Wir sind am Zug
Von Volker Giersch
Kommentar
01.02.2007
Am 10. Juni werden die ersten „schnellen Züge“ auf der Trasse ParisSaarbrücken-Frankfurt rollen. Zeitlich gesehen liegt das Saarland dann ziemlich genau in der Mitte zwischen beiden Wirtschaftszentren. Sie sind von Saarbrücken aus in jeweils weniger als zwei Stunden erreichbar. Vor allem für die 400-km-Strecke nach Paris bedeutet dies einen immensen Zeitgewinn. Und damit rücken auch die Wirtschaftszentren Frankreichs und andere europäische Metropolen wie Brüssel und London entsprechend näher an Saarbrücken heran.
Hinzu kommt ein erheblicher Zugewinn beim Reisekomfort, der mit dazu beitragen dürfte, mehr Geschäftsleute für den Verkehrsträger Schiene zu gewinnen. Mehrsprachiges Zugpersonal, ein ansprechendes Ambiente, modernste Kommunikationstechnik und eine hochwertige Gastronomie werden künftig Standard sein. Mit dem Fahrplanwechsel am Jahresende gibt es dann auch mehr Verbindungen: Statt drei Zugpaaren täglich werden es ab Dezember 2007 fünf sein.
Ein starkes Stück Standortaufwertung
Keine Frage: Der schnelle Zug bedeutet für unser Land ein starkes Stück Standortaufwertung. Beispiele aus Japan und Frankreich machen anschaulich, welche wirtschaftlichen Impulse von der Einbindung eines Standortes in ein leistungsfähiges Hochgeschwindigkeitsnetz ausgehen können. Sie zeigen, dass die „Raum erschließende Kraft“, die man früher den Wasserstraßen zusprach, heute insbesondere von Schnellverkehrstrassen ausgeht. Wie groß der ökonomische Nutzen für unser Land genau sein wird, lässt sich schwer in Euro und Cent beziffern. Sicher ist indes: Er hängt entscheidend davon ab, dass wir die Chancen, die sich bieten, mit Energie und Tatkraft nutzen.
Zunächst muss es darum gehen, eine hinreichende Auslastung der Züge zu sichern. Denn auf Dauer entscheidet letztlich die betriebswirtschaftliche Rentabilität über den Umfang des Angebots. Im Klartext: Je mehr Fahrgäste, desto mehr Zugpaare - und umgekehrt. Deshalb ist es wichtig, dass die Betriebsgesellschaft, die die Strecke vermarkten soll, rasch gegründet wird und ihre Arbeit zügig aufnimmt. Der Streit um Namensrechte und die Feinabstimmung zwischen allen Beteiligten hat schon genug Zeit gekostet. Jetzt brauchen wir unverzüglich ein schlüssiges Marketingkonzept für die gesamte Strecke. Im Saarland stehen schon viele Partner bereit, ein solches Konzept zu begleiten und bei der Umsetzung zu helfen – auch die IHK.
Neue Chancen ...
Dieses Konzept muss schließlich auch ein wichtiger Baustein sein für das Standortmarketing der Landesregierung und für die Initiativen all jener, die sich vom schnellen Zug Auftrieb für ihr Geschäft erwarten. Die Chancen liegen in vielen Bereichen – in der Ansiedlung neuer Unternehmen etwa, im Tourismus oder auch bei der Veranstaltung überregionaler Kongresse und Fachtagungen.
im Kulturtourismus ...
Schon jetzt ziehen große Events wie die Ausstellungen im Weltkulturerbe Völklingen, die Musikfestspiele Saar oder die Sonderausstellungen des Saarland Museums viele Besucher von außerhalb in die Region. Die bessere Schienenanbindung wird den Einzugsbereich für solche Ereignisse künftig erheblich vergrößern – gerade auch in Richtung Paris. Das Potenzial ist jedenfalls riesig: Entlang der Schnellverkehrstrasse leben insgesamt 17 Millionen Menschen, die immerhin rund fünf Prozent der gesamten europäischen Wertschöpfung erwirtschaften.
