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'Wahlsieg' für den Mittelstand

Von Dr. Richard Weber, Präsident IHK Saarland
Kolumne

01.04.2002

Die Wirtschaft hat gewählt. Und sie hat ein klares Votum abgegeben. Eindeutiger Gewinner der Wahl ist der Mittelstand – gerade die kleineren Unternehmen. Von den 59 Mitgliedern der neuen Vollversammlung kommen fast die Hälfte aus Betrieben mit weniger als 50 Mitarbeitern. Und nur zwölf aus großen Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten. Damit hat das Gewicht der mittelständischen Unternehmen im „Parlament der Wirtschaft“ noch einmal spürbar zugenommen.

Deutlich verschoben haben sich auch die regionalen Gewichte: Kamen in der letzten Vollversammlung noch mehr als die Hälfte aller Mitglieder aus dem Stadtverband Saarbrücken, so werden es künftig nur noch gut 40 Prozent sein. Damit ist das Zentrum der wirtschaftlichen Aktivitäten im Saarland – gemessen an seinem Anteil an allen Wahlberechtigten – zwar immer noch leicht überrepräsentiert. Die umliegenden Kreise konnten allerdings fast alle zulegen – teilweise sogar recht deutlich. „Gewonnen“ haben vor allem die Landkreise Merzig/Wadern und Neunkirchen, die die Zahl ihrer Mandate verdreifachen bzw. mehr als verdoppeln konnten.

... auch Landkreise gleichmäßig vertreten

In der neuen Vollversammlung sind damit alle saarländischen Regionen recht präzise im Verhältnis der Zahl der Unternehmen vertreten. Dies ist keineswegs selbstverständlich, denn gewählt wird ja in den einzelnen Wirtschaftszweigen und nicht nach regionalem Proporz. Es ist aber ebenso wenig ein Zufall: Hier hat sich ganz offensichtlich das Bemühen ausgezahlt, im Rahmen der Initiative „IHK Regional“, die Arbeit der IHK in jede Gemeinde unseres Landes zu tragen. Ich freue mich jedenfalls darüber, dass sich künftig auch alle Landesteile angemessen in unserer Vollversammlung vertreten fühlen können.

Dem kräftigen Strukturwandel zur Dienstleistungsgesellschaft hatte die letzte Vollversammlung schon bei der Verteilung der Sitze auf die einzelnen Wahlgruppen Rechnung getragen. So entfallen künftig 25 Sitze auf den Bereich der Dienstleistungen; in der vergangenen Legislaturperiode waren dies nur 22.

Unternehmen stehen hinter „ihrer“ IHK

Ein bisschen als Wahlgewinner fühlen darf sich auch die IHK selbst: Rund 6.000 Unternehmen haben diesmal ihre Stimme abgegeben. Im Vergleich zu anderen IHKs liegen wir damit bei der Wahlbeteiligung im oberen Drittel. In den einzelnen Wahlgruppen reicht die Spanne von acht bis über achtzig Prozent. Insbesondere im Einzelhandel und in manchen Dienstleistungsbereichen hätte ich mir zwar noch einen etwas höheren „Mobilisierungsgrad“ gewünscht. Aber insgesamt zeigt das Ergebnis, dass die saarländischen Unternehmen hinter „ihrer“ IHK stehen. Dies verleiht der Stimme der Wirtschaft gegenüber der Politik auch weiterhin das notwendige Gewicht.

Es ist mir deshalb ein Bedürfnis, Ihnen allen ein herzliches Dankeschön zu sagen. Danken möchte ich zunächst all denen, die sich als Kandidaten für die Wahl zur Verfügung gestellt haben, und natürlich allen Mitgliedsunternehmen, die ihre Stimme abgegeben haben. Mein Dank gilt aber auch den Damen und Herren, die unsere Wahl mit viel Engagement und Professionalität vorbereitet und abgewickelt haben: Den Mitgliedern des Wahlausschusses ebenso, wie den Mitarbeitern in der IHK.

Ein herzliches Dankeschön

Nicht zuletzt möchte ich all denen Dank sagen, die der neuen Versammlung nicht mehr angehören werden. Viele von ihnen haben sich über Jahrzehnte hinweg in den Dienst der Wirtschaft gestellt und engagierte, gute Arbeit geleistet. Sie haben mit dazu beigetragen, dass sich die IHK ein gutes Stück weiter hin zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen gewandelt hat. Gelohnt hat sich auch die politische Lobbyarbeit: Viele unserer Positionen sind inzwischen in das Arbeitsprogramm der Landesregierung aufgenommen, andere wurden bereits erfüllt – so etwa die Entlastung saarländischer Unternehmen von der Gewerbesteuer. Sie bringt der Saarwirtschaft allein eine Entlastung von rund 30 Mio. DM jährlich.

„Wahltag ist Zahltag“ heißt es in der Politik. So gesehen haben auch die Unternehmen selbst der Arbeit der bisherigen Vollversammlung ein gutes Zeugnis ausgestellt. Von den bisherigen Mitgliedern, die ein weiteres Mal kandidiert haben, wurden die meisten in ihrer Wahlgruppe erneut gewählt. Das sichert dem Parlament der Wirtschaft für die nächsten fünf Jahre die notwendige Kontinuität. Anderseits wird rund die Hälfte aller Mandate von Unternehmern besetzt, die erstmals in der Vollversammlung mitarbeiten. Davon verspreche ich mir neue Ideen und den notwendigen Innovationsschub. Beides wird unsere IHK auch in Zukunft gut gebrauchen können.