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IHK Saarland: Saarwirtschaft setzt auf Innovation

Kräftiger Anstieg bei Patentanmeldungen...

30.07.2001

Die Zahl der Patentanmeldungen im Saarland ist im vergangenen Jahrfünft deutlich angestiegen: von 214 im Jahre 1996 auf 363 im Jahr 2000. Das ist ein Zuwachs von immerhin 70 Prozent – die höchste Zuwachsrate aller Bundesländer. Bundesweit war im gleichen Zeitraum eine Zunahme von lediglich 25 Prozent zu verzeichnen.

Im Ländervergleich liegt das Saarland – gemessen an der Zahl der Patente je 100.000 Einwohner – inzwischen auf Rang neun. Es rangiert zurzeit nicht nur vor allen ostdeutschen Ländern, sondern auch vor Schleswig-Holstein und Bremen. Seit 1996 hat es damit kräftig Boden wettgemacht. Damals lag es gemeinsam mit Bremen nur auf Rang 13. Einiges spricht dafür, so die IHK, dass sich der Aufstieg des Saarlandes im Länderranking in den nächsten Jahren weiter fortsetzen wird.

„Der kräftige Zuwachs bei den Patentanmeldungen zeigt“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch, „dass die saarländische Wirtschaft auf die Herausforderungen der Globalisierung mit einem höheren Innovationstempo reagiert hat. Sie setzt verstärkt auf die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren.“ Zugleich spiegele der Anstieg bei den Patenten den Wandel der saarländischen Forschungslandschaft hin zu anwendungsorientierten Technologiefeldern wider.

Dass die Saarwirtschaft an Innovationsdynamik gewinne, ergebe sich, so die IHK, auch aus den Statistiken des Patentinformationszentrums der Zentrale für Produktivität und Technologie Saar (ZPT), die im Wesentlichen vom saarländischen Wirtschaftsministerium und der IHK Saarland getragen wird. Das Zentrum werde zurzeit so stark in Anspruch genommen wie nie zuvor. Die Zahl der für die Unternehmen durchgeführten Patentrecherchen sei im Zeitraum von 1996 bis 2000 um 90 Prozent gestiegen, die Zahl der Kopien von Patentschriften um rund 80 Prozent.

Diese Zuwächse machen nach Auffassung der IHK zugleich deutlich, dass das Patentinformationszentrum der ZPT in der saarländischen Wirtschaft inzwischen eine breite Akzeptanz findet. Es biete heute Zugang zu der Patentliteratur fast aller Länder. Sein Archiv umfasse derzeit rund 15 Millionen Patentdokumente. „Über das Patentinformationszentrum, das seit zwei Jahren zugleich auch als Patentannahmestelle fungiert, reichen“, so Giersch, „inzwischen mehr als 30 Prozent aller saarländischen Anmelder ihre Patentschriften ein“.

... aber nach wie vor strukturbedingter Rückstand

Trotz der erfreulichen Entwicklung im vergangenen Jahrfünft weist das Saarland bei den Patenten immer noch einen deutlichen Rückstand zum BUND auf. „Das Saarland“, so Giersch, „holt auf, hat aber noch nicht aufgeschlossen.'

Der Rückstand zum BUND ist aus der Sicht der IHK fast ausschließlich strukturbedingt. Die wichtigsten Gründe:

  • Erstens: Es gibt in der Saarindustrie – trotz der bisher erzielten Erfolge in der Existenzgründungs- und Mittelstandsförderung – einen sehr hohen Anteil an Zweigbetrieben und Tochterunternehmen. Bei diesen Betrieben, die zusammen mehr als 70 Prozent der industriellen Arbeitsplätze stellen, handelt es sich zumeist um größere Produktionsstätten, die in nationale und internationale Konzerne eingebunden sind und nur in eingeschränktem Maße Entwicklungsaufgaben wahrnehmen.

    Soweit dort dennoch Entwicklungspersonal tätig ist und patentfähiges Wissen erarbeitet, werden die entsprechenden Patente nicht im Saarland, sondern am Sitzort des Mutterunternehmens angemeldet und registriert.

  • Zweitens: Auch für den Bereich der Forschungsinstitute gilt, dass die hier erarbeiteten Forschungsergebnisse häufig nicht im Saarland als Patente angemeldet werden. So forschen die beiden Fraunhofer-Institute in Saarbrücken und St. Ingbert zwar hier im Saarland – und dies intensiv und erfolgreich; die Patente, die diesen Instituten zuzuordnen sind, werden aber in München, dem Sitz der Fraunhofer-Gesellschaft, registriert.
  • Drittens: Die größeren Unternehmen, die ihren Sitz im Saarland haben, gehören in aller Regel Branchen an, die ihrer Art nach weniger forschungsintensiv sind (Stahl, Keramik, Nahrungsmittel).

    Korrespondierend hiermit sind Branchen, die im besonderen Maße forschungsintensiv sind und in der deutschen Patentstatistik vorne liegen, im Saarland noch unterrepräsentiert. Dies gilt etwa für die Bereiche Chemie, Pharmazie und Biotechnologie. Hätte etwa die BASF AG ihren Sitz im Saarland, läge die Zahl der Patentanmeldungen hier um den Faktor zehn höher.

Das Fazit: Die Unternehmen, die ihren Sitz im Saarland haben, sind ähnlich ideenreich und innovationsstark wie die Unternehmen anderswo. Gerade im Bereich der mittelständischen Wirtschaft gibt es trotz spürbarer strukturpolitischer Fortschritte aber noch zu wenige davon. „Im Mittelstand“, so Giersch, „stimmt die Klasse, aber es mangelt noch an Masse. Die IHK wird deshalb auch künftig mit viel Engagement dazu beitragen, die Unternehmerlücke im Saarland zu schließen.“

1996 2000 Veränderung 2000 gegenüber 1996 in %
Anzahl Anteil in % Anzahl pro 100.000 Einwohner Anzahl Anteil in % Anzahl pro 100.000 Einwohner
Bayern 9.857 23,0 83 13.301 24,9 110 + 34,9
Baden-Württemberg 9.711 22,7 95 12.486 23,3 120 + 28,6
Nordrhein-Westfalen 8.938 20,9 50 10.330 19,3 57 + 15,6
Hessen 4.117 9,6 69 4.818 9,0 80 + 17,0
Niedersachsen 2.689 6,3 35 3.529 6,6 45 + 31,2
Rheinland-Pfalz 1.955 4,6 50 2.504 4,7 62 + 28,1
Berlin 1.377 3,2 40 1.265 2,4 37 - 8,1
Hamburg 935 2,2 20 1.222 2,3 72 + 30,7
Sachsen 896 2,1 53 1.021 1,9 23 + 14,0
Thüringen 556 1,3 21 762 1,4 31 + 37,1
Schleswig-Holstein 565 1,3 22 680 1,3 25 + 20,4
Sachsen-Anhalt 424 1,0 15 466 0,9 17 + 9,9
Brandenburg 307 0,7 12 396 0,7 15 + 29,0
Saarland 214 0,5 20 363 0,7 34 + 69,6
Mecklenburg-Vorpommern 156 0,4 8 221 0,4 12 + 41,7
Bremen 137 0,3 20 166 0,3 25 + 21,2
Insgesamt 42.834 100 53 53.521 100 65 + 24,9

Quelle: DPMA Jahresbericht 2000; Berechnungen der IHK Saarland