Montanindustrie im Saarland
Ende der Kohle? – Renaissance der Stahlindustrie!
06.07.2006
Bergbau mit langer Tradition
Steinkohlenbergbau hat im Saarland eine lange Tradition. Erste nachgewiesene Aktivitäten lassen sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Seinen Höhepunkt hatte der Bergbau an der Saar in den 1950er-Jahren. Die Steinkohlenkrise ab Ende der 1950er Jahre markierte dann den Beginn des Niedergangs: Allein zwischen 1950 und 1970 gingen im saarländischen Bergbau fast 40.000 Arbeitsplätze verloren.
Die Deutschen Steinkohle AG (DSK) betreibt heute noch das „ Bergwerk Saar“ in Ensdorf und förderte dort 2005 rund 4,7 Millionen t Steinkohle. Die DSK beschäftigte Ende 2005 an der Saar insgesamt gut 6.500 Mitarbeiter, darunter ca. 500 Auszubildende. Alles in allem sind heute noch gut 11.000 Arbeitsplätze direkt und indirekt vom Bergbau abhängig. Dies entspricht einem Anteil von etwa drei Prozent der gesamten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im Saarland.
Steinkohle wird in Deutschland unter schwierigsten geologischen Bedingungen und unter Beachtung höchster Umwelt- und Sicherheitsstandards gefördert. Unter diesen Rahmenbedingungen ist ein Abbau nur mit einem immensen technischen Aufwand und hohem Kapitaleinsatz möglich. Demzufolge liegen die Förderkosten des deutschen Steinkohlenbergbaus deutlich über dem Weltmarktniveau. Ohne staatliche Beihilfen ist der deutsche Steinkohlenbergbau daher im internationalen Vergleich nicht wettbewerbsfähig. Die seit Jahrzehnten andauernde Subventionierung steht seit ebenso langer Zeit in der Kritik.
Planungssicherheit für die Kohle!
In der kohlepolitischen Vereinbarung vom Sommer 2003 wurden für 2012 eine Steinkohlenförderung von 16 Millionen t. und eine Belegschaft von 20.000 Mitarbeiter als Zielgrößen festgelegt. Allerdings bestehen für die Zeit ab 2009 keine Rechtsansprüche auf finanzielle Zuwendungen. Gegenwärtig laufen Verhandlungen über eine Anschlussfinanzierung. Aus Sicht der IHK ist wichtig, dass dabei schnellstmöglich Ergebnisse erzielt werden, die allen Beteiligten Planungssicherheit bieten. Die sich abzeichnende weitere Degression der staatlichen Beihilfen ist grundsätzlich vernünftig; der Weg der sozialverträglichen Personalanpassung sollte dabei jedoch nicht verlassen werden. Insbesondere sollte das Saarland darauf achten, dass sich die Reihenfolge der zu erwartenden Grubenschließungen strikt nach betriebswirtschaftlichen Kennzahlen richtet, fordert die IHK. Die gegenwärtig diskutierte Schließung der Grube Ensdorf in 2012 trägt dem sicherlich nicht Rechnung. Zur schnelleren Bewältigung des Strukturwandels und zum Ausgleich sozialer Härten sollte zudem mindestens ein Teilausgleich durch allgemeine Strukturhilfen des Bundes gewährt werden.
Stahlindustrie mit wechselhafter Geschichte
Auch die „Eisenschaffende Industrie“ im Saarland kann auf eine lange und wechselhafte Geschichte zurückblicken. Ihre Ursprünge reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Den höchsten Beschäftigungsstand verzeichnete sie 1965 mit etwa 43.000 Beschäftigten, die damals fast 3.7 Millionen t Roheisen, 4,2 Millionen t. Rohstahl und 3 Millionen t. Walzstahlfertigprodukte produzierten. Ab Mitte der 70er Jahre gerieten die saarländischen Hütten in eine langanhaltende Krise: Allein zwischen 1970 und 1995 gingen fast 29.000 Arbeitsplätze verloren - die finanziellen Folgen der Rettungsversuche belasten das Saarland noch heute. In den Jahrzehnten der Krise gelang der saarländischen Stahlindustrie jedoch ein kleines Produktivitätswunder. Heute produziert sie mit etwas mehr als einem Viertel der einstigen Belegschaft nahezu die gleichen Mengen an Rohstahl und Stahlerzeugnissen.
Mit neuester Technologie ...
Anders als der Bergbau hat sich die saarländische Stahlindustrie von ihrer Krise gut erholt. Heute gibt es allerdings nur noch zwei große Hüttenkonzerne an der Saar: Die AG der Dillinger Hüttenwerke, kurz „Dillinger Hütte“ genannt, und die Saarstahl AG. Beide werden von ihrer gemeinsamen Tochter, der Roheisengesellschaft Saar (ROGESA) mit Roheisen versorgt. Die Unternehmen sind technologisch auf dem neuesten Stand und haben sich durch Produktspezialisierung international einen Namen gemacht. Die Dillinger Hütte als Grobblechspezialist und Saarstahl als Hersteller von Langprodukten.
2005 produzierten die fast 5.300 Mitarbeiter der Dillinger Hütte (zuzüglich ca. 310 Auszubildende) mehr als 2,4 Millionen t Rohstahl und mehr als 2,3 Millionen t Grobbleche (zusammen mit Tochter GTS Industrie in Dünkirchen). Die Umsatzerlöse beliefen sich 2005 auf mehr als zwei Milliarden Euro.
Die Saarstahl AG beschäftigte 2005 mehr als 5.100 Mitarbeiter (im Konzern mehr als 6.200). Hinzu kommen ca. 260 Auszubildende. Die Produktion von Rohstahl bzw. Walzstahlerzeugnissen betrug 2005 gut 2,4 Millionen t bzw. rund zwei Millionen t. Der Konzernjahresumsatz belief sich 2004 auf mehr als 1,5 Milliarden Euro.
... für die Zukunft gerüstet
Der Werkstoff Stahl ist heute gefragt wie nie zuvor in seiner langen Geschichte. Die letzten Jahre waren für die Weltstahlproduktion sehr erfolgreich. Ein Hauptgrund dafür ist der konjunkturelle Erholungsprozess in Europa. Ein weiterer Faktor ist die aktuell hohe Stahlnachfrage am Weltmarkt. Der Weltstahlverbrauch wird auch in Zukunft weiter steigen. Dies nutzt besonders der saarländischen Stahlindustrie, die rund 50 Prozent ihrer Produktionsmengen im Ausland absetzt.
Die saarländische Stahlindustrie investiert kontinuierlich, um dem wachsenden Wettbewerb standzuhalten. In modernsten Anlagen erzeugt sie heute sehr effektiv qualitativ hochwertigen Stahl, der von den Kunden den Premium-Segmenten zugeordnet wird. Dieser bildet in vielen Bereichen des Lebens und der Technik die Grundlage für hochwertige und innovative Lösungen. Die saarländischen Stahlunternehmen haben in den letzten Jahren die Kundenbedürfnisse konsequent umgesetzt. Mit Saarstahl und der Dillinger Hütte besitzt das Saarland zwei Unternehmen, die sich mit ihren Produkten am Weltmarkt erfolgreich positionieren konnten und auch für die Zukunft gerüstet sind. Die Stahlindustrie ist heute als Schlüsselindustrie eine wichtige Säule der saarländischen Wirtschaft. Mehr noch: Seit zwei Jahren ist sie zu einem wichtigen Motor der Saar-Konjunktur geworden.
Branchenbericht „ Montanindustrie im Saarland“
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