Saar-Gießereien gut in Form
IHK Branchenbericht: Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung
positiv
01.01.2004
Der Schwerpunkt der saarländischen Gießereien liegt bei der Fertigung von Komponenten für die Automobilindustrie. Gingen bundesweit im vergangenen Jahr gut 50 Prozent des gesamten Gussabsatzes an den Fahrzeugbau, so waren es an der Saar über 80 Prozent. An die Automobilindustrie liefert die Branche unter anderem Motorblöcke, Kurbelwellen, Zylinderköpfe, Achsschenkel und Bremsenteile. Damit konnte sich das Saarland einen guten Mittelplatz unter den deutschen Gießerei-Standorten sichern. International zählt die deutsche Gießerei-Industrie zu den Schwergewichten. Sie ist hinter den USA, China, der ehemaligen Sowjetunion und Japan der fünftgrößte Gussproduzent in der Welt. In Europa rangiert sie unangefochten auf Platz eins.
Saar-Gießereien gut behauptet
Doch trotz der guten Marktstellung mussten die Gießereien in Deutschland im Jahr 2002 bei Umsatz (minus 0,9 Prozent) und Beschäftigung (minus 1,8 Prozent) leichte Einbußen hinnehmen. Anders als im Bund haben sich im Saarland auch in 2002 sowohl die Beschäftigtenzahl als auch der Umsatz leicht positiv entwickelt. Die Anzahl der Beschäftigten nahm um 1,3 Prozent, der Umsatz um 2,1 Prozent zu.
Im Schnitt des Jahres arbeiteten rund 3.200 Männer und Frauen in den neun saarländischen Gießereien, die 20 oder mehr Mitarbeiter beschäftigen. Das waren mehr als drei Prozent aller Industriebeschäftigten an der Saar. Die Branche hat damit hierzulande ein dreimal höheres Gewicht als im Bund (1,1 Prozent). Bemerkenswert ist zudem, dass die Gießereien hierzulande fast jeden zweiten Euro – genau: 46 Prozent - im Ausland verdienen. Damit ist die saarländische Exportquote beinahe doppelt so hoch wie im Bund (25 Prozent).
Die wirtschaftliche Bedeutung der Gießereien für die Saarwirtschaft dürfte nach Ansicht der IHK weiter zunehmen. So sind die Endprodukthersteller in den letzten Jahren zunehmend dazu übergegangen, ihre Fertigungstiefe zu reduzieren und Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf die Zulieferer zu übertragen. Dieser Trend ist bis heute ungebrochen und dürfte auch noch eine Zeit lang anhalten. Für das Saarland bedeutet dies nicht nur einen Zuwachs an hoch qualifizierten Arbeitsplätzen, sondern auch eine Steigerung seiner Attraktivität als High-Tech Industriestandort.
Erfolgreicher Mix
Während die Gießerei-Industrie bundesweit ausgesprochen mittelständische Strukturen aufweist, bestimmen an der Saar – im wesentlichen durch die Montanvergangenheit des Landes bedingt - größere Unternehmenseinheiten das Branchenbild. Dies hat aber auch mit der erfolgreichen Ansiedlung von Zweigniederlassungen international agierender Konzerne zu tun, die weder von der Größenordnung noch von der Unternehmenskultur her mit einem klassischen mittelständischen Unternehmen vergleichbar sind.
Wie erfolgreich die saarländischen Gießereien in den letzten Jahren waren, zeigt ein Blick auf die Beschäftigtenentwicklung der Branche. Während sich im Bund der Beschäftigtenstand in den zehn Jahren von 1992 bis 2002 deutlich verringert hat (minus 8 Prozent), ist er im gleichen Zeitraum an der Saar um 17 Prozent gestiegen. Allein in den vier Jahren von 1999 bis 2002 stieg die Zahl der Beschäftigten um 12 Prozent. Das hat zum einen mit der erfolgreichen Ansiedlung einer großen Alugießerei an der Saar zu tun. Zum anderen aber auch damit, dass die schon länger existierenden Eisengießereien sich mit neuen Produkten erfolgreich im Markt etablieren und so ihr Beschäftigungsniveau stetig erhöhen konnten.
Gießereien vor neuem Rekordjahr?
Die weitere Entwicklung der saarländischen Gießereien hängt vor allem davon ab, wie schnell und wie nachhaltig die Automobilindustrie ihre nunmehr über drei Jahre währende Durststrecke überwindet. Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass die Erholung bereits eingesetzt hat. So übertrafen im November 2003 die Produktions- und Absatzzahlen der deutschen Hersteller erstmals wieder die Vorjahreswerte. Aber auch vom Maschinenbau, dem zweiten großen Abnehmer für die Gießereien, dürften im Jahr 2004 positive Impulse ausgehen. Schon jetzt registriert die Branche steigende Auftragseingänge. Aber es ist allein die allgemeine Konjunkturerholung, die für den aufkeimenden Optimismus der Saar-Gießereien sorgt. Daneben sieht die IHK auch noch eine Reihe von Sonderentwicklungen, wie der Trend zum Diesel, die Produktion eines 3- und 4-Zylinder Motorengehäuses für DaimlerChrysler und der Einbau von Scheibenbremsen in Nutzfahrzeuge und Anhänger, die der hiesigen Gießerei-Industrie zu Gute kommen.
Angesichts dieser doch recht günstigen Aussichten für ihre Hauptabnehmer zeigen sich die saarländischen Gießereien durchaus zuversichtlich für das neue Jahr. In der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage vom Dezember 2003 stieg der IHK-Erwartungsindex (Saldo aus Besser- und Schlechter-Meldungen) auf plus 26 Punkte. Damit liegt der Branchenwert für die Gießereien rund doppelt so hoch wie für die Industrie insgesamt.
Branchenbericht: In Form gebracht: Die Gießerei-Industrie im Saarland
Weitere Informationen:
Dr. Heino
Klingen
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