Wenn wir die damit verbundenen Chancen bestmöglich nutzen wollen, reicht es nicht aus, auf die Attraktivität der einzelnen Events und Kulturstätten zu setzen. Wir müssen diese zugleich auch bündeln und – ergänzt um Themen wie Kulinarik, Wellness und Geschichte - in attraktive Pauschalangebote gießen. Am besten mit ein paar Klicks direkt auch im Internet buchbar. Keine Frage: Angebote dieser Art gibt es bereits. Aber zu wenige von ihnen sind bislang noch auf den französischen Markt zugeschnitten. Und natürlich bedarf es für alle Angebote dann auch eines zielgruppenorientierten Marketings.
für internationale Kongresse ...
An Attraktivität gewinnt das Saarland auch als Standort für internationale Kongresse und wissenschaftliche Fachtagungen – vor allem für solche, die sich insbesondere auch an Teilnehmer aus Frankreich und dem Benelux-Raum richten. Erfolgsbedingung ist freilich, dass hierzulande ein quantitativ und qualitativ hinreichendes Angebot an Hotelbetten und Tagungsstätten bereit steht. Daran hapert es zur Zeit noch.
Förderlich für den Kultur-, Städte- und Kongresstourismus wäre es sicherlich auch, wenn Saarbrücken bei der Realisierung des Großprojekts „Stadtmitte am Fluss“ konkrete Fortschritte machen und so weiter an städtebaulicher Attraktivität gewinnen würde. Was zählt, ist nicht die einzelne Attraktion. Die Summe macht’s.
und für die Ansiedlung von Unternehmen
Eine Aufwertung erfährt das Saarland natürlich auch als Standort für die Wirtschaft. Neue Chancen eröffnet der Schnellverkehr vor allem für jene Unternehmen, die den französischen Markt im Visier haben. Sie sind künftig schneller bei ihren Kunden und Lieferanten in Frankreich und für diese natürlich auch selbst besser erreichbar. Kurzum: Der Lagevorteil an der Nahtstelle der beiden größten Einzelmärkte der EU gewinnt weiter an Gewicht.
Interessanter wird unser Land deshalb auch für französische Unternehmen. Sie können von hier aus den deutschen Markt erschließen und das Saarland mithin als „Porte d’Allemagne“ nutzen. Mehrere Standortpräsentationen unseres Landes in Paris haben genau diese Zielgruppe im Auge. Die Landesregierung, die gwSaar, der Marketingclub, die CCFA und auch unsere IHK machen mit. Geplant ist u.a. ein Investoren-Event mit Ministerpräsident Peter Müller in Paris, um prominent auf diese neue Trumpfkarte unseres Landes aufmerksam zu machen.
Marketing ist Gemeinschaftsaufgabe
Um all diese Chancen zu nutzen, macht es Sinn, die Initiativen der einzelnen Akteure aufeinander abzustimmen und – da wo möglich – Synergien zu nutzen. Ein Lob verdient die Initiative Standort Saar (ISS), die das Thema frühzeitig angesprochen und bereits konkrete Vorschläge für eine Marketingstrategie entwickelt hat. Positiv ist auch, dass das Wirtschaftsministerium den Informations- und Meinungsaustausch koordiniert und eine Internet-Plattform eingerichtet hat, die über die geplanten Aktivitäten informiert.
Man muss gewiss nicht alles gemeinsam machen, doch es ist gut, wenn jeder weiß, was der andere plant und wenn man frühzeitig darüber diskutiert, wie sich durch gemeinsame Initiativen mehr Schlagkraft erreichen lässt. In diesem Sinne ist das Marketing für den schnellen Zug eine Gemeinschaftsaufgabe. Dafür steht auch die gemeinsame Dachmarke „Pole Position 2007“.
Ansatzpunkte für gemeinsames Handeln gibt es dabei nicht nur innerhalb des Saarlandes, sondern auch mit Städten und Regionen außerhalb des Landes. Warum nicht gemeinsam für die kulturellen und kulturhistorischen Attraktionen entlang der Strecke werben? Warum nicht Pauschalangebote stricken, die neben dem Saarland auch Metz und Luxemburg einbeziehen? Warum nicht gemeinsam mit Lothringen für den „schnellen Wirtschaftsstandort“ Saar-Lor werben?
