Zehn Argumente gegen die Ausbildungsplatzabgabe
Ein bürokratisches Monster mit immensem
Zerstörungspotenzial
31.03.2004
Viele Unternehmen, die bisher über Bedarf ausbilden, werden künftig zunächst weniger Ausbildungsplätze bereitstellen. Denn für sie stellt sich die Frage: Warum heute über Bedarf ausbilden, wenn es morgen dafür Zuschüsse gibt?
2. Abgabe entlässt Unternehmen aus der
gesellschaftspolitischen Verantwortung
Je stärker die Politik auf Reglementierung und Dirigismus
setzt, umso mehr sehen sich Unternehmen von dieser Verantwortung
entbunden.
3. Ein bürokratisches Monster
Notwendig würde der Aufbau einer Riesen-Behörde mit wohl
mehr als 1 000 Mitarbeitern, die nur bei Erfüllung des
Auslösekriteriums in Aktion tritt („Stand-by-Behörde). Immerhin
geht es darum, die Daten von rund 700 000 Unternehmen zu erfassen
und zu bewerten sowie ein Finanzvolumen in der Größenordnung von
4 Milliarden Euro umzuschichten.
4. Zentrale Organisation kann regionale Probleme nicht
lösen
Ohne Zustimmung des Bundesrates kann die
Ausbildungsplatzabgabe nur zentralistisch organisiert werden.
Ausbildungsmärkte sind aber regional. Eine Zentralinstanz ist
nicht in der Lage, auf regionale Entwicklungen sachgerecht und
punktgenau zu reagieren. Schon gar nicht innerhalb von wenigen
Wochen.
5. Abgabe ist ungerecht
Die Abgabe trifft auch Unternehmen, die ausbilden wollen,
aber keine geeigneten Bewerber finden. Im Westen gibt es davon
viele. Dazu zählen insbesondere auch Betriebe, für die es keine
passenden Ausbildungsberufe gibt. Diese haben faktisch keine
Chance, die durchschnittlichen Ausbildungsquoten zu erreichen und
müssen dennoch zahlen.
6. Höhere Arbeitskosten (Strafsteuer auf Arbeitsplätze)
Die Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe hätte eine
weitere Verteuerung des Faktors Arbeit zur Folge. Arbeit ist in
Deutschland schon jetzt zu teuer.
7. Aushöhlung des dualen Systems
Wenn der Staat die Verantwortung für die berufliche
Ausbildung verstärkt an sich zieht, heißt die wahrscheinliche
Folge: weniger duale Ausbildungsplätze, mehr
schulische/staatliche Angebote. Das duale System, das zu den
wichtigsten Trümpfen des Standortes Deutschland zählt, würde
schrittweise ausgehöhlt.
8. Qualifizierung in die Arbeitslosigkeit
Bei staatlichen Maßnahmen oder „gekauften“
Ausbildungsplätzen werden weniger der Bedarf der Wirtschaft als
vielmehr die Wünsche der Bewerber darüber entscheiden, in welchen
Berufsbildern ausgebildet wird. Das bringt die Gefahr, dass in
die Arbeitslosigkeit hinaus ausgebildet wird.
9. Problem besteht nur temporär
Schon in wenigen Jahren wird die Zahl der Schulabsolventen
deutlich sinken. Für eine so begrenzte Zeitspanne macht es wenig
Sinn, ein so fragwürdiges und komplexes System aufzubauen, um es
kurze Zeit später wieder abzuschaffen.
10. Ein fatales Signal
Die Einführung der Abgabe würde mit fatalen Folgen
signalisieren: Deutschland setzt auf staatliche Intervention
statt auf Markt und Wettbewerb. Das schreckt Investoren ab –
inländische ebenso wie ausländische.