Aktuelles

Kennzahl: 17.3286

Zehn Argumente gegen die Ausbildungsplatzabgabe

Ein bürokratisches Monster mit immensem
Zerstörungspotenzial

31.03.2004

1. Schon die Diskussion schadet
Viele Unternehmen, die bisher über Bedarf ausbilden, werden künftig zunächst weniger Ausbildungsplätze bereitstellen. Denn für sie stellt sich die Frage: Warum heute über Bedarf ausbilden, wenn es morgen dafür Zuschüsse gibt?

2. Abgabe entlässt Unternehmen aus der gesellschaftspolitischen Verantwortung
Je stärker die Politik auf Reglementierung und Dirigismus setzt, umso mehr sehen sich Unternehmen von dieser Verantwortung entbunden.

3. Ein bürokratisches Monster
Notwendig würde der Aufbau einer Riesen-Behörde mit wohl mehr als 1 000 Mitarbeitern, die nur bei Erfüllung des Auslösekriteriums in Aktion tritt („Stand-by-Behörde). Immerhin geht es darum, die Daten von rund 700 000 Unternehmen zu erfassen und zu bewerten sowie ein Finanzvolumen in der Größenordnung von 4 Milliarden Euro umzuschichten.

4. Zentrale Organisation kann regionale Probleme nicht lösen
Ohne Zustimmung des Bundesrates kann die Ausbildungsplatzabgabe nur zentralistisch organisiert werden. Ausbildungsmärkte sind aber regional. Eine Zentralinstanz ist nicht in der Lage, auf regionale Entwicklungen sachgerecht und punktgenau zu reagieren. Schon gar nicht innerhalb von wenigen Wochen.

5. Abgabe ist ungerecht
Die Abgabe trifft auch Unternehmen, die ausbilden wollen, aber keine geeigneten Bewerber finden. Im Westen gibt es davon viele. Dazu zählen insbesondere auch Betriebe, für die es keine passenden Ausbildungsberufe gibt. Diese haben faktisch keine Chance, die durchschnittlichen Ausbildungsquoten zu erreichen und müssen dennoch zahlen.

6. Höhere Arbeitskosten (Strafsteuer auf Arbeitsplätze)
Die Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe hätte eine weitere Verteuerung des Faktors Arbeit zur Folge. Arbeit ist in Deutschland schon jetzt zu teuer.

7. Aushöhlung des dualen Systems
Wenn der Staat die Verantwortung für die berufliche Ausbildung verstärkt an sich zieht, heißt die wahrscheinliche Folge: weniger duale Ausbildungsplätze, mehr schulische/staatliche Angebote. Das duale System, das zu den wichtigsten Trümpfen des Standortes Deutschland zählt, würde schrittweise ausgehöhlt.

8. Qualifizierung in die Arbeitslosigkeit
Bei staatlichen Maßnahmen oder „gekauften“ Ausbildungsplätzen werden weniger der Bedarf der Wirtschaft als vielmehr die Wünsche der Bewerber darüber entscheiden, in welchen Berufsbildern ausgebildet wird. Das bringt die Gefahr, dass in die Arbeitslosigkeit hinaus ausgebildet wird.

9. Problem besteht nur temporär
Schon in wenigen Jahren wird die Zahl der Schulabsolventen deutlich sinken. Für eine so begrenzte Zeitspanne macht es wenig Sinn, ein so fragwürdiges und komplexes System aufzubauen, um es kurze Zeit später wieder abzuschaffen.

10. Ein fatales Signal
Die Einführung der Abgabe würde mit fatalen Folgen signalisieren: Deutschland setzt auf staatliche Intervention statt auf Markt und Wettbewerb. Das schreckt Investoren ab – inländische ebenso wie ausländische.