Saarwirtschaft nutzt flexible Arbeitszeiten
Aber weiter Informationsbedarf
Ergebnisse einer Umfrage der IHK Saarland
29.03.2000
Flexible Arbeitszeiten sind aus der Sicht der Unternehmen ein erfolgversprechendes Instrument, um verschiedene Ziele von Unternehmen und Mitarbeitern gleichzeitig zu erreichen. Spitzenbelastungen könnten gesenkt, Kosten eingespart und somit zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Mitarbeiter erhielten durch flexible Arbeitszeiten mehr Möglichkeiten der individuellen Arbeitszeitgestaltung und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und privaten Interessen. Die wichtigsten Gründe für die Einführung flexibler Arbeitszeiten sind nach Ansicht der Unternehmen die Vermeidung von Überstunden (85 Prozent) und die Verlängerung der Produktionszeiten (44 Prozent). Aber auch ein erhöhter Personalbedarf (23 Prozent) und eine Steigerung der Arbeitsmotivation (16 Prozent) waren Gründe für die Einführung neuer Arbeitszeitformen.
Unterschiedliche Modelle
In den meisten Unternehmen sind Maßnahmen zur Arbeitszeitflexibilisierung erst in den letzten Jahren eingeführt worden. In zwei Dritteln der Unternehmen ist dies erst in der Zeit von 1997 bis 1999 geschehen. Bei 16 Prozent datieren die Maßnahmen aus den Jahren 1994 bis 1996. Jeder fünfte Betrieb nutzt allerdings schon seit mehr als sieben Jahren dieses Instruments der Personalpolitik.
Dabei werden oft unterschiedliche Modelle miteinander kombiniert: Von den unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen ist die Form der Gleitzeit mit fester Kernarbeitszeit am weitesten verbreitet; zwei Drittel der Unternehmen wenden dieses Modell an. Knapp 50 Prozent haben Jahresarbeitszeitkonten eingerichtet, 41 Prozent flexible Wochenarbeitszeiten. Die Modelle Gleitzeit ohne Kernzeit (8,6 Prozent) oder gar Lebensarbeitszeitkonten (2,6 Prozent) spielen dagegen keine oder so gut wie keine Rolle.
Die Einführung neuer Arbeitszeitformen verlief in den Unternehmen nicht immer reibungslos. In jedem zweiten Unternehmen gab es zunächst Vorbehalte der Arbeitnehmer. Vereinzelt kam auch aus der Arbeitnehmerschaft der Wunsch nach mehr Freiheit in der Arbeitszeitgestaltung. Aber auch innerbetriebliche Hürden wie etwa der Dreischichtbetrieb stellten (48 Prozent) ein weit verbreitetes Hindernis bei der Einführung flexibler Arbeitszeitformen dar.
Besser informieren!
Insgesamt zeigt die Umfrage der IHK Saarland, dass das Thema Arbeitszeitflexibilisierung in den Unternehmen in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen hat. Die Unternehmen haben erkannt, dass sie durch Einführung bzw. Ausweitung der Arbeitszeitflexibilisierung ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern können. Der geringe Anteil von Unternehmen, die sich für sehr weitgehende Gleitzeitmodelle entschieden haben, zeigt nach Auffassung der IHK, dass es – auch unter Wahrung eines fairen Interessenausgleiches zwischen Unternehmens- und Arbeitnehmerinteressen – noch ein erhebliches Potenzial für mehr Freiheit in der Arbeitswelt gibt. Dies, aber auch die vielfach vorhandenen Vorbehalte der Mitarbeiter verweisen darauf, wie wichtig eine Verbesserung des Informationsangebots über Arbeitszeitflexibilisierung ist. Die IHK Saarland begrüßt deshalb, dass das 'Bündnis für Arbeit Saarland' für den Herbst eine Informations- und Öffentlichkeitskampagne vorbereitet.