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Wachstumsrückstand?

IHK: Vorläufige Wachstumsschätzung mit großer statistischer
Unschärfe

10.02.2005

Getragen von einer sehr dynamischen Industriekonjunktur hat die saarländische Wirtschaft im vergangenen Jahr wieder einen moderaten Wachstumskurs eingeschlagen. Vor allem der Fahrzeugbau und die Stahlindustrie haben dazu beigetragen, dass die reale Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe an der Saar (7,8 Prozent) deutlich stärker gestiegen ist als im Bundesschnitt (5,1 Prozent). Kaum Unterschiede zwischen Bund und Saar gab es im Einzelhandel und in der Bauwirtschaft. Allein im Großhandel verzeichnet die Statistik einen beträchtlichen Rückstand des Saarlandes. Allerdings liegen nur für knapp 40 Prozent der Saarwirtschaft valide Monatswerte vor. Von über 90 Prozent davon wissen wir, dass die Entwicklung im Saarland gleich oder besser war als im Bund. Insofern ist es kaum zu erklären, dass das reale Wachstum an der Saar mit 1,4 Prozent hinter dem Bundesergebnis (1,7 Prozent) zurückgeblieben sein soll. Aus Sicht der IHK Saarland spricht einiges dafür, dass dieser Wert noch nicht das letzte Wort zum Wirtschaftswachstum im Saarland sein kann.

Die IHK verweist insbesondere darauf, dass die jetzt veröffentlichten Zahlen vorläufige Schätzungen sind, die auf Konjunkturdaten der ersten zehn Monate beruhen. Dadurch sei die positive Entwicklung der Saarindustrie, die vor allem im zweiten Halbjahr 2004 an Dynamik gewonnen hat, nur zum Teil erfasst worden. 'Nach Berücksichtigung der fehlenden Monate November und Dezember sollte deshalb das Saar-Ergebnis deutlich besser ausfallen“, so IHK-Geschäftsführer Heino Klingen. Solche Korrekturen seien nichts Ungewöhnliches. Gerade für kleine Länder sind die Schätzungen auf 10-Monats-Basis mit Unschärfen von mehr als einem Prozentpunkt keine Seltenheit. So lagen zuletzt in 2002 im Saarland zwischen der ersten und der endgültigen Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts fast zwei Prozentpunkte. „Da liegt die jetzige Abweichung von 0,3 Prozentpunkten zum Bund ganz klar im Unschärfebereich der Statistik. Man darf deshalb gespannt sein auf die im April anstehende Schätzung auf 12-Monats-Basis. Die IHK hält an ihrer Einschätzung fest, dass das Saarland dann gegenüber dem Bund die Nase vorn haben wird.“

Bemerkenswert ist aus Sicht der IHK zudem, dass das nominale Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent im Saarland über dem Bundesschnitt von 2,3 Prozent liegt und nur von Bayern und Hessen knapp mit jeweils 2,8 Prozent übertroffen wird. Dass das gute nominale Ergebnis sich aber nicht real „ausgezahlt“ hat, ist Ergebnis der Preisbereinigung in den einzelnen Ländern. Hier haben sich die hohen Preissteigerungen im Stahlbereich nachteilig für das Saarland ausgewirkt. Ob diese Methode der Preisbereinigung verlässlich ist, ist aus Sicht der IHK zumindest fraglich. Unverständlich ist vor allem, dass dieser sogenannte Deflator im ersten Halbjahr im Saarland (1,0) geringer ausfiel als im Bund (1,1) und nun für die ersten zehn Monate deutlich darüber liegen soll (1,3 gegenüber 0,6 im Bund).

Ansprechpartner:
Dr. Heino Klingen
(06 81) 95 20-4 10