Netzwerke bilden!
Von Volker Giersch Kommentar
01.04.2003
Anhaltende Tendenz zur Konzentration
Die Erfahrung lehrt zwar, dass Größe allein kein Erfolgsgarant ist. Sie zeigt auch, dass nicht alle Firmenehen das erhoffte Glück bringen. Dennoch spricht vieles dafür, dass der Trend zu größeren Unternehmenseinheiten weiter anhalten wird. Dies nicht nur auf der Ebene der Endproduktehersteller, sondern auch bei Zulieferern und Dienstleistern. Genährt wird diese Tendenz durch Vorteile der Größe, die sich insbesondere bei Marketing, Forschung und Entwicklung, Einkauf und Vertrieb realisieren lassen. Der scharfe weltweite Wettbewerb zwingt dazu, diese Vorteile konsequent zu nutzen.
Da liegt die Frage nahe, ob der Mittelstand weiterhin Motor für Wachstum und Beschäftigung bleiben kann, wenn die Tendenz so eindeutig zur Größe geht? Die Antwort scheint schnell gegeben – und wäre dennoch falsch. Mit ins Bild zu nehmen ist nämlich, dass die Großen einen immer geringeren Teil der Wertschöpfung selbst erbringen und zunehmend mehr Aufträge nach außen vergeben. Diese Tendenz zum Outsourcing hat wesentlich dazu beigetragen, dass in mittelständisch strukturierten Bereichen – bei unternehmensnahen Dienstleistern ebenso wie bei spezialisierten Zulieferern – zahlreiche neue Arbeitsplätze entstanden sind. Keine Frage: Diese Tendenz wird weiter anhalten.
Für die Kleinen ergeben sich daraus interessante Chancen – in Marktnischen etwa wie der Produktion von Kleinserien, der Entwicklung maßgeschneiderter Problemlösungen oder der spezialisierten Zuarbeit in Konstruktion, Marketing und Service. Hier sind die Tugenden der Kleinen – also Schnelligkeit, Flexibilität und Innovationskraft – besonders gefragt.
Chancen durch Kooperation
Verbessern kann der Mittelstand seine Marktposition überdies, wenn er sich selbst Vorteile der Größe erschließt. Strategische Allianzen, Kooperationen oder der Aufbau gemeinsamer Netzwerke bieten hierzu geeignete Ansatzpunkte. Bei Einkauf und Marketing geschieht dies bereits vielfach mit Erfolg.
IHK und ZPT helfen auf vielfältige Weise bei der Partnersuche. Sie unterstützen die Unternehmen –auch über das Netz der Auslandshandelskammern – dabei, mögliche Kooperationspartner zu identifizieren und Kontakte zu ihnen aufzunehmen.
Auf regionaler Ebene haben IHK und ZPT Branchenforen eingerichtet, die die Vernetzung innerhalb der Branchen voranbringen sollen. Sie haben zum Ziel, den Austausch von Informationen, Ideen und Erfahrungen zwischen den Unternehmen zu fördern und zum gegenseitigen Kennen lernen beizutragen. Zugleich geht es darum, gemeinsame Initiativen zur Markterschließung zu starten, eine engere Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschungseinrichtungen herbeizuführen oder auch Kooperationen oder strategische Allianzen anzustoßen.
Vernetzung über Branchenforen
Neben den „Klassikern“ Softwareforum, Umweltforum, Forum Medizintechnik und Arbeitskreis „Selbständiger Mittelstand“ haben wir im laufenden Jahr die Foren „Fahrzeugbau/Automatisierung“ und „Personaldienstleister“ neu gegründet. Hinzukommen soll in Kürze ein Forum für die Ernährungswirtschaft.
Für unsere IHK versteht es sich von selbst, dass unsere Unterstützung dort endet, wo der Wettbewerb zwischen den Unternehmen beginnt. Ergänzende Initiativen mögen weiter gehen. So fördert die Landesregierung in den Branchen Biotechnologie und Automobil ein „professionelles“ Clustermanagement, das darauf zielt, konkrete Verbundprojekte zu stimulieren und zu betreuen.
Die bisherige Erfahrung zeigt: Es sind vor allem das Wissen übereinander und der vertrauensvolle Dialog miteinander, die die Vernetzung zwischen den Unternehmen voranbringen. Dies jedenfalls ist der Nährboden, auf dem Vereinbarungen zur gegenseitigen Unterstützung bei Akquisition und Vertrieb oder gar dauerhafte Kooperationen wachsen. Letztere machen umso mehr Sinn, je besser sich die Produktprogramme und Kompetenzen der Unternehmen ergänzen und das Leistungsangebot dadurch an Breite und Qualität gewinnt. Je besser die Wünsche der Kunden aus einer Hand erfüllt werden können, desto besser die Marktchancen für die Anbieter.
„IHK Sektoral“
Klar ist natürlich, dass unsere globale Wirtschaftswelt in international orientierten Branchen vor allem globale Wertschöpfungsketten erfordert. Und die bilden sich seit jeher von ganz alleine über den Markt. Kooperationen auf regionaler Ebene spielen da gewiss nur eine ergänzende Rolle. Sie können aber durchaus dazu beitragen, dass sich die heimischen Unternehmen in den Wertschöpfungsketten besser positionieren und Marktanteile hinzugewinnen. Die Spielräume hierzu gilt es auszuschöpfen. Deshalb werden IHK und ZPT ihr Angebot an Branchenforen – zum Teil gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium – gezielt weiterentwickeln. Bleibt zu hoffen, dass diese Initiative – wir nennen sie „IHK Sektoral“ – ähnlich erfolgreich wird, wie es IHK Regional bereits ist. Wir werden jedenfalls alles dafür tun.