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Mehr Arbeitsplätze über Ausfuhren sichern!

Exporterfolge kein Indiz für hohe Standortqualität

02.02.2004

Die Exporterfolge der deutschen Wirtschaft dürfen aus Sicht der IHK nicht zum Anlass genommen werden, in der Reformpolitik einen Gang zurück zu schalten. Dass Deutschland den Weltmeisterstatus zurückerobert habe, sei überwiegend wechselkursbedingt und täusche darüber hinweg, dass die deutschen Ausfuhren immer weniger Arbeitsplätze im Inland sichern. „Wir müssen dafür sorgen, dass vom Export künftig wieder stärkere Beschäftigungsimpulse ausgehen. Hierzu brauchen wir dringend weitere Strukturreformen und eine Senkung der zu hohen Arbeitskosten“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch.

Die Lage werde aus IHK-Sicht durch folgende Fakten gekennzeichnet:

  • Erstens: Die Spitzenstellung Deutschlands in der Außenwirtschaftsstatistik („Exportweltmeister“) resultiert ganz entscheidend aus der Währungsentwicklung. Infolge der starken Euro-Aufwertung gegenüber dem Dollar gehen die deutschen Ausfuhren mit einem entsprechend höheren Wert in die internationale Statistik ein, die auf Dollarbasis geführt wird. Die Euro-Aufwertung bläht die deutschen Exporte insofern auf. In Euro gerechnet sind sie nur minimal gestiegen – nominal um gerade ein Prozent. Nach Abzug der Preissteigerung ergibt sich praktisch eine Stagnation der Exporte.
  • Zweitens ist Deutschland auf den Weltmärkten im Vergleich zu anderen wichtigen Exportnationen zurückgefallen. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ist der Anteil Deutschlands am Weltexport von 1991 bis 2002 von 10,8 Prozent auf 9,2 Prozent gefallen. Das sind immerhin 1,6 Prozentpunkte.
  • Drittens: In den deutschen Exportgütern steckt immer weniger deutsche Arbeit. Deutschland exportiert zwar nach wie vor viele Autos, Maschinen und Anlagen in alle Welt. Doch enthalten die Produkte immer mehr Teile, Komponenten und Systeme, die anderswo – zumeist in Niedriglohnländern – hergestellt werden. Unsere Ausfuhren sichern insofern immer weniger Arbeitsplätze in Deutschland. Ein „deutscher“ Personenwagen etwa wird nur noch zu rund 35 Prozent in Deutschland produziert. In anderen Branchen liegt der Anteil ausländischer Zulieferungen teilweise noch weit höher. Tendenz: Weiter steigend. So kommt es, dass in den vergangenen Jahren trotz steigender Ausfuhren mehr als zwei Millionen Arbeitsplätze in Niedriglohnländer verlagert wurden (Angaben der Deutschen Bundesbank).
Die deutsche Exportwirtschaft, so die IHK, könne ihre Position auf den Weltmärkten nur deshalb so erfolgreich behaupten, weil sie einen ständig wachsenden Teil der Wertschöpfung aus Niedriglohnländern beziehe. „Das ist ein Alarmsignal für die deutsche Standortpolitik. Es ist höchste Zeit“ , so Giersch, „dem Exodus von Arbeitsplätzen endlich energisch entgegenzuwirken.“ Notwendig sei es insbesondere, die Arbeitskosten stabil zu halten oder sie sogar zu senken. Die Wege dahin seien bekannt: Verlängerung der Wochenarbeitszeiten ohne Lohnausgleich, zurückhaltende Lohnforderungen, Senkung der Sozialversicherungsbeiträge und Abkopplung der Beitragslasten vom Arbeitslohn sowie arbeitskostensenkende Reformen des Arbeitsrechts.

Weitere Informationen:
Oliver Groll
(06 81) 95 20-4 13