Saarwirtschaft: Konjunktur auf der Kippe
Geschäftslage unverändert – aber wachsende Risiken
28.08.2002
Konjunkturklima-Index Verabeitendes Gewerbe
Die aktuelle Geschäftslage wird von fast einem Viertel der Unternehmen mit „gut“ und von über 70 Prozent mit „befriedigend“ beurteilt. Nur fünf Prozent bezeichneten sie als „schlecht“. Der IHK-Lageindikator für das verarbeitende Gewerbe (Saldo aus „Gut“- und „Schlecht“-Meldungen) ist geringfügig von 18 auf 20 Punkte gestiegen.
Am besten laufen die Geschäfte derzeit in der Medizin-, Mess- und Regeltechnik, in der IT-Branche und im Ernährungsgewerbe. In diesen Branchen bewerten rund zwei Drittel der Unternehmen ihre Geschäftslage mit „gut“. Eher positiv wird die Lage auch im Fahrzeugbau, der Gummi- und Kunststoffindustrie, den Gießereien und im Maschinen- und Stahlbau beurteilt. Dagegen überwiegen in der Druckindustrie, der Glas- und Keramikindustrie und vor allem in der Bauwirtschaft die negativen Stimmen. Bei den Banken, Versicherungen und im Handel halten sich positive und negative Einschätzungen in etwa die Waage.
Der IHK-Klimaindex für das verarbeitende Gewerbe, der sowohl die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen widerspiegelt, ist zum zweiten Mal hintereinander gesunken und mit 143 Punkten auf das Niveau von Februar dieses Jahres zurückgefallen.
Geschäftserwartungen deutlich schlechter
Die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate liegen erstmals seit Anfang des Jahres wieder deutlich im negativen Bereich. Nur sechs Prozent der befragten Unternehmen erwarten „ bessere“, 15 Prozent hingegen „schlechtere“ Geschäfte. Gut drei Viertel gehen von einer „gleichbleibenden“ Geschäftsentwicklung aus. Dieses Ergebnis signalisiert, so die IHK, dass die Konjunktur an der Saar noch mehrere Monate seitwärts laufen wird.
In der Mehrzahl der Wirtschaftsbereiche werden die weiteren Aussichten zurzeit eher negativ als positiv eingeschätzt. Hierzu zählen strukturprägende Industriebranchen wie die Stahlindustrie, Metallbearbeitung, Gießereien und Fahrzeugbau ebenso wie die Bauwirtschaft, die IT-Branche und die „sonstigen Dienstleister“ (z. B. Reinigungsgewerbe, Speditionen, Gastronomie, Autoservice). Eine spürbar positive Tendenz zeichnet sich lediglich im Stahlbau und bei den Herstellern von Metallwaren ab. Im Maschinenbau, in der Medizin-, Mess- und Regeltechnik, im Bank- und Versicherungsgewerbe und im Handel halten sich positive und negative Einschätzungen in etwa die Waage.
„Unser aktueller Konjunkturtest“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch, „bestärkt uns in der Auffassung, dass es im laufenden Jahr nicht mehr zu einer spürbaren Aufschwungbewegung kommen wird. Der neuerliche Kurseinbruch an den Börsen, die überzogenen Tarifabschlüsse im Frühjahr, die Euro-Aufwertung im Sommer und die Schwächetendenzen im weltweiten Konjunkturumfeld addieren sich zu einem gefährlichen Gebräu für die Konjunktur in Bund und Land. Die Absicht, die gerade für den Mittelstand wichtige Steuerentlastung um ein Jahr zu verschieben, ist vor diesem Hintergrund das absolut falsche Signal. Notwendig wären stattdessen grundlegende Strukturreformen auf dem Arbeitsmarkt und in der sozialen Sicherung sowie eine nachhaltige Deregulierung, die insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen von unnötigen Fesseln befreit.“
IHK-Konjunkturindizes Verarbeitendes Gewerbe
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Dr. Heino
Klingen
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