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Unser Land muss Mitmach-Land werden!

Standpunkt
Von Volker Giersch

01.11.2013

„Fragt nicht, was Euer Land für Euch tun kann – fragt, was Ihr für Euer Land tun könnt“ (John F. Kennedy)

Gemeinsam handeln – das ist eine Devise, die wir in den nächsten Jahren hier im Land verstärkt beherzigen müssen. Wir – das sind Bürger und Vereine, Wirtschafts- und Arbeitnehmerorganisationen, Land, Kreise und Kommunen, Hochschulen und Institute. Das sind Beamte, Angestellte, Arbeiter und Unternehmer, Ältere und Jüngere, Politiker aller Parteien – kurz: alle verantwortlichen Bürger und Organisationen. Es geht darum, mehr bürgerschaftliches Engagement zu wecken, die Kräfte im Land stärker zu bündeln, mehr gemeinsame Initiativen zu starten und nicht zuletzt auch gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, wenn es darauf ankommt. Kurzum: Wir müssen die aktive Bürgergesellschaft – die Mitmach-Gesellschaft – organisieren. Und das konsequenter und besser als es die anderen Länder tun. Nur so können und werden wir es schaffen, die großen Herausforderungen, die vor uns liegen, erfolgreich zu meistern. Und nur so werden wir hier im Saarland als eigenständiges Bundesland auf Erfolgskurs bleiben können.

Die Ausgangslage legt das nahe. Sie ist zum einen gekennzeichnet durch die wachsenden Sparzwänge, die mit der Haushaltskonsolidierung einhergehen. Der finanzielle Handlungsspielraum des Landes und der Kommunen wird zunehmend enger. Der Staat wird sich deshalb auf seine Kernaufgaben konzentrieren müssen, um weiter Qualität bieten zu können. Wirtschaft, Bürger und gesellschaftliche Gruppen müssen ihre Erwartungen und Ansprüche an den Staat entsprechend zurücknehmen. Und: Sie müssen ihn überall dort, wo es möglich ist, durch eigenes bürgerschaftliches Engagement entlasten.

Zum anderen – das ist der zweite Trend – macht sich der demografische Wandel von Jahr zu Jahr stärker bemerkbar. Wir werden künftig nicht nur weniger sein, sondern auch älter. Die Zahl der Kinder, der Jugendlichen und der Menschen im erwerbsfähigen Alter geht deutlich zurück, während die Gruppe der Rentner weiter kräftig wachsen wird – eine Entwicklung, die sich hier im Land wesentlich stärker auswirken wird als in anderen Regionen Deutschlands.

Nicht nur die Gesellschaft, auch der Einzelne gewinnt

Zusammen genommen bedeutet beides: Wir brauchen künftig noch mehr bürgerschaftliches Engagement als heute. Und die Chance dazu besteht durchaus. Denn es wird immer mehr Menschen geben, die Zeit haben und auch in der Lage sind, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Dies gilt insbesondere für die wachsende Zahl der Älteren, von denen viele bei guter Gesundheit und noch voller Tatendrang aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Wir sollten gezielt und offensiv auf diese Menschen zugehen und ihnen passende Angebote unterbreiten. Viele Saarländerinnen und Saarländer engagieren sich bereits aktiv für das Gemeinwesen – in Vereinen und Kirchen, im sozialen Bereich oder auch in der Betreuung älterer Menschen. Mehr noch: Unser Land belegt in dieser Disziplin im Reigen der Bundesländer sogar eine Spitzenposition. Die hohe Vereinsdichte deutet darauf hin. Trotzdem besteht auch hier noch Spielraum nach oben. Wir sollten ihn nutzen.

Alle Erfahrung lehrt uns: Von gesellschaftlichem Engagement profitieren viele. Die Gesellschaft gewinnt, weil das Engagement von Bürgern und Unternehmen das Gemeinwesen stärkt, den Zusammenhalt der Gesellschaft fördert und den Staat entlastet. Gewinner sind aber auch diejenigen, die sich engagieren. Sie bereichern ihr Leben, finden Dankbarkeit und Anerkennung. Wer Gutes tut, der tut auch etwas für sich selbst – für sein Selbstwertgefühl und für sein persönliches Wohlergehen. Dazu gehört freilich, dass solches Engagement auch angemessen gewürdigt wird. Hier können wir gewiss noch mehr tun.

Gemeinsam Verantwortung übernehmen

Die Mitmach-Gesellschaft leben – das bedeutet ganz wesentlich auch, dass sich die gesellschaftlichen Gruppen aktiv in die Zukunftsgestaltung des Landes einbringen, dass sie das Gesamtinteresse im Vordergrund sehen und Partikularinteressen hintanstellen. Ein „Zukunftskonzept Saarland 2020“ könnte dazu Anreize setzen und die Richtung vorgeben; es sollte aufzeigen, wie und wodurch sich unser Land trotz Schuldenbremse erfolgreich im Wettbewerb der Regionen behaupten kann. Hier ist zunächst die Landesregierung gefordert, die einen Konzeptentwurf erstellen und breit diskutieren lassen sollte. Dann aber muss es im Land die Bereitschaft geben, den Konsens zu suchen und gemeinsam anzupacken.

Ein hohes Maß an Gemeinsamkeit haben wir in der Vergangenheit vor allem dann erreicht, wenn es um Forderungen an Dritte ging. Bei der Erstellung der Saar-Memoranden etwa, als wir von der Bundesregierung finanzielle und regionalpolitische Unterstützung zur Bewältigung des Strukturwandels eingefordert haben. Und diese Gemeinsamkeit blieb ja nicht ohne Erfolg.

