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Jobvernichtungsmaschine stoppen!

18.02.1997

Eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche - unentgeltlich, aber die individuellen Einkommen stabilisierend - hat der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes, Dr. Hanspeter Georgi, in einem Beitrag für die Märzausgabe der Zeitschrift 'SaarWirtschaft' gefordert. Wenn auf dieser Basis je nach Auftragslage der Betrieb eine Schwankung zwischen 20 und 60 Wochen-Stunden zugelassen werde, 'dann wird die Beschäftigung auch in Deutschland wieder zunehmen'.

Angesichts der dramatisch hohen Arbeitslosigkeit und der insgesamt über sechs Millionen fehlenden Arbeitsplätze - 'nämlich auch für jene, die über ABM-Qualifizierungs-maßnahmen und Vorruhestand über Wasser gehalten werden' - seien radikale Änderungen im Verhalten der für die Beschäftigung Verantwortlichen notwendig. Die Tarifpartner müßten die von ihnen in Gang gehaltene Jobvernichtungsmaschine endlich zum Stillstand bringen. 'Lohnerhöhungen, begründet auf Produktivitätssteigerungen infolge betrieblichen Arbeitsplatzabbaus in der Industrie, sind bei Unterbeschäftigung des Teufels. Und die Arbeitszeitverkürzung in Richtung 35-Stunden-Woche ist ein Irrweg', schreibt Georgi. Der 'weiter so'-Weg führe zu einem noch schnelleren Abbau der Stammbelegschaften. Ausgleich komme dann über Teilzeit und Leiharbeit - an den tariflichen Regelungen vorbei, weil sonst ganze Betriebsstandorte gefährdet wären.

In Deutschland sei es wirtschaftlich günstiger, in Konkurs zu gehen, als bei betrieblichen Problemen Arbeitsplätze abzubauen. 'Der Arbeitsplatz in Deutschland ist besser geschützt als die Ehe. Und das führt dazu, daß Arbeitslose davor geschützt sind, einen Arbeitsplatz zu finden.' Die Unternehmen, vor allem auch die vielen kleinen und mittleren Betriebe, ließen lieber Überstunden zu, als neue Arbeitnehmer einzustellen. 'Wo bleibt die 'soziale Verantwortung' des Gesetzgebers?' Die Politiker seien Gefangene der bisherigen Kollektivregelungen. Statt durch sozialpolitische Innovationen neue Beschäftigungsfelder entstehen zu lassen, müßten die, die noch erwerbstätig sind, immer mehr durch Abgaben und Steuern für die zunehmende Arbeitslosigkeit, die zunehmende Sozialhilfe und die breite Praxis des Vorruhestands zahlen. Die Politik des überbordenden Sozialstaats werde zur Plage.