Saarländische Autoindustrie weiterhin stark
IHK legt Branchenstudie vor
09.08.2002
Autoindustrie erwirtschaftet fast die Hälfte der Industrieumsätze
Die herausragende Bedeutung der saarländischen Automobilindustrie für die hiesige Wirtschaft kommt schon darin zum Ausdruck, dass sie – in enger Abgrenzung – mit gut 23.000 Arbeitsplätzen mehr als ein Fünftel aller Industriearbeitsplätze stellt. Beinahe die Hälfte aller Industrieumsätze werden hier erwirtschaftet. Berücksichtige man zudem, dass auch andere Branchen wie z. B. die Stahlindustrie, der Maschinenbau, die Elektroindustrie, die Metallindustrie sowie die Gummi- und Kunststoffindustrie zahlreiche Vorprodukte für die Automobilindustrie fertigen, dann erhält die Automobilindustrie ein noch höheres Gewicht im Saarland. Insgesamt hängen nach Angaben der IHK heute mehr als 42.000 Arbeitsplätze in der Saar-Industrie direkt oder indirekt vom Automobilbau ab. Davon sind rund 7.000 Mitarbeiter bei den Ford-Werken, größter saarländischer Automobilhersteller, beschäftigt. Etwas mehr als 30.000 Mitarbeiter sind bei den Automobilzulieferern tätig. Viele Betriebe dieser Sparte liefern nahezu ausschließlich an die Automobilindustrie, andere Unternehmen sind stärker diversifiziert. Insgesamt sind nach Erhebungen der IHK rund 60 saarländische Betriebe als Automobilzulieferer tätig. Weitere 4.000 Beschäftigte gehören zu den saarländischen Automobilausrüstern. Die Ausrüster sind – anders als die Pkw-Hersteller und Zulieferer – weniger von den Zulassungszahlen der Automobile abhängig. Letztendlich hängt der Erfolg der Ausrüster mehr vom Tempo des technischen Fortschritts in der Automobilindustrie ab. Sie profitieren von Rationalisierungs- und Erweiterungsinvestitionen gleichermaßen.
Autokonjunktur auf hohem Niveau leicht rückläufig
Ohne die Stärke der Automobilindustrie, die in den vergangenen drei Jahrzehnten stetig zugenommen hat, hätte das Saarland die Krisen der Montanindustrie und den dadurch ausgelösten tiefgreifenden Strukturwandel nicht so erfolgreich bewältigen können. Allerdings hat sich die Lage in der Automobilindustrie in den vergangenen Monaten leicht verschlechtert. Die IHK sieht jedoch ebenso wie der Verband der Automobilindustrie (VdA) keinen Grund für Schwarzmalerei. Denn trotz rückläufiger Zahlen bewege sich die Automobilkonjunktur immer noch 'auf hohem Niveau'. Die gedämpfte Entwicklung der deutschen Automobilindustrie treffe auch die saarländischen Unternehmen, wenngleich diese mit ihren Produkten, Komponenten und Systemen weiterhin gut im Markt lägen. Die Produktionskapazitäten seien mit über 95 Prozent noch sehr gut ausgelastet und der Auftragsbestand sichere die Produktion für mehr als ein halbes Jahr. Kein Wunder also, dass die saarländischen Firmen die gegenwärtige Lage überwiegend mit gut bis zufriedenstellend bewertet. Deutlich schlechter sind allerdings die Aussichten der Branche für die kommenden sechs Monate. Nur ein Fünftel der Unternehmen erwartet für das zweite Halbjahr eine Belebung der Geschäftstätigkeit, mehr als zwei Fünftel sehen eine Verschlechterung und gut ein Drittel geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Demnach wird auch der Fahrzeugbau an der Saar einen Gang zurück schalten müssen.
Kein massiver Arbeitsplatzabbau zu befürchten
Es wäre allerdings verfrüht, diese leichten Schwächetendenzen als den Beginn einer nachhaltigen und dramatischen Krise im Fahrzeugbau zu interpretieren. Denn anders als in der Autokrise von 1992/93 ist kein massiver Arbeitsplatzabbau zu befürchten. Zudem wird heute weniger 'auf Halde' produziert; so dass eine Nachfrageerhöhung direkt produktionswirksam wird. Hinzu kommt, dass von der gegenwärtigen Schwäche die Automobilbranche nicht als Ganzes betroffen ist. Einzelne Hersteller, insbesondere die Premiummarken Mercedes, BMW und Audi, aber auch Ford-Saarlouis mit dem Focus, fahren weiterhin auf Erfolgskurs. Bei einer allgemein anziehenden Konjunktur im nächsten Jahr stehen somit die Chancen gut, dass der gegenwärtige Absatzrückgang nur eine vorübergehende Marktschwäche bleibt. Die gestiegenen Neuzulassungen im Juni seien ein erstes positives Signal, so die IHK.
Weitere Informationen:
Gerd
Litzenburger
(06 81) 95
20-4 14
Download:
IHK Branchenbericht “Die Saarländische Automobilindustrie:
Motor des Strukturwandels“ unter
http://www.saarland.ihk.de (Aktuelles und
Archiv)