In Zukunft kommt es darauf an, auch dort in die Verantwortung zu gehen, wo das eigene Handeln gefragt ist. Nahezu vorbildlich geschehen ist dies bei der „Gemeinsamen Strategie zur Fachkräftesicherung“, auf die sich Landesregierung, Arbeitnehmerorganisationen, Wirtschaftsorganisationen und Arbeitsagenturen im Herbst 2011 verständigt haben. Diese Strategie gilt es jetzt – wiederum gemeinsam – mit Leben zu füllen. Das erfordert substanzielle Beiträge von allen Akteuren. Unsere IHK will hier mit gutem Beispiel vorangehen. Getreu ihrem Motto „Gemeinsam die Zukunft gestalten“ beteiligt sie sich an Initiativen etwa zur Förderung einer familienfreundlichen Arbeitswelt, zur Verbesserung der Schnittstelle zwischen Schule und Ausbildung oder auch zur Stärkung der Ingenieurwissenschaften an unseren Hochschulen. All dies nicht nur ideell, sondern auch finanziell.

Mitmachen auch beim Marketing

Mitmachen ist auch gefragt beim Saarland-Marketing, das Landesregierung und IHK gemeinsam finanzieren. Zu Beginn des kommenden Jahres wird das Konzept der Agenturen Jung von Matt/Newcom vorliegen, das darauf zielt, das Image des Landes nachhaltig zu verbessern und eine positiv besetzte Marke Saarland aufzubauen. Das ist nötig, damit unser Land Zuwanderungsland werden kann. Nur so wird sich die Fachkräftelücke schließen lassen.

Mit dem relativ schmalen Budget von jährlich 1,5 Millionen Euro werden wir freilich nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn es uns gelingt, einen breit angelegten Kommunikationsprozess in Gang zu setzen. Deshalb möchten wir erreichen, möglichst viele Unternehmen und Bürger zu Botschaftern für „ihr“ Land zu machen. Kontakte zu Kunden und Zulieferbetrieben, Gespräche mit Freunden und Bekannten bieten vielfältige Chancen, für das Land zu werben. Diese Chancen gilt es, bestmöglich zu nutzen. Das Saarland-Marketing soll in diesem Sinn ein Mitmach-Marketing werden.

Wachsendes Engagement der Wirtschaft

Unsere IHK fördert und organisiert ehrenamtliches Engagement seit vielen Jahrzehnten. Am stärksten sichtbar wird das in der beruflichen Ausbildung, wo uns rund 3.000 Fachleute aus Unternehmen und Schulen unterstützen. Sie sind ehrenamtlich in den Prüfungsausschüssen unserer IHK tätig, nehmen dort jährlich 6.000 Prüfungen ab und bewerten rund 25.000 Einzelleistungen. Dieses starke Engagement trägt entscheidend zum Erfolg unseres dualen Ausbildungssystems bei und hält die Prüfungsgebühren in bescheidenen Grenzen. Wir wollen und werden deshalb auch künftig auf das Ehrenamt setzen und seine Leistungen gebührend würdigen.

Die IHK ist zudem auch geschäftsführende Stelle der Business Angels, der Wirtschaftsjunioren und der Wirtschaftssenioren. Sie unterstützt diese Organisationen, denen gemeinsam ist: Ihre Mitglieder geben ihr Erfahrungswissen und ihre Kompetenz an Unternehmensgründer und junge Unternehmen weiter. Und das ehrenamtlich. Im Ergebnis hat sich so ein ehrenamtliches Segment der Wirtschaftsförderung gebildet, das wir gerade in einer Zeit des knappen Geldes weiter ausbauen sollten.

Gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium und Pro Ehrenamt organisieren wir den Wettbewerb „aktiv & engagiert“, in dem Unternehmen prämiert werden, die sich auf vorbildliche Weise für die Gesellschaft engagieren. Die Bandbreite des Engagements reicht vom regionalen Kultursponsoring über die Förderung von Schul-, Bildungs- und Sozialprojekten bis hin zum persönlichen Einsatz der Unternehmer oder der Freistellung von Mitarbeitern für ehrenamtliche Aufgaben. In einer wachsenden Zahl von Unternehmen ist gesellschaftliches Engagement inzwischen fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Letztlich profitieren von diesem Engagement auch die Unternehmen selbst. Denn sozial engagierte Unternehmen werden in der Region als attraktive, sympathische und sozial kompetente Arbeitgeber wahrgenommen. Engagement für die Gesellschaft ist insofern zugleich ein Beitrag zum „employer branding“. Und das ist im Wettbewerb um kluge Köpfe zunehmend wichtiger. Bei der Ausbildung junger Menschen belegt unsere Wirtschaft bereits eine Spitzenposition. Warum nicht auf beim sozialen Engagement? Unsere IHK will und wird dazu beitragen.

Alles in allem sind wir hierzulande bereits auf einem guten Weg. Die positiven Erfahrungen und der Stolz auf das bereits Erreichte können und sollten Ansporn sein, noch einmal „nachzulegen“. Darauf kommt es mehr denn je an. Denn: Je konsequenter und je schneller sich unser Land weiter in Richtung Mitmach-Land bewegt, desto größer sind seine Chancen, eigenständig auf Erfolgskurs zu bleiben. Die Voraussetzungen sind nicht schlecht. So hat das Land in seiner wechselvollen Geschichte immer wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass es über einen großen Selbstbehauptungswillen, über viel Kraft zum Wandel und insbesondre auch über die Fähigkeit verfügt, die Kräfte zu bündeln, wenn es Not tut. Vielleicht sind diese Tugenden ja bereits Teil unseres „genetischen Codes“ geworden. In den nächsten Jahren werden wir es beweisen können.