Es gibt also viele Ansatzpunkte, die regionalwirtschaftliche Zugkraft des schnelles Zuges zu nutzen. Entschlossenes Handeln ist angesagt. Wir sind am Zug.
Hinzu kommt ein erheblicher Zugewinn beim Reisekomfort, der mit dazu beitragen dürfte, mehr Geschäftsleute für den Verkehrsträger Schiene zu gewinnen. Mehrsprachiges Zugpersonal, ein ansprechendes Ambiente, modernste Kommunikationstechnik und eine hochwertige Gastronomie werden künftig Standard sein. Mit dem Fahrplanwechsel am Jahresende gibt es dann auch mehr Verbindungen: Statt drei Zugpaaren täglich werden es ab Dezember 2007 fünf sein.
Ein starkes Stück Standortaufwertung
Keine Frage: Der schnelle Zug bedeutet für unser Land ein starkes Stück Standortaufwertung. Beispiele aus Japan und Frankreich machen anschaulich, welche wirtschaftlichen Impulse von der Einbindung eines Standortes in ein leistungsfähiges Hochgeschwindigkeitsnetz ausgehen können. Sie zeigen, dass die „Raum erschließende Kraft“, die man früher den Wasserstraßen zusprach, heute insbesondere von Schnellverkehrstrassen ausgeht. Wie groß der ökonomische Nutzen für unser Land genau sein wird, lässt sich schwer in Euro und Cent beziffern. Sicher ist indes: Er hängt entscheidend davon ab, dass wir die Chancen, die sich bieten, mit Energie und Tatkraft nutzen.
Zunächst muss es darum gehen, eine hinreichende Auslastung der Züge zu sichern. Denn auf Dauer entscheidet letztlich die betriebswirtschaftliche Rentabilität über den Umfang des Angebots. Im Klartext: Je mehr Fahrgäste, desto mehr Zugpaare - und umgekehrt. Deshalb ist es wichtig, dass die Betriebsgesellschaft, die die Strecke vermarkten soll, rasch gegründet wird und ihre Arbeit zügig aufnimmt. Der Streit um Namensrechte und die Feinabstimmung zwischen allen Beteiligten hat schon genug Zeit gekostet. Jetzt brauchen wir unverzüglich ein schlüssiges Marketingkonzept für die gesamte Strecke. Im Saarland stehen schon viele Partner bereit, ein solches Konzept zu begleiten und bei der Umsetzung zu helfen – auch die IHK.
Neue Chancen ...
Dieses Konzept muss schließlich auch ein wichtiger Baustein sein für das Standortmarketing der Landesregierung und für die Initiativen all jener, die sich vom schnellen Zug Auftrieb für ihr Geschäft erwarten. Die Chancen liegen in vielen Bereichen – in der Ansiedlung neuer Unternehmen etwa, im Tourismus oder auch bei der Veranstaltung überregionaler Kongresse und Fachtagungen.
im Kulturtourismus ...
Schon jetzt ziehen große Events wie die Ausstellungen im Weltkulturerbe Völklingen, die Musikfestspiele Saar oder die Sonderausstellungen des Saarland Museums viele Besucher von außerhalb in die Region. Die bessere Schienenanbindung wird den Einzugsbereich für solche Ereignisse künftig erheblich vergrößern – gerade auch in Richtung Paris. Das Potenzial ist jedenfalls riesig: Entlang der Schnellverkehrstrasse leben insgesamt 17 Millionen Menschen, die immerhin rund fünf Prozent der gesamten europäischen Wertschöpfung erwirtschaften.
Wenn wir die damit verbundenen Chancen bestmöglich nutzen wollen, reicht es nicht aus, auf die Attraktivität der einzelnen Events und Kulturstätten zu setzen. Wir müssen diese zugleich auch bündeln und – ergänzt um Themen wie Kulinarik, Wellness und Geschichte - in attraktive Pauschalangebote gießen. Am besten mit ein paar Klicks direkt auch im Internet buchbar. Keine Frage: Angebote dieser Art gibt es bereits. Aber zu wenige von ihnen sind bislang noch auf den französischen Markt zugeschnitten. Und natürlich bedarf es für alle Angebote dann auch eines zielgruppenorientierten Marketings.
für internationale Kongresse ...
