Mit Innovationen die Zukunft sichern
IHK-Präsident Dr. Richard Weber zur Technologiepolitik
Kolumne
01.06.2005
Innovationen aus dem Saarland sind aber keineswegs auf diese Schlüsselbranche oder nur auf Großunternehmen beschränkt. Innovative Lösungen finden sich in allen Branchen und allen Größenklassen – von der Stahlindustrie über den Maschinen- und Anlagenbau, die Elektrotechnik und die keramische Industrie bis zur Gesundheitsbranche oder dem großen Bereich der Dienstleistungen. Wer genau hinsieht, wird schnell feststellen: Die saarländischen Unternehmen sind gut aufgestellt. Dass die Saarwirtschaft erheblich an Innovationskraft gewonnen hat, spiegelt sich auch in der Patentstatistik: Im Saarland ist die Zahl der Patentanmeldungen in den letzten 15 Jahren um 62 Prozent gestiegen – bundesweit waren es gerade 13 Prozent.
Politik auf dem richtigen Weg ...
Die Erfolge der Vergangenheit sind freilich keine Garantie für eine erfolgreiche Zukunft. Wer nicht ständig besser wird, fällt zurück. Eine gute Politik kann und muss Innovationen jederzeit und über alle Bereiche wahrscheinlicher machen – durch die richtigen Rahmenbedingungen, durch eine passende Forschungsinfrastruktur, ein gutes Bildungssystem oder auch eine direkte Unterstützung der Unternehmen im Innovationsprozess. Unser Land hat diesen Weg konsequent beschritten. Bereits seit Jahrzehnten wurde erheblich in den Ausbau der wirtschaftsnahen Forschung investiert. Unter anderem haben zwei Fraunhofer-Institute, zwei Max-Planck-Institute für Informatik, zwei Leibniz-Institute und das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz ihren Sitz im Saarland. Moderne Gründerzentren, verbesserte Möglichkeiten der Wagnisfinanzierung, Innovations-, Beratungs- und Coachingprogramme ergänzen die Palette. Für den Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und zwischen den Unternehmen steht eine breite Palette von Instrumenten bereit. Es gibt Transferstellen an den Hochschulen. Die ZPT informiert auf vielfältige Weise über Forschungsprojekte und -ergebnisse und unterhält ein eigenes Patent- und Markenzentrum. IHK und ZPT haben zahlreiche Branchenforen eingerichtet, um den Dialog weiter anzuregen, „Best Practice“ zu verbreiten und Kooperationen anzubahnen. Unter Federführung der IHK hat die Saarwirtschaft in den letzten Jahren drei Stiftungslehrstühle eingerichtet. Die IHK engagiert sich in zahlreichen Fördergesellschaften, um den Wissenstransfer zu unterstützen, moderiert das Business Angels Netzwerk und unterstützt Existenzgründer. Was soll man da noch mehr tun?
Unterstützung der Kernbereiche bringt hohe Renditen
Der regionalwirtschaftliche Effekt dieser Anstrengungen ließe sich noch vergrößern, wenn auch die Innovations- und Bildungspolitik – neben High-Tech und allgemeiner Verbesserung der Ausbildungsqualität – das Potenzial und die Bedürfnisse derjenigen Bereiche stärker ins Auge fasste, denen unser Land einen großen Teil seiner Arbeitsplätze und seiner Wachstumsdynamik verdankt. Der Vorschlag unserer IHK: Die Landesregierung ergänzt ihre Innovationsstrategie um den Schwerpunkt „Ingenieurausbildung und innovative Produktionstechnik“. Wenn qualifizierte Ingenieure bald zum Engpassfaktor werden, kann sich das Saarland einen entscheidenden Standortvorteil verschaffen, wenn es über größere Ressourcen dieses knappen Faktors verfügt. Und wenn der Erhalt größerer Produktionsstätten an teuren deutschen Standorten vor allem von deren Technologieführerschaft abhängt, werden – neben neuen Produkten – vor allem schnellere Prozessinnovationen den Standort sichern. Beide Maßnahmen versprechen also hohe regionalwirtschaftliche Renditen.
Wenn die Mittel knapp werden, sehen Unternehmer vor allem auf die Renditen. Das ist sicher ein guter Ratschlag auch für die Politik.