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In China sind preußische Tugenden gefragt

Außenhandel mit China sichert Arbeitsplätze im
Saarland

13.07.2005

Wer als Unternehmer in China erfolgreich sein will, muss entweder selbst vor Ort sein oder einen chinesischen Vertreter haben, der technisch und kaufmännisch versiert sowie absolut loyal ist. Man müsse versuchen, ein „chinesisches Unternehmen“ in China zu werden. Außerdem sei es wichtig, mit chinesischen Partnern zusammen zu arbeiten, die in funktionierende Beziehungsgeflechte eingebunden sind. Ohne solche persönliche Netzwerke, die z.B. von Managern gepflegt werden, die gemeinsam auf der Universität waren, stehe man auf verlorenem Posten.

Dies sagte Dr. Michel Gothier, Geschäftsführer der Becker Mining Systems GmbH (Friedrichsthal), die seit Jahren erfolgreich in China tätig ist – mittlerweile an drei Standorten. Auf einer Informationsveranstaltung, zu der „Saarland International“ und die Landesbank Saar (SaarLB) eingeladen hatte, hob Gothier hervor, dass die Chinesen nicht zuletzt deshalb so erfolgreich seien, weil sie typische „preußische Tugenden“ verinnerlicht hätten wie z.B. eine gute Bildung, Pflichtbewusstsein vor allem aber Fleiß und Leistungsbereitschaft.

Wichtig sei auch die Frage der Standortwahl: es sei in der Regel wesentlich preisgünstiger, sich außerhalb der großen Zentren Peking und Shanghai niederzulassen. Dies betreffe sowohl die Grundstücksmieten als auch die Arbeitskräfte.

Georgi: Chancen der Globalisierung nutzen

Wirtschaftsminister Dr. Hanspeter Georgi appellierte an die Saarwirtschaft, die Chancen der Globalisierung zu nutzen („Daran vorbeizugehen wäre sträflich!“) Er ermunterte die zahlreichen Unternehmen mit China-Ambitionen, sich mit den saarländischen Unternehmern zu unterhalten, die bereits in China tätig seien. Neben der Firma Becker mining systems sind über ein Dutzend andere Firmen bereits vor Ort mit eigenen Niederlassungen oder Joint Ventures: „Diese Firmen spielen eine wichtige „ Brückenfunktion“, von der die Neueinsteiger profitieren können.“, so der Minister.

Außerdem biete die Markterkundungsreise im November eine ausgezeichnete und überdies preiswerte Möglichkeit, sich vor Ort gezielt an den chinesischen Markt heranzutasten. Für diese Reise, die gemeinsam von Wirtschaftministerium und der Zentrale für Produktivität und Technologie Saar (ZPT) organisiert wird, haben sich schon sechzehn Unternehmen angemeldet, es seien aber noch einige Plätze frei.

Der Leiter des Außenwirtschaftsreferates im Ministerium, Ministerialrat Joachim Kiefaber, stellte die Delegationsreise im Einzelnen vor; neben China steht auch Malaysia auf dem Programm. In Kuala Lumpur wird – ebenso wie in Kanton – eine Kooperationsbörse organisiert, die saarländischen Firmen die Möglichkeit bietet, gezielt mit chinesischen Unternehmen in Kontakt zu treten, um die Möglichkeit von Geschäftsbeziehungen auszuloten.

SaarLB-Vorstand Dr. Max Häring hob hervor, dass sein Haus mittlerweile über vier Standorte in China verfüge, die in ein erstklassiges Netzwerk eingebunden seien. Dies stehe allen Kunden der gesamten Sparkassenorganisation offen und erleichtere den Markteintritt in China von der Finanzierungsseite her.

China unter den Top 10 der Saar-Exportmärkte

IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch betonte, dass die Chinaaktivitäten von „Saarland International“, dem Zusammenschluss von Ministerium, IHK Saarland und ZPT, so langsam greife: bemerkenswert sei eine immense Exportdynamik. Die Ausfuhren nach China hätten sich in den letzten fünf Jahren verachtfacht. China sei damit innerhalb relativ kurzer Zeit unter die „Top 10“ der Exportmärkte des Saarlandes aufgerückt.

Auffallend sei aber auch, so Giersch, dass die saarländische Handelsbilanz mit China – anders als die deutsche – positiv ist, d.h. dass wir mehr nach China exportieren als wir von dort importieren. Der Außenhandel mit China sichere also per Saldo Arbeitsplätze im Saarland. Rund hundert saarländische Unternehmen unterhalten inzwischen Handelsbeziehungen zum Reich der Mitte.

Über die logistischen Herausforderungen in China referierte der Leiter des DHL-Competence Centers China, Markus Leutner und der Leiter der Firmenkundenbetreuung der Bayerischen Landesbank München, Ulrich Eckert, berichtete über die zahlreichen Möglichkeiten der Finanzierungs- und Zahlungssicherung für Liefergeschäfte sowie Finanzierungen vor Ort. Er stellte auch das German Center Shanghai vor, das eine gute Möglichkeit biete, zu überschaubaren Kosten eine Repräsentanz in China zu eröffnen.

Breiten Raum beanspruchten auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für China-Engagements. Dr. Tim Faber von der renommierten Kanzlei Rödl & Partner ging dabei auf zahlreiche juristische Einzelaspekte ein, unter anderem auf Haftungsfälle, Direktinvestitionen, Immobilien, Arbeitsrecht sowie das Problem der Produktpiraterie.

Alle Vorträge können heruntergeladen werden.

Interessenten an der Delegationsreise im November:
ZPT, Gerd Martin, (06 81) 95 20 450

Medienkontakt:
Dr. Mathias Hafner
(06 81) 95 20-3 00