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Landkreise holen auf – Stadtverband bleibt aber Schwergewicht

IHK-Untersuchung zum Strukturwandel im Saarland

06.08.2004

Das Saarland hat in den vergangenen 25 Jahren einen tiefgreifenden Strukturwandel erlebt – innerhalb der Industrie, aber auch von der industriellen Produktion hin zu den Dienstleistungsbereichen. Nach einer Untersuchung der IHK Saarland wirkte sich dieser Wandel in den Landkreisen bei Wachstum und Beschäftigung sehr unterschiedlich aus. Während die Kreise St. Wendel, Saarpfalz und Saarlouis per Saldo Arbeitsplätze gewinnen konnten, mussten der Kreis Neunkirchen und der Stadtverband Saarbrücken deutliche Beschäftigungsverluste hinnehmen – nicht zuletzt als Folge der einschneidenden Krisen der Montanindustrie.

Dienstleistungen auf dem Vormarsch, Industrie bleibt wichtig

Die Zahl der industriellen Arbeitsplätze ging zwischen 1980 und 2003 in allen saarländischen Landkreisen mehr oder minder stark zurück. Die größten Verluste mussten die beiden “ Montankreise” Neunkirchen und Saarbrücken hinnehmen. Allein im Stadtverband gingen rund 39.000 Industriearbeitsplätze verloren – das waren immerhin 48 Prozent aller Arbeitsplätze in diesem Bereich. Zwar entstanden gleichzeitig rund 23.000 zusätzliche Stellen in Dienstleistungsunternehmen; diese konnten die gewaltige Lücke jedoch nur zum Teil schließen. Nicht ganz so dramatisch verlief die Arbeitsplatzentwicklung im Kreis Neunkirchen. Aber auch hier gibt es heute per Saldo weniger Arbeitsplätze als 1980. Klarer Gewinner des Strukturwandels ist der Kreis St. Wendel; er profitierte von der Ansiedlung und Entwicklung dynamisch wachsender Industrieunternehmen wie der Globus-Gruppe, Fresenius oder Kuhn.

Stadtverband: Vom Industrie- zum Dienstleistungszentrum

Trotz der starken Arbeitsplatzverluste ist der Stadtverband Saarbrücken immer noch das wirtschaftliche Schwergewicht an der Saar. Hier gehen rund 40 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ihrer Arbeit nach, und hier werden gut 41 Prozent des saarländischen Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet - ganz überwiegend im Dienstleistungssektor. Von den 407 Arbeitsplätzen je 1.000 Einwohner entfallen 285 auf diesen Bereich. Das sind immerhin 70 Prozent. In keinem anderen saarländischen Landkreis sind mehr Menschen mit Dienstleistungen beschäftigt. Und kein Kreis ist so wichtig für die Ausbildung unseres Nachwuchses. Rund 45 Prozent aller IHK-Ausbildungsverträge im vergangenen Jahr – 4.386 an der Zahl - wurden im Stadtverband abgeschlossen.

Aufsteigerkreis St. Wendel

Bei Arbeitsplatzentwicklung und Wertschöpfung ist der Kreis St. Wendel Spitzenreiter. Im zurückliegenden Jahrzehnt wuchs das Bruttoinlandsprodukt hier um über 57 Prozent. Insgesamt ist die Wirtschaft im Saarland in diesem Zeitraum um rund 23 Prozent gewachsen. Weit abgeschlagen auf dem letzten Platz beim Wirtschaftswachstum rangiert der Kreis Neunkirchen. Die Rangfolge der Wachstumsraten deckt sich - in umgekehrter Reihenfolge - fast eins zu eins mit jener der Arbeitslosenquoten. Hauptunterschied: In punkto Arbeitslosigkeit ist der Stadtverband Träger der roten Laterne. Fazit: Die nach dem Krieg unter verhältnismäßig ungünstigen Bedingungen angetretenen Kreise erzielen heute überdurchschnittliche Wachstumsraten. Ihnen fällt es offenbar leichter, wachstumsträchtige Industriezweige und innovative Dienstleistungsbetriebe anzusiedeln als diejenigen Kreise, die Vorreiter der Industrialisierung waren.

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Strukturwandel im Saarland: Landkreise holen auf - Stadtverband bleibt aber Schwergewicht
Stadtverband: Vom Industrie- zum Dienstleistungszentrum