Saar-Arbeitsmarkt weiter unter Druck
Abstand zu West-Länder unverändert auf Tiefststand
04.03.2004
Nach dem „Dritten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ (Hartz III) gelten Teilnehmer an Eignungsfeststellungs- und Trainingsmaßnahmen seit dem 1. Januar 2004 nicht mehr als arbeitslos. Bisher wurden sie während des Maßnahmebesuchs als Arbeitslose gezählt. Auch der so genannte „ erleichterte Leistungsbezug“ älterer Arbeitslosen beeinflusst die Statistik. 58-Jährige und ältere müssen dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen. Sie erhalten unverändert Unterstützung, brauchen sich aber nicht mehr alle drei Monate bei den Agenturen für Arbeit melden und werden im Gegenzug nicht mehr als Arbeitslose gezählt. Bedingt durch diese statistischen Kunstgriffe überzeichnen insbesondere die Vorjahresvergleiche die – vermeintlich positive - Entwicklung, da in den Referenzdaten die Anpassungen der Statistik noch nicht berücksichtigt sind.
Bei der Arbeitslosenquote verharrt der Abstand zum westdeutschen Durchschnitt unverändert auf dem historischen Tiefsstand - bei einer Differenz von 0,1 Prozentpunkten kann man praktisch von einem Gleichstand sprechen. Zwar verläuft die Arbeitsmarktentwicklung im Saarland seit geraumer Zeit günstiger als in Westdeutschland. Der jüngste, unverhofft große Schritt in diesem Aufholprozess, zeigt aber auch, dass sich die „ statistische Bereinigung“ im Saarland stärker auswirkt als im Bundesdurchschnitt.
Schaubild: Saar-Arbeitsmarkt weiter unter Druck – Abstand zu West-Ländern unverändert auf Tiefststand
Nach wie vor sind es ungünstige konjunkturelle Einflüsse, die eine Trendwende am Arbeitsmarkt verhindern. Erst wenn die Wirtschaft über einen längeren Zeitraum spürbar wächst, werden neue Arbeitsplätze im größeren Umfang entstehen. Die gleichwohl noch als verhalten positiv zu bezeichnende Entwicklung der letzten Monate ist dagegen vornehmlich auf die Mobilität und Flexibilität vieler Arbeitsuchender, wie auch auf die Neuausrichtung der Arbeitsmarktpolitik zurückzuführen: Der Einsatz neuer Instrumente sowie die konsequente Umsetzung des Prinzips „Fördern und Fordern“.
Auch die demographische Entwicklung entlastet den Arbeitsmarkt weiter in beachtlichem Maße. Viele ältere Arbeitslose ziehen sich ganz vom Arbeitsmarkt zurück. Ende Februar 2004 wurden in der Altersgruppe 55 Jahre und älter gut 22 Prozent weniger Arbeitslose gezählt als zwölf Monate zuvor; auch hier ist jedoch der Vorjahresvergleich nur eingeschränkt möglich (s.o.). In der Altersgruppe unter 25 Jahren ist die Zahl der Arbeitslosen im Vorjahresvergleich um knapp 12 Prozent zurückgegangen. Im Februar nahm die Jugendarbeitslosigkeit allerdings um gut 9 Prozent zu. Dies ist im wesentlichen darauf zurückzuführen, dass viele junge Leute ihre Lehrabschlussprüfungen Ende Februar abgelegt, aber den Sprung in eine dauerhafte Beschäftigung bislang nicht schafft haben. Die Förderung von Existenzgründern erweist sich dagegen immer mehr als ein fruchtbares Instrument bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Rund 2.000 zuvor Arbeitslose bezogen im Februar Überbrückungsgeld oder einen Existenzgründungszuschuss für Ich-AGs.
Im Länder-Ranking der Arbeitslosigkeit liegt das Saarland weiter auf dem fünften Platz unter allen 16 Bundesländern, inzwischen mehr als zwei Prozentpunkte unter dem gesamtdeutschen Schnitt. Im Aufholprozess zur Spitzengruppe konnte das Saarland im Februar keinen weiteren Boden gut machen: Der Abstand zum viertplazierten Hessen (Arbeitslosenquote 9,5 Prozent) blieb unverändert.
Schaubild: Arbeitslosigkeit im Saarland deutlich unter dem Bundesdurchschnitt
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