiv umfasse derzeit rund 15 Millionen Patentdokumente. „Über das Patentinformationszentrum, das seit zwei Jahren zugleich auch als Patentannahmestelle fungiert, reichen“, so Giersch, „inzwischen mehr als 30 Prozent aller saarländischen Anmelder ihre Patentschriften ein“.
... aber nach wie vor strukturbedingter Rückstand
Trotz der erfreulichen Entwicklung im vergangenen Jahrfünft weist das Saarland bei den Patenten immer noch einen deutlichen Rückstand zum BUND auf. „Das Saarland“, so Giersch, „holt auf, hat aber noch nicht aufgeschlossen.'
Der Rückstand zum BUND ist aus der Sicht der IHK fast ausschließlich strukturbedingt. Die wichtigsten Gründe:
- Erstens: Es gibt in der Saarindustrie – trotz der bisher
erzielten Erfolge in der Existenzgründungs- und
Mittelstandsförderung – einen sehr hohen Anteil an
Zweigbetrieben und Tochterunternehmen. Bei diesen Betrieben,
die zusammen mehr als 70 Prozent der industriellen
Arbeitsplätze stellen, handelt es sich zumeist um größere
Produktionsstätten, die in nationale und internationale
Konzerne eingebunden sind und nur in eingeschränktem Maße
Entwicklungsaufgaben wahrnehmen.
Soweit dort dennoch Entwicklungspersonal tätig ist und patentfähiges Wissen erarbeitet, werden die entsprechenden Patente nicht im Saarland, sondern am Sitzort des Mutterunternehmens angemeldet und registriert.
- Zweitens: Auch für den Bereich der Forschungsinstitute gilt, dass die hier erarbeiteten Forschungsergebnisse häufig nicht im Saarland als Patente angemeldet werden. So forschen die beiden Fraunhofer-Institute in Saarbrücken und St. Ingbert zwar hier im Saarland – und dies intensiv und erfolgreich; die Patente, die diesen Instituten zuzuordnen sind, werden aber in München, dem Sitz der Fraunhofer-Gesellschaft, registriert.
- Drittens: Die größeren Unternehmen, die ihren Sitz im
Saarland haben, gehören in aller Regel Branchen an, die ihrer
Art nach weniger forschungsintensiv sind (Stahl, Keramik,
Nahrungsmittel).
Korrespondierend hiermit sind Branchen, die im besonderen Maße forschungsintensiv sind und in der deutschen Patentstatistik vorne liegen, im Saarland noch unterrepräsentiert. Dies gilt etwa für die Bereiche Chemie, Pharmazie und Biotechnologie. Hätte etwa die BASF AG ihren Sitz im Saarland, läge die Zahl der Patentanmeldungen hier um den Faktor zehn höher.
1996 | 2000 | Veränderung 2000 gegenüber 1996 in % | |||||||
Anzahl | Anteil in % | Anzahl pro 100.000 Einwohner | Anzahl | Anteil in % | Anzahl pro 100.000 Einwohner | ||||
Bayern | 9.857 | 23,0 | 83 | 13.301 | 24,9 | 110 | + 34,9 | ||
Baden-Württemberg | 9.711 | 22,7 | 95 | 12.486 | 23,3 | 120 | + 28,6 | ||
Nordrhein-Westfalen | 8.938 | 20,9 | 50 | 10.330 | 19,3 | 57 | + 15,6 | ||
Hessen | 4.117 | 9,6 | 69 | 4.818 | 9,0 | 80 | + 17,0 | ||
Niedersachsen | 2.689 | 6,3 | 35 | 3.529 | 6,6 | 45 | + 31,2 | ||
Rheinland-Pfalz | 1.955 | 4,6 | 50 | 2.504 | 4,7 | 62 | + 28,1 | ||
Berlin | 1.377 | 3,2 | 40 | 1.265 | 2,4 | 37 | - 8,1 | ||
Hamburg | 935 | 2,2 | 20 | 1.222 | 2,3 | 72 | + 30,7 | ||
Sachsen | 896 | 2,1 | 53 | 1.021 | 1,9 | 23 | + 14,0 | ||
Thüringen | 556 | 1,3 | 21 | 762 | 1,4 | 31 | + 37,1 | ||
Schleswig-Holstein | 565 | 1,3 | 22 | 680 | 1,3 | 25 | + 20,4 | ||
Sachsen-Anhalt | 424 | 1,0 | 15 | 466 | 0,9 | 17 | + 9,9 | ||
Brandenburg | 307 | 0,7 | 12 | 396 | 0,7 | 15 | + 29,0 | ||
Saarland | 214 | 0,5 | 20 | 363 | 0,7 | 34 | + 69,6 | ||
Mecklenburg-Vorpommern | 156 | 0,4 | 8 | 221 | 0,4 | 12 | + 41,7 | ||
Bremen | 137 | 0,3 | 20 | 166 | 0,3 | 25 | + 21,2 | ||
Insgesamt | 42.834 | 100 | 53 | 53.521 | 100 | 65 | + 24,9 |
Quelle: DPMA Jahresbericht 2000; Berechnungen der IHK Saarland