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Stiftungsinstitut für pharmazeutische Biotechnologie erfolgreich gestartet

Gemeinsame Presseerklärung der IHK Saarland, der
Universität des Saarlandes und des Ministeriums für
Wirtschaft

12.07.2004

Das hälftig von Wirtschaft und Landesregierung finanzierte Stiftungsinstitut „Pharmazeutische Biotechnologie“ kann inzwischen auf eine erfolgreiche Startphase zurückblicken. Zurzeit beschäftigt das Universitätsinstitut bereits 20 Mitarbeiter. Neben den Stiftungsmitteln konnten Drittmittel in Höhe von 1,2 Millionen Euro eingeworben werden. Der Leiter des Instituts, Professor Dr. Rolf Müller, ist ein exzellent ausgewiesener Forscher, der in mehreren Kooperationsprojekten unter Beweis gestellt hat, dass er größere Forschergruppen erfolgreich managen kann. Im Oktober vergangenen Jahres hat ihm Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn den begehrten BioFuture-Preis verliehen, womit für die Arbeit des Instituts zusätzliche Forschungsmittel zur Verfügung stehen.

„Das neue Institut wird schon bald ein tragender Eckpfeiler des Biotechnologie-Standortes Saarland sein“, betonte Wirtschaftsminister Dr. Hanspeter Georgi bei einer Pressekonferenz am 12. Juli 2004 im Science Park. Die Regierung habe die Stiftungsprofessur zur Chefsache gemacht und rund 1,8 Millionen Euro aus dem Sondervermögen Zukunftsinitiative bereitgestellt. „Die saarländische Landesregierung setzt im Rahmen ihrer Innovationsstrategie bewusst auf Zukunftsfelder wie IT, Bio- und Nanotechnologie,“ so der Minister. Die saarländische Forschungslandschaft werde zunehmend als Schrittmacher technologischer Innovationen wahrgenommen. Das neue Institut leiste dabei einen wichtigen Beitrag. Es entwickele sich mit beträchtlicher Dynamik zu einer Plattform für Innovationen und Technologietransfer. So könnten Unternehmensgründungen stimuliert und neue zukunftssichere Arbeitsplätze geschaffen werden.

Als Bindeglied zwischen Forschung und Wirtschaft fungiert die GEBIOTEC (Gesellschaft zur Förderung der pharmazeutischen Biotechnologie im Saarland). „Mit der Förderung des neuen Forschungsinstituts“, so der Vorsitzende der GEBIOTEC, IHK-Vizepräsident Rolf Schneider, „wollen wir dazu beitragen, die Biotechnologie im Saarland auszubauen. Die pharmazeutische Biotechnologie zählt nach unserer Einschätzung zu den zukunftsträchtigen Nischen in diesem Bereich. Mit der Startphase des Instituts sind wir äußerst zufrieden. Es zeichnet sich bereits deutlich ab, dass Professor Müller und sein Team dem Strukturwandel im Saarland wichtige Impulse geben können.“

„Die Arbeiten der Gruppe von Rolf Müller ergänzen den Schwerpunkt Bio-Nano-Wissenschaften der Universität des Saarlandes um den ganz wesentlichen Bereich der Naturstoffforschung. Wir sind bemüht, die Zusammenarbeit mit anderen, schon bestehenden Arbeitsgruppen im Schwerpunkt zu fördern und haben schon jetzt das für den weiteren Erfolg notwendige Umfeld dieses Stiftungsinstituts geschaffen“, betonte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Margret Wintermantel.

In der pharmazeutischen Biotechnologie geht es darum, Arzneimittel durch die Anwendung molekularbiologischer Methoden herzustellen oder zu verbessern. Dies erfordert auch den Einsatz der Pharmazeutischen Wissenschaften, der Mikrobiologie, Biochemie, Genetik und Bioinformatik, was die Pharmazeutische Biotechnologie zu einer interdisziplinären und anwendungsorientierten Wissenschaft macht. Zugehörige Methoden werden im Stiftungsinstitut entwickelt und angewandt.

Forschungsziel: Gewinnung von Antibiotika und Krebstherapeutika aus Mikroorganismen

Im Fokus der Forschung am Institut für Pharmazeutische Biotechnologie stehen biologisch aktive Wirkstoffe, die etwa in der pharmazeutischen Industrie Anwendung finden können. Diese Wirkstoffe werden in der Regel aus Mikroorganismen gewonnen, wobei das genetische Potenzial der Produzenten bislang nicht erschöpfend analysiert und genutzt wurde. Durch die Entschlüsselung des kompletten Genoms eines Modell-Produzenten (Sorangium cellulosum) soll ein vertieftes Verständnis gewonnen werden, wie diese Substanzen gebildet werden. Der Stamm besitzt das größte bekannte bakterielle Genom, das mit mehr als 10.000 Genen ein enormes Potenzial für die Bildung von Wirksubstanzen besitzt. Die Sequenzierung der mehr als 13 Millionen Basenpaare befindet sich in der Abschlussphase und wurde unter Leitung des saarländischen Wissenschaftlerteams in einem vom BMBF finanzierten Konsortium durchgeführt. In Zukunft soll nun mit den modernen biotechnologischen Methoden die Suche nach neuen Wirkstoffkandidaten erleichtert werden. Zugleich soll erforscht werden, wie diese Wirkstoffe besser hergestellt werden können.

In einem zweiten Schwerpunktprojekt beschäftigen sich die Wissenschaftler mit dem Transfer der kompletten genetischen Information zur Herstellung dieser Wirksubstanzen in schneller wachsende und damit biotechnologisch besser nutzbare Mikroorganismen. Dabei werden große genetische Elemente aus einem Bakterium isoliert, gezielt verändert und dann in den optimierten Wirt eingebracht. In diesem Projekt ist es gerade zum ersten Male gelungen, eine Substanz aus einem Myxobakterium in einem wesentlich schneller wachsenden Wirtsbakterium herzustellen.

Das Institut ist in diesen Projekten mit Wirtschaftsunternehmen vernetzt. Im letzten Jahr wurden drei Patentanmeldungen eingeleitet. Auch mit saarländischen Unternehmen wurden bereits Kontakte geknüpft, die in Zukunft vertieft werden sollen. Dazu zählt eine Kooperation mit der Ursapharm, deren Ziel die biotechnologische Produktion einer Wirkstoffklasse ist, die bislang nur aus Pflanzenmaterial zugänglich ist.

Unterstützung durch Wirtschaftsorganisationen und Unternehmen

Stifter sind neben der IHK Saarland insbesondere der Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes, der Sparkassen- und Giroverband Saar, der Saarländische Genossenschaftsverband, der Stiftungsfonds der Deutsche Bank AG, die Karlsberg Brauerei, Ursapharm Arzneimittel GmbH & Co. KG und RAG Saarberg.