An Attraktivität gewinnt das Saarland auch als Standort für internationale Kongresse und wissenschaftliche Fachtagungen – vor allem für solche, die sich insbesondere auch an Teilnehmer aus Frankreich und dem Benelux-Raum richten. Erfolgsbedingung ist freilich, dass hierzulande ein quantitativ und qualitativ hinreichendes Angebot an Hotelbetten und Tagungsstätten bereit steht. Daran hapert es zur Zeit noch.
Förderlich für den Kultur-, Städte- und Kongresstourismus wäre es sicherlich auch, wenn Saarbrücken bei der Realisierung des Großprojekts „Stadtmitte am Fluss“ konkrete Fortschritte machen und so weiter an städtebaulicher Attraktivität gewinnen würde. Was zählt, ist nicht die einzelne Attraktion. Die Summe macht’s.
und für die Ansiedlung von Unternehmen
Eine Aufwertung erfährt das Saarland natürlich auch als Standort für die Wirtschaft. Neue Chancen eröffnet der Schnellverkehr vor allem für jene Unternehmen, die den französischen Markt im Visier haben. Sie sind künftig schneller bei ihren Kunden und Lieferanten in Frankreich und für diese natürlich auch selbst besser erreichbar. Kurzum: Der Lagevorteil an der Nahtstelle der beiden größten Einzelmärkte der EU gewinnt weiter an Gewicht.
Interessanter wird unser Land deshalb auch für französische Unternehmen. Sie können von hier aus den deutschen Markt erschließen und das Saarland mithin als „Porte d’Allemagne“ nutzen. Mehrere Standortpräsentationen unseres Landes in Paris haben genau diese Zielgruppe im Auge. Die Landesregierung, die gwSaar, der Marketingclub, die CCFA und auch unsere IHK machen mit. Geplant ist u.a. ein Investoren-Event mit Ministerpräsident Peter Müller in Paris, um prominent auf diese neue Trumpfkarte unseres Landes aufmerksam zu machen.
Marketing ist Gemeinschaftsaufgabe
Um all diese Chancen zu nutzen, macht es Sinn, die Initiativen der einzelnen Akteure aufeinander abzustimmen und – da wo möglich – Synergien zu nutzen. Ein Lob verdient die Initiative Standort Saar (ISS), die das Thema frühzeitig angesprochen und bereits konkrete Vorschläge für eine Marketingstrategie entwickelt hat. Positiv ist auch, dass das Wirtschaftsministerium den Informations- und Meinungsaustausch koordiniert und eine Internet-Plattform eingerichtet hat, die über die geplanten Aktivitäten informiert.
Man muss gewiss nicht alles gemeinsam machen, doch es ist gut, wenn jeder weiß, was der andere plant und wenn man frühzeitig darüber diskutiert, wie sich durch gemeinsame Initiativen mehr Schlagkraft erreichen lässt. In diesem Sinne ist das Marketing für den schnellen Zug eine Gemeinschaftsaufgabe. Dafür steht auch die gemeinsame Dachmarke „Pole Position 2007“.
Ansatzpunkte für gemeinsames Handeln gibt es dabei nicht nur innerhalb des Saarlandes, sondern auch mit Städten und Regionen außerhalb des Landes. Warum nicht gemeinsam für die kulturellen und kulturhistorischen Attraktionen entlang der Strecke werben? Warum nicht Pauschalangebote stricken, die neben dem Saarland auch Metz und Luxemburg einbeziehen? Warum nicht gemeinsam mit Lothringen für den „schnellen Wirtschaftsstandort“ Saar-Lor werben?
Es gibt also viele Ansatzpunkte, die regionalwirtschaftliche Zugkraft des schnelles Zuges zu nutzen. Entschlossenes Handeln ist angesagt. Wir sind am Zug.