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Zukunftsbündnis Fachkräfte Saar legt Arbeitsprogramm zur Erhöhung der Frauenerwerbsbeteiligung vor

03.03.2016

Im Saarland wird eine zentrale Netzwerkstelle „Frauen im Beruf“ eingerichtet. Dies teilte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger nach einer Sitzung des „Zukunftsbündnisses Fachkräfte Saar“ (ZFS) mit. Die Bündnispartner sehen darin einen wesentlichen Baustein für die Einstiegs- oder Wiedereinstiegsberatung. Die Stelle soll eng mit den Akteurinnen und Akteuren auf kommunaler Ebene zusammenarbeiten und dazu beitragen, ein landesweites Konzept zur Verbesserung der beruflichen Aktivierung oder Reaktivierung von Frauen auf die Beine zu stellen. Diesem Ziel dient auch eine geplante Informationskampagne. Rehlinger: „Wir machen es uns zur Aufgabe, die Teilhabe von Frauen an der saarländischen Wirtschaft in den nächsten Jahren spürbar zu verbessern. Dies ist ein Gebot der Gerechtigkeit, aber auch der politischen Vernunft.“

Das ZFS strebt an, in zehn Jahren bis zu 19.000 Frauen zusätzlich als Fachkräfte zu gewinnen. Um dies zu erreichen, wurde das Arbeitsprogramm „Erhöhung der Frauenerwerbsbeteiligung“ zusammengestellt. Die Hauptzielgruppen sind Berufseinsteigerinnen, Wiedereinsteigerinnen, Mini-Jobberinnen und alleinerziehende Frauen. Hier werden bedeutende Arbeitsmarktpotenziale gesehen.

Um die Zielgruppen individuell anzusprechen, sind rund 20 Einzelmaßnahmen geplant.
  • Bei den Berufseinsteigerinnen geht es zum Beispiel darum, gezielt für Tätigkeiten im naturwissenschaftlich-technischen Bereich zu werben, wo der Frauenanteil noch unterentwickelt ist.
  • Bei den Wiedereinsteigerinnen stehen Motivations-, Qualifizierungs- und Beratungsangebote im Vordergrund.
  • Den Mini-Jobberinnen soll insbesondere vermittelt werden, welche Risiken eine geringfügige Beschäftigung für die Existenzsicherung und die Altersversorgung mit sich bringen kann.
  • Alleinerziehenden kann durch Teilzeitausbildung, durch familienfreundliche Arbeitszeitmodelle und eine lebensphasenorientierte Personalpolitik die Teilhabe am Arbeitsmarkt erleichtert werden.
Als ein wesentliches Handlungsfeld sieht Ministerin Rehlinger auch die Förderung von Existenzgründungen: „Bei den Unternehmensgründungen und -übernahmen sollen Frauen stärker als bisher zum Zug kommen. Der Frauenanteil ist da im Saarland noch unterdurchschnittlich. Unser SOG-Beraternetzwerk wird deshalb diesen Aspekt jetzt mit Nachdruck auf die Tagesordnung setzen.“ Im Bereich der Nebenerwerbsgründungen gebe es bereits Fortschritte, die Angebote zur Gründungsförderung für Frauen könnten durch die Arbeit der neuen Netzwerkstelle aber noch verbessert werden.

Statements

„Die Beauftragten für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit und Jobcenter beraten bereits seit vielen Jahren zu Fragen der beruflichen Aus- und Weiterbildung, des Wiedereinstiegs, der Kinderbetreuung und vielem mehr. Wir zeigen Wege für eine erfolgreiche Beteiligung am Erwerbsleben auf. Dies ist für Frauen und Männer gleichermaßen die Grundlage für viele Aspekte der Lebensplanung wie auch der vorausschauenden Sicherung im Alter“, so Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit

IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Heino Klingen unterstreicht: „Für die IHK ist die Erhöhung der Frauenerwerbsquote ein wesentlicher Ansatzpunkt, um den sich abzeichnenden Fachkräftemangel abfedern zu können. Dabei sollte über eine Änderung des Berufswahlverhaltens der jungen Mädchen vor allem der Frauenanteil in naturwissenschaftlich-technischen Berufen gesteigert werden. Denn hier sind Mädchen und Frauen immer noch deutlich unterrepräsentiert, und hier dürfte der Fachkräftemangel künftig besonders groß werden.“

Der stellvertretende Bezirksvorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland, Eugen Roth verdeutlicht: "Frauen im Saarland müssen die Chance erhalten, in bessere Jobs zu gelangen - auch in Vollzeitbeschäftigung. Und nicht nur, weil wir Fachkräfte dringend brauchen und es uns nicht leisten können, die am besten ausgebildete Frauengeneration mit Mini-Jobs abzuspeisen. Laut einer Auswertung der Arbeitskammer ist die ohnehin über dem Bundesschnitt liegende Armutsgefährdungsquote im Saarland bei älteren Frauen in den letzten zehn Jahren überproportional gestiegen. Altersarmut ist aber nicht nur ein Einzelschicksal, sondern auch eine Gefahr für unsere Gesellschaft. Es ist gut, dass es nun weitere Unterstützer und Maßnahmen gibt, die Frauen im Saarland den (Wieder-)Einstieg in den Beruf weisen."

HINTERGRUND

Das Arbeitsprogramm „Erhöhung der Frauenerwerbsbeteiligung“ ist Teil der im Jahr 2013 auf den Weg gebrachten saarländischen Strategie zur nachhaltigen Deckung des Fachkräftebedarfs. Zuvor waren bereits die ZFS-Aktionsprogramme zur Ausbildung sowie zur Zuwanderung aufgelegt worden. Deren Umsetzung ist in Gang.
Die Vorbereitung des Arbeitsprogramms zur Frauenerwerbsbeteiligung wurde durch das Engagement kooperierender Partner unterstützt. Dies waren: der Frauenrat Saarland, die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbeauftragten, der Landkreistag, der saarländische Städte- und Gemeindetag, die Universität des Saarlandes, die Hochschule für Technik und Wirtschaft sowie die Liga der freien Wohlfahrtspflege.

Partner im Zukunftsbündnis Fachkräfte Saar
  • Arbeitskammer des Saarlandes
  • Deutscher Gewerkschaftsbund Rheinland-Pfalz/Saarland
  • Handwerkskammer des Saarlandes
  • Industrie- und Handelskammer Saarland
  • Ministerium für Bildung und Kultur
  • Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie
  • Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr
  • Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit
  • saarland.innovation&standort e.V.
  • Staatskanzlei des Saarlandes
  